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Robespierre

[
rɔbsˈpjɛ:r
]
Maximilien de, französischer Revolutionär, * 6. 5. 1758 Arras,  28. 7. 1794 Paris (hingerichtet); Anwalt; Abgeordneter der Generalstände, der Konstituante und des Nationalkonvents, avancierte als führendes Mitglied des Jakobinerklubs zur zentralen Gestalt der Französischen Revolution; war nach dem Sturz der Girondisten seit Juli 1793 der Kopf des Wohlfahrtsausschusses und seit April 1794 faktisch Diktator. Gestützt auf Teile des Bürgertums und die unteren Volksschichten, erstrebte Robespierre eine radikale Demokratisierung und die „Herrschaft der Tugend“; er führte den Kult des „Höchsten Wesens“ ein. Zur Durchsetzung seiner Ziele bediente er sich eines ständig zunehmenden Terrors („Schreckensherrschaft“). Am 9. Thermidor (27. 7.) 1794 wurde er unter Teilnahme ehemaliger Parteigänger vom Konvent gestürzt und am nächsten Tag ohne Prozess guillotiniert.
Robespierre, Maximilien de
Maximilien de Robespierre
Terror ist eine Offenbarung der Tugend
Terror ist eine Offenbarung der Tugend
Während des Höhepunkts des jakobinischen Terrors hielt Maximilien de Robespierre am 5. Februar 1794 vor dem Konvent eine Rede über die Grundsätze der politischen Moral (Auszüge):

Wir wollen in unserem Lande Selbstsucht durch Sittlichkeit ersetzen, Ehre durch Reinlichkeit, Sitten durch Grundsätze, Anstand durch Pflicht, die Tyrannei der Mode durch das Reich der Vernunft, Verachtung des Unglücks durch Verachtung des Lasters, Frechheit durch Stolz, Eitelkeit durch Größe der Seele, Liebe zum Intrigenspiel durch gute Menschen, Ränke durch Verdienst, den Schöngeist durch das Genie, Schein durch Wahrheit, Überdruss der Lust durch Zauber des Glücks, die Kleinheit der Großen durch die Größe der Menschen, ein liebenswürdiges, leichtsinniges und elendes Volk durch ein hochherziges, mächtiges und glückliches Volk: das heißt, alle Laster und lächerlichen Züge der Monarchie durch die Tugenden und Wunder der Republik. In einem Wort: Wir wollen den Forderungen der Natur nachkommen, die Gesetze der Humanität und die Versprechen der Philosophie erfüllen und den Götzen der langen Gewalt- und Verbrechensherrschaft zum Teufel jagen. ...
Was ist nun der erste Grundsatz der Demokratie oder Volksherrschaft, das heißt, welche wesentliche Triebkraft bringt sie in Gang und bewegt sie? Es ist die Tugend... Ich spreche von jener hohen Tugend, die in Griechenland und Rom so viele Wunder hervorbrachte und die im republikanischen Frankreich noch viel erstaunlichere vollbringen soll. Ich spreche von der Tugend, die nichts anderes ist als Liebe zum Vaterland und zu seinen Gesetzen. ...
Tyrannen bedrohen eure Grenzen, und hier im Lande verschwören sich alle Freunde der Tyrannei. Sie werden Verschwörer sein, bis dem Verbrechen jede Hoffnung genommen ist. Wir müssen die inneren und äußeren Feinde der Republik ersticken oder mit ihr untergehen. Deshalb soll in dieser Lage die erste Regel der politischen Tugend sein, das Volk durch Vernunft zu leiten und die Feinde des Volkes durch Terror zu beherrschen.
Wenn der Geist der Regierung im Frieden die Tugend ist, so ist er während der Revolution Tugend und Terror zugleich: Tugend, ohne die der Terror verderblich ist. Terror, ohne den die Tugend ohnmächtig ist. Terror ist nicht anderes als rasche, strenge und unbeugsame Gerechtigkeit. Er ist eine Offenbarung der Tugend. Der Terror ist nicht ein besonderes Prinzip der Demokratie, sondern er ergibt sich aus den Grundsätzen, welche dem Vaterland als dringendste Sorge am Herzen liegen müssen.
Diktatur Robespierres
Diktatur Robespierres
Joseph Fouché, ein Mitglied des Konvents, beschreibt in seinen 1824 veröffentlichten Memoiren die Schreckensherrschaft von Maximilien de Robespierre, an dessen Sturz er teilhatte:

"Wir hatten den Höhepunkt von Revolution und Schrecken erreicht. Regiert wurde nur noch mit dem Eisen, das die Köpfe abschnitt. Verdacht und Misstrauen nagten an allen Herzen, und das blanke Entsetzen lag über allen. Selbst die Männer, die in ihren Händen die Waffe des Terrors hielten, waren von ihm bedroht. Ein einziger Mann im Konvent schien eine unangreifbare Popularität zu genießen, das war Robespierre aus dem Artois, voller Verschlagenheit und Stolz, ein neidischer, hasserfüllter, rachgieriger Mensch, der sich an dem Blut seiner Kollegen nicht sättigen konnte, und der durch seine Veranlagung, sein Verhalten, den Weg seiner Ideen und seine Zähigkeit sich oft auf das Niveau der schrecklichsten Umstände zu erheben vermochte.
Gestützt auf sein Übergewicht im Wohlfahrtsausschuss, strebte er ganz offen nicht mehr nur nach einer Tyrannis wie die der Dezemvirn, sondern zum Despotismus einer Diktatur, wie Marius und Sulla [römische Feldherrn um 100 v. Chr.] sie ausgeübt hatten. Er brauchte nur noch einen einzigen Schritt zu tun, um absoluter Herr der Revolution zu sein, die nach seinem Willen zu lenken er die stolze Kühnheit besaß, aber er brauchte dazu noch dreißig Köpfe, und er hatte sie bereits im Konvent gekennzeichnet [gemeint sind geplante Hinrichtungen Oppositioneller]. Er wusste, dass ich ihn durchschaut hatte, und also hatte ich die Ehre, in seinem Notizbuch auf die Mordliste gesetzt zu werden. Ich war noch fern auf Mission, als er mich anklagte, ich unterdrücke die Patrioten und vertrüge mich gut mit den Aristokraten. Ich wagte es von der Tribüne herab von ihm zu fordern, er solle seine Anklage beweisen. Aus dem Jakobinerklub, dessen Hoher Priester er war, ließ er mich ausschließen, was für mich so viel bedeutete wie eine Proskription [Ächtung, Todesurteil]. Es machte mir nicht das geringste Vergnügen, um meinen Kopf kämpfen oder bei heimlichen Treffen mit Kollegen, die ebenso wie ich bedroht waren, lange Beratungen halten zu müssen. Ich begnügte mich damit, ihnen ... zu sagen: Ihr seid auf der Liste! Ihr seid genauso auf der Liste wie ich, dessen bin ich ganz sicher!"
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