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Desertifikation: Die Wüste kommt

Kann der Mensch Wüsten schaffen?

Ja, leider. Mit steigender Bevölkerungszahl müssen immer mehr Menschen Lebensraum finden und dringen dafür in zuvor unbesiedelte Gebiete vor. Sie zerstören dabei ökologisch sensible Bereiche. In den Steppen- und Savannenlandschaften an den Rändern der Wüsten sind diese Schäden oftmals nicht wiedergutzumachen. Dort schreitet die Wüstenbildung, die sog. Desertifikation, immer weiter voran.

Wie werden Landschaften zu Wüsten?

Eine der wichtigsten Ursachen der Wüstenbildung ist die Veränderung und die Zerstörung der natürlichen Vegetation.

Es ist immer das Gleiche: Wälder werden abgeholzt, der Bodenschutz durch eine Pflanzendecke geht ebenso verloren wie die Vielfalt an Arten. Eine falsch betriebene Landwirtschaft sorgt für den Rest: Zu viele Tiere sollen von der spärlichen Vegetation leben, Felder werden ohne Sicherung vor Wind und Wetter angelegt, eine Bewässerung wird dort betrieben, wo die nötigen Wasserreserven nicht auf Dauer zur Verfügung stehen. Die Übernutzung der natürlichen Ressourcen mündet dann direkt in die Wüstenbildung.

Wie groß ist die Gefahr der Wüstenbildung?

Derzeit leiden 36 Mio. km² Fläche unter den Auswirkungen der Wüstenbildung – ein Areal dreieinhalbmal so groß wie Europa. Jährlich gehen 25 Mrd. t Boden verloren. Sie versalzen, werden weggespült oder -geweht.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen beläuft sich der Schaden in den direkt von Desertifikation betroffenen Ländern auf jährlich etwa 42 Mrd. US-Dollar. Allein in China entstehen jedes Jahr Kosten in Höhe von 7,7 Mrd. US-Dollar – das entspricht 4 % der nationalen Wirtschaftsleistung. In Äthiopien werden nur die Schäden in der Landwirtschaft 2000 bis 2010 auf rd. 7 Mrd. US-Dollar beziffert, dabei sind indirekte Schäden wie die an der Infrastruktur noch nicht berücksichtigt.

Was passiert, wenn die Wüste kommt?

Die betroffenen Menschen sind gezwungen, die lebensfeindlichen Landstriche zu verlassen. Als Umweltflüchtlinge reihen sie sich in die weltweite Migration ein, die längst nicht mehr nur aus Kriegs-, Wirtschafts- und politischen Flüchtlingen besteht.

Dabei trifft es meistens die Ärmsten. Allein auf dem afrikanischen Kontinent sind 45 % der Fläche durch Wüstenbildung gefährdet. In Mali hat schon ein Sechstel der Bevölkerung die Lebensgrundlage durch Ausweitung der Wüste verloren. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) schätzt, dass Afrika jedes Jahr rd. 9 Mrd. US-Dollar an Einkommen verliert, weil immer mehr Landfläche unbewohnbar wird.

Wie kämpft Burkina Faso gegen die Wüste?

In einem Projekt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit entwerfen die Entwicklungshelfer zusammen mit Dorfbewohnern im westafrikanischen Staat Burkina Faso eine an die Region angepasste nachhaltige Landnutzung; sie suchen Alternativen zur Abholzung und Überweidung.

Die Landwirtschaft stößt dort bei 250 mm Regen im Jahr an ihre klimatischen Grenzen. Angebaut werden überwiegend Sorghum und Kolbenhirse. Der Wanderfeldbau mit Brandrodung ist weit verbreitet. Bäume werden abgeholzt oder niedergebrannt und die gewonnenen Flächen als Ackerflächen genutzt.

Zum Schutz vor Erosion werden kleine Erdwälle auf den Feldern gebaut, die das an der Oberfläche ablaufende Wasser bremsen und kanalisieren. Dadurch wird nicht nur der Erosion Einhalt geboten, sondern gleichzeitig auch den Pflanzen Wasser zugeführt. Um die Versorgung mit Trinkwasser zu verbessern, werden Brunnen gebaut. Im Rahmen des Projekts werden zudem Baumschulen eingerichtet, so dass neue Bäume nachwachsen können.

Wussten Sie, dass …

über 1,2 Mrd. Menschen – ein Sechstel der Weltbevölkerung – in Trockengebieten leben und damit potenziell von Desertifikation betroffen sind?

rd. 135 Mio. Menschen in direkter Gefahr sind, durch Desertifikation aus ihren Heimatgebieten vertrieben zu werden? Das sind fast so viele Menschen wie in Deutschland und Frankreich leben.

auch Landstriche in Europa von Desertifikation betroffen sind? Sie sind allerdings auf die Trockengebiete des Mittelmeerraums beschränkt.

Was wird gegen Desertifikation unternommen?

Ende 1996 trat die Konvention zur Bekämpfung von Desertifikation der Vereinten Nationen in Kraft (UNCCD). Die Konvention, der über 180 Staaten zugestimmt haben, legt fest, dass der Kampf gegen die Wüstenbildung nicht alleinige Sache des Staats ist. Auch Bürger sollen daran beteiligt werden. Die Bekämpfung der Desertifikation wird als Umweltaufgabe gleichrangig neben dem Klimaschutz und der Erhaltung der Artenvielfalt betrachtet. Die Umsetzung wird von einem Sekretariat koordiniert, das seine Arbeit 1999 in Bonn aufnahm.

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