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Erdbeere und Rhabarber: Süß-saure Kombination

Was essen wir bei den Walderdbeeren?

Das gleiche wie bei den Kulturerdbeeren: den fleischig angeschwollene Blütenboden mit den ihm aufsitzenden kleinen grünen oder gelben Nüsschen. Denn anders als ihr Name vermuten lässt, gehören Erdbeeren im botanischen Sinn gar nicht zu den Beeren (bei echten Beeren verspeist man nämlich das den oder die Samen umhüllende Fruchtfleisch), sondern zu den sog. Sammelnussfrüchten.

Die Walderdbeere (Fragaria vesca) bevorzugt nährstoffreiche Böden und wächst auf Waldlichtungen, Kahlschlägen, an sonnigen Wegrändern und in Gebüschen. Sie ist in ganz Europa, Asien und Nordamerika verbreitet und dringt in den Alpen bis in eine Höhe von über 2000 Metern vor. Die ausdauernde Pflanze mit den behaarten Stängeln und den für Erdbeeren typischen dreizähligen Blättern wird etwa 15 Zentimeter hoch. Im Mai und Juni erscheinen die kleinen, weißen Blüten, die von Insekten bestäubt werden.

Sind Walderdbeeren ungesund?

Mitunter schon, denn leider ist der Genuss von rohen, wild wachsenden Erdbeeren nicht unbedenklich. Besonders in Regionen, in denen der Fuchsbandwurm verbreitet ist, sollte man Walderdbeeren – ebenso wie andere Wildfrüchte, die in Bodennähe wachsen – nur gekocht verzehren, um sich vor einer Infektion mit dem gefährlichen Parasiten zu schützen. Im Zweifelsfall sollte man bei dem zuständigen Forstamt nachfragen.

Übrigens: Neben der Walderdbeere sind noch zwei weitere Wildarten hierzulande heimisch: Die selten gewordene Zimt- oder Moschuserdbeere (Fragaria moschata) gedeiht an Waldrändern und in feuchtem Gebüsch. Von der Walderdbeere unterscheidet sich diese Pflanze durch ihre Größe, die bis zu 30 Zentimeter beträgt. Ihrer wohlschmeckenden Früchte wegen wurde sie früher häufig kultiviert. Da sie späte Nachtfröste übel nimmt, ist sie nur für geschützte Standorte geeignet. Die Knackerdbeere oder Knackelbeere (Fragaria viridis) ist etwas kleiner als die Walderdbeere, ziemlich hart und schmeckt etwas fade. Die Art besiedelt trockene Gebüsche, Halbtrockenrasen und Wegränder.

Vermehren sich Erdbeeren nur über ihre Früchte?

Nein, Erdbeeren können sich auch über Ausläufer vermehren. Im ersten Jahr bilden sie eine Rosette dreizähliger Blätter aus, die an langen Stielen sitzen. Im zweiten Jahr erscheint der Blütenstand mit wenigen Blüten. Dann entwickelt die Pflanze aus den Blattachseln neue Triebe, die wiederum Blattrosetten ausbilden. Zusätzlich kommen aus den Achseln der niedrigen Blätter weitere Triebe hervor. Sie wachsen waagerecht als Ausläufer , verankern sich im Boden und bilden neue Blattrosetten. So kann aus einer einzigen Erdbeerpflanze eine Vielzahl von Tochterpflanzen entstehen.

Übrigens: Eine weitere Art ist die in den Alpen heimische Monatserdbeere (Fragaria vesca var. semperflorens). Monatserdbeeren nennt man heute Sorten, die innerhalb einer Saison mehrmals blühen und Früchte entwickeln. Auch Zimterdbeere und Knackerdbeere wurden eine Zeit lang in Kultur genommen. Heute sind sie längst von Sorten mit größeren Früchten verdrängt.

Stammt die Gartenerdbeere von der Walderdbeere ab?

Nein, die Ausgangsarten unserer heutigen Gartenerdbeere (Fragaria × ananassa) sind die Scharlacherdbeere (Fragaria virginiana), die im 17. Jahrhundert aus Nordamerika zu uns kam, und die Chile-Erdbeere (Fragaria chiloensis), die an der gesamten Pazifikküste heimisch ist und zuerst in England und Frankreich angebaut wurde. Durch Kreuzungen und züchterische Weiterentwicklung entstanden schließlich immer neuen Sorten, die größere Früchte tragen. Leider bleibt bei diesen großfrüchtigen Sorten häufig der Geschmack auf der Strecke. Ihre Größe erreichen Gartenerdbeeren für gewöhnlich, indem die Pflanzen in die Früchte mehr Wasser einlagern als ihre wilden Verwandten, aber weniger Zucker und Fruchtsäuren. Dadurch reichen Gartenerdbeeren nur selten an den Geschmack wilder Erdbeeren heran.

Was ist Rhabarber – Obst oder Gemüse?

Eigentlich ein Gemüse, doch er wird meist wie Obst genutzt: Mit viel Zucker gekocht wird er kalt als Kompott serviert, zu Fruchtmarmeladen hinzugefügt oder zu wohlschmeckendem Kuchenbelag verarbeitet. Besonders mit Erdbeeren harmoniert seine Säure gut. Verwertet werden lediglich die fleischigen Blattstiele der Pflanze. Die Blätter sind wegen ihres hohen Gehalts an Oxalsäure ungenießbar. Auch die Stängel enthalten Oxalsäure, deren Gehalt mit der Zeit langsam ansteigt, so dass die Ernte ab Mitte Juni eingestellt werden sollte.

Im Garten bevorzugt Rhabarber einen sonnigen Standort und lockere, fruchtbare Erde. Um dem Geschmack der Verbraucher entgegenzukommen, hat man Kultursorten mit einem geringeren Säureanteil gezüchtet. Als Faustregel gilt: Rhabarbersorten mit grünen Stangen werden meist dicker und schmecken saurer, rote Sorten sind milder, aber oft auch dünner. Bis zu zehn Jahre lang kann eine Pflanze gute Erträge liefern, dann sollte der Wurzelstock des pflegeleichten Gemüses geteilt und an einer anderen Stelle wieder eingepflanzt werden.

Die großen, krausen Rhabarberblätter treiben schon früh im Jahr aus. Wird ihr Wachstum unter Folie beschleunigt, können die langen, fleischigen Stiele schon ab April geerntet werden. Im Sommer schmückt sich der Rhabarber mit einem imposanten, bis zu zwei Meter hohen Blütenstand. Will man jedoch verhindern, dass der Pflanze allzu viel Kraft entzogen wird, sollte man ihn entfernen, um das Rhizom nicht zu schwächen. Im August sterben die Blätter dann ab.

Warum sind auf vielen Marienbildern Erbeeren zu sehen?

Weil ihre weißen Blüten die Unschuld der Gottesmutter verkörpern. Wie viele andere Pflanzen, die im Laufe der Kulturgeschichte eine große symbolische Bedeutung erlangten, steht auch die Erdbeere als Symbol für gegensätzliche Dinge. So galt sie im Mittelalter beispielsweise aufgrund ihres verführerischen Aromas und der leuchtend roten Farbe als Sinnbild der Verlockung und Weltlust. Andererseits wurde sie zum Sinnbild der Rechtschaffenheit, Bescheidenheit und Demut. Die dreigeteilten Blätter hielt man für ein Symbol der Dreifaltigkeit, und die weißen Blüten verkörperten die Unschuld der Gottesmutter Maria. Auf vielen Gemälden, die Maria oder die Heilige Familie zeigen, sind deshalb Erdbeerpflanzen zu sehen.

Wussten Sie, dass …

es auch »falsche« Erdbeeren gibt? Die fade schmeckenden Früchte der Indischen Scheinerdbeere (Duchesnea indica) sind leicht mit Walderbeeren zu verwechseln. Als zierender Bodendecker ist die Pflanze aus Süd- und Ostasien in vielen Gärten zu finden.

in China die Rhizome des Rhabarbers genutzt werden? Schon vor 4000 Jahren kannte man deren abführend wirkende Inhaltsstoffe.

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