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Ludwig XIV.: Der Sonnenkönig

Wann wurde Ludwig XIV. König von Frankreich?

Mit 16 Jahren wurde Ludwig XIV. 1654 in Reims zum König gekrönt. Die Regierungsgeschäfte überließ er zunächst weitgehend seinem Mentor, Kardinal Mazarin, der diese Tätigkeit bereits seit dem Tod Ludwigs XIII. im Jahr 1643, während der Minderjährigkeit des Thronfolgers, ausgeübt hatte. Erst nach dem Tod Mazarins 1661 übernahm Ludwig XIV. selbst die Regierung.

Wie wird der König historisch eingeordnet?

Ludwig XIV. gilt als der bedeutendste Monarch Frankreichs in der frühen Neuzeit. Mit seinem Namen verbinden sich die Stabilisierung der »absoluten Monarchie« nach innen, Expansion nach außen und zeitweilige Vorherrschaft des bourbonischen Frankreichs in Europa.

Was bedeutete die Maxime: »Der Staat bin ich«?

Der König bezog sich in seiner berühmten Äußerung »l'État c'est moi« (der Staat bin ich) mit »Staat« vor allem auf die »Regierungsetage« in Abgrenzung zu den politischen »Ständen« (Adel, Klerus, Bürgertum). Der Satz wurde in späterer Zeit häufig missverstanden, denn das Wort »Staat« bedeutete im 17. und 18. Jahrhundert nicht die Gesamtheit des Landes mit allen seinen Einwohnern, sondern eben die regierende Schicht. Mit dem Satz war also nicht unbedingt der König als Tyrann beschrieben, wiewohl Ludwig XIV. als König natürlich über große Machtbefugnisse verfügte. Das politisch-soziale System Ludwigs XIV. war die höfische Gesellschaft mit dem Monarchen als symbolischem Zentrum – daher die Bezeichnung »Sonnenkönig«. Das Sonnenemblem benutzte Ludwig XIV seit 1662.

In diesem Sinn »war« Ludwig tatsächlich der Staat. Andererseits war er selbst Teil des Systems einer höfischen Gesellschaft, die streng zeremoniell reglementiert und hierarchisch gegliedert war. Glanzvoller Ort seiner Inszenierung politischer Machtrepräsentanz war Versailles, das durch die planmäßige Einbeziehung von Architektur, Gartenbaukunst, Musik und Theater zugleich zum Modell für die meisten europäischen Fürstenhöfe im ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert wurde.

Wie verlief der Aufstieg Frankreichs unter Ludwig?

Seinen Glanz als »Sonnenkönig« versuchte Ludwig XIV. jedoch nicht nur als »absoluter Monarch« nach innen im Kampf gegen den alten Feudaladel zu begründen, sondern ebenso aus seinem Selbstverständnis als ruhmreicher Kriegsherr. War der Aufstieg der französischen Monarchie zunächst gegen die Vormacht der christlichen Universalmonarchie der Habsburger und des Kaisers des Heiligen Römischen Reichs erfolgt, so bedrohte er seit Mitte des 17. Jahrhunderts die Niederlande und England als Hauptkonkurrenten im Kampf um die Hegemonie im entstehenden, europäisch dominierten Weltsystem.

In zwei erfolgreichen Kriegen – Devolutionskrieg (1667/68), Holländischer Krieg (1672–1679) – gewann Ludwig XIV. das südliche Flandern und Burgund dazu. Fortgesetzte aggressive Annexions- und Machtpolitik gegenüber dem Heiligen Römischen Reich (Reunionen, Pfälzische Erbfolge) führten zu langwierigen Kriegen mit dem in der Augsburger Allianz (1686) zusammengeschlossenen überkonfessionellen Bündnis europäischer Mächte, an deren Ende Frankreich schließlich zahlreiche zuvor annektierte Gebiete zurückgeben musste (Friede von Rijswijk 1697). Dadurch wurde Ludwigs XIV. Ziel einer dauerhaften Etablierung Frankreichs als Hegemonialmacht in Europa erschüttert, und der mit dem Frieden von Utrecht (1713) beendete Spanische Erbfolgekrieg (1701–1713) markierte einen Wendepunkt in der mächtepolitischen Konkurrenz mit dem aufsteigenden England und brachte Frankreich an den Rand des Abgrunds.

Wie sieht die Bilanz des Sonnenkönigs aus?

Am Ende seiner 54-jährigen Regierungszeit hatte Ludwig XIV. durch seine Eroberungskriege das Territorium Frankreichs beträchtlich erweitert. Sein Hauptziel, es dauerhaft zur Vormacht in Europa zu erheben, war jedoch an den antifranzösischen Koalitionen gescheitert. Im Innern hatte Ludwig XIV. das System der »absoluten Monarchie« gegen die Opposition des alten Adels stabilisiert. Andererseits hinterließen die immensen Kosten seiner Kriegspolitik einen Schuldenberg, der zu einem Dauerproblem der französischen Monarchie im 18. Jahrhundert wurde.

War Ludwig XIV. ein Freund der Künste?

Der König selbst war musisch veranlagt und schätzte Schauspiel und Musik. Unter seiner Regentschaft erlebten Kunst und Kultur in Frankreich eine Blütezeit. Darüber hinaus setzte er die Kunst aber auch zielgerichtet dazu ein, das Ansehen von König und Monarchie zu steigern, und beschäftigte die herausragenden Künstler seiner Zeit. Unter Ludwigs Herrschaft wurden Akademien für Wissenschaften, Musik, Kunst und Architektur gegründet. Glanzvolle Festivitäten in Versailles wurden vom Komponisten Lully und dem Literaten und Theaterdirektor Molière getragen, der bald Hauptverantwortlicher für das Theater am Hof von Versailles wurde.

Wussten Sie, dass …

Ludwig XIV. ein eifriger Arbeiter war? So überstieg zum Beispiel sein Zeitaufwand für die Teilnahme an Ministerkonferenzen das damals übliche Maß an politischer Tätigkeit eines Monarchen weit.

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