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New-Age-Bewegung: Praktiken der Selbstfindung

Was hat es mit dem Zeitalter des Wassermanns auf sich?

Es ist das Zeitalter, in dem Harmonie, Zusammenarbeit und Frieden die alten, auf Konfrontation ausgerichteten Wege der Konfliktlösung ersetzen sollen. Das Musical »Hair« feierte in den 1970er Jahren mit großem Erfolg den Eintritt ins New Age, das neue Zeitalter des Wassermanns. Befreit will man sein von allen Äußerlichkeiten wie Institutionen, Kirchen, Normen und Regeln. Alles Wichtige, so wird geglaubt, findet man in sich selbst: Wahrheit, Freiheit, Spiritualität, ja sogar Gott. New Age selbst bleibt dabei eine uneinheitliche Bewegung, die unterschiedlichste Erscheinungsformen hat und sich durch Publikationen und Bildungsveranstaltungen fortentwickelt. Ganzheitliche Heilmethoden wie Reiki stehen neben Schamanismus-Workshops, Gaia-Spiritualität und Erhard-Seminaren, in denen Manager großer Firmen lernen, ihren Erfolg zu steuern.

Welche Entwicklungen brachten die New-Age-Bewegung in Gang?

Immer mehr Menschen im Europa und Amerika des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wandten sich sowohl vom als dogmatisch verhärtet empfundenen traditionellen Christentum als auch vom rein kognitiven Denken der Aufklärung ab. Auf der Suche nach »ursprünglicher« und »natürlicher« Religion interessierte man sich für den Fernen Osten, suchte aber auch den von Dogma und Äußerlichkeiten befreiten Kern der eigenen Tradition. In bestimmten gutbürgerlichen Gesellschaftskreisen wurden spiritistische Zirkel modern. Helena Blavatsky (1831–1891) gründete die Theosophische Gesellschaft, der auch Rudolf Steiner (1861–1925) angehörte, bevor er etwas später die Anthroposophische Gesellschaft gründete. In Paris entstand das »Institut für die Harmonische Entwicklung des Menschen« des Russen Gurdjieff (um 1866–1949).

Was einte die Vorläufer?

All diesen Bewegungen vor New Age war gemein, dass sie den Menschen im religiösen Sinn eine evolutionäre Entwicklung zusprachen und der Einzelne Gott in sich selber suchen sollte. Der religiösen Evolution entsprach eine westliche Wiedergeburtslehre, die Wiedergeburt aber nicht als grundsätzlich leidvoll, wie in den alten fernöstlichen Religionen, sondern als Chance zur weiteren Entwicklung des Menschen betrachtet. Eine gemeinsame Sprache für die neue religiöse Bewegung lieferte der Tiefenpsychologe C. G. Jung. Er sah sein Ziel der Individuation – die Verschmelzung der äußeren Person des Menschen mit seinem innersten Selbst – in den fernöstlichen Religionen verwirklicht.

Welche Geisteshaltung zeichnet New-Age- Anhänger aus?

Die New-Age-Bewegung hat den Impuls der in den 1960er und 1970er Jahren herrschenden gesellschaftlichen Aufbruchstimmung aufgenommen. Man wollte neben den gesellschaftlichen Utopien auch die religiöse Utopie einer Welt schaffen, in der die Menschen in gleichberechtigter Freiheit, Liebe und Selbstverwirklichung leben können. Dabei war im religiösen Leben nicht mehr der Glaube an eine himmlische Macht, sondern erfahrbare Spiritualität gefragt. Der traditionelle Glaube an eine oder mehrere Gottheiten wird als von außen verordnete Religion abgelehnt. Im Zentrum der verschiedensten Richtungen der neuen Bewegung steht ein monistisches – also nichtdualistisches – Weltbild. Keine äußere Kraft bewegt das Universum, sondern eine alles durchdringende Einheit, die letztlich mit dem eigenen Selbst identisch ist. Dabei versteht sich das Denken des New Age nicht statisch, sondern evolutionär. Ein Quantensprung der spirituellen Entwicklung wird erwartet und damit eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft zum Positiven.

Wussten Sie, dass …

der Physiker Fritjof Capra mit Büchern wie »Das Tao der Physik« (1975) und »Wendezeit« (1982) viele Leser in der New-Age-Szene hat? Capra selbst distanzierte sich ausdrücklich von dieser Bewegung.

sich die Weltsicht des New Age auch Erkenntnisse der modernen Physik wie Quantentheorie und postmoderne Gesellschaftstheorien zunutze macht?

Wie entwickeln sich die individualistischen Tendenzen?

Es gibt vereinzelte, in ihrer Wirkung begrenzte Ansätze, die Bewegung zu sammeln, wie etwa die Findhorn-Community in England. Das Element, das alle Menschen verbindet, die man zum New Age zählen könnte, bleibt wohl das Esoterikregal des Buchhändlers. Einzelne Bestseller, wie die »Celestine Prophecy« eines James Redfield, finden zwar millionenfachen Absatz, doch treten die Leserinnen und Leser kaum miteinander in Verbindung.

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