Lexikon
Kultụrnation
auf J. G. Herder zurückgehende Auffassung, wonach sich nationales Bewusstsein bereits vor der Herausbildung des modernen Nationalstaats u. unabhängig von ihm entwickelt hat. Danach knüpft das Nationalgefühl nicht – wie beispielsweise in England u. Frankreich – an eine zentrale staatl. Organisation an (Staatsnation) u. liegt auch nicht in dem Willen der Einwohner eines Staates, die einer Nation zugehören, begründet (subjektiver Nationsbegriff), sondern beruht auf gemeinsamer Sprache, gemeinsamen Traditionen der Volkskultur, der Siedlungs- u. Erziehungsweise sowie den Vorstellungen von einer gemeinsamen Abstammung u. Geschichte (objektiver Nationsbegriff). Der Unterschied zwischen K. u. Staatsnation ist vor allem von F. Meinecke herausgearbeitet worden. Danach lassen sich die ersten Äußerungen eines dt. Gemeinschaftsgefühls u. Vorstellungen von einer gemeinsamen dt. Kultur seit der Reformation feststellen. Erst unter dem Eindruck der Französ. Revolution u. der napoleonischen Besetzung Deutschlands wurde der kulturelle Nationalismus in Deutschland politisch u. strebte den Übergang von der K. zur Staatsnation, d. h. zur Vereinigung aller Deutschen in einem Staat, an. – In ähnlicher Weise wird von Vertretern des mit dem Gedanken der K. verbundenen objektiven Nationsbegriffs die Entstehung des Nationalismus bei den ostmitteleuropäischen u. osteuropäischen Völkern im 19. Jh. u. bei den Völkern der Dritten Welt im 20. Jh. erklärt. Auch Nation, Nationalismus.
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