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Miozạ̈n

[
das; griechisch
]

Vor 245 Mio. Jahren: Das Miozän

2415 Mio.

In Nebraska (USA) lagern sich die Sedimente der Harrison-Formation ab. Sie schließen die bedeutende Fossillagerstätte Agate Fossil Beds ein, in der teilweise sehr seltene Großsäugergattungen (eine Rhinozerosart, Chalicotherien und viele andere) erhalten bleiben.

245 Mio.

Das Klima wird weltweit weiterhin kühler. In der Antarktis kommt es zu ausgedehnten Vereisungen. Die Niederschlagstätigkeit ist stark wechselhaft. So ist das Miozän in Europa anfangs trocken, dann ausgesprochen feucht, später erneut trocken und gegen Ende wiederum feucht. Hand in Hand mit dem klimatischen Geschehen (Vereisungen), aber auch mit Gebirgsaufaltungen gehen Schwankungen des Meeresspiegels. Zeugen für die generelle Abkühlung auch der Meere sind zurückweichende Korallen und zahleiche andere Meerestiere.
In Nordamerika, Europa und Asien dehnen sich weite Steppengebiete aus. Auf die Entwicklung der Fauna haben diese Biotope einen stark selektiven Einfluss. Sie fördern die Entwicklung von Huftieren, die sich von Hartgräsern ernähren und in Herden leben.
Große Menschenaffen (Pongidae) leben in Afrika, Asien und Europa. Vertreten sind sie mit den Gattungen Dryopithecus, Sivapithecus, Gigantopithecus und Ramapithecus. Ferner leben in diesen Regionen auch andere Affengattungen, darunter Oreopithecus, Pliopithecus und Dendropithecus.
Bei verschiedenen Primatengattungen wie Proconsul, Dryopithecinen und Ramapithecus zeigen sich erste hominide Merkmale. Erster bekannter Vorfahre dieser Entwicklungslinie mit Attributen der Menschenartigen ist Aegyptopithecus aus dem Unteren Oligozän (3432 Mio.).
Huftiere besiedeln in großer Artenvielfalt die Steppen Nordamerikas, darunter mehrere Pferdeartige, Kamele und erste Giraffen. Sie zeigen eine zunehmende Anpassung an harte pflanzliche Nahrung und einen Lebensraum in weiten offenen Biotopen. Ferner leben auch in Feuchträumen neue, diesen Gebieten angepasste Formen, u.a. Nashornartige, erste Flusspferde und Nabelschweine.
Die Rüsseltiere bilden zahlreiche Arten von bedeutender Körpergröße aus und besiedeln mit Ausnahme Australiens und der Antarktis alle Kontinente der Erde. Miozäne Vertreter sind u.a. Deinotherien, Gomphotherien und erste Mammutartige. Von Europa nach Nordamerika und weiter bis Mexiko und Paraguay wandern die Ameisenbären. Auch in Afrika und Asien erscheinen diese Tiere vorübergehend.
Die Insektenfresser (Insectivora) bringen zwei neue Unterordnungen hervor: Die maulwurfähnlichen Goldmulle (Crysochlorida) und die teilweise an Spitzmäuse erinnernden Borstenigel (Tenrecomorpha).
In Afrika entwickelt sich die formenreiche Säugetierordnung der Röhrenzähner (Tubulidentata). Erste Vertreter sind die Erdferkel (Orycteroptidae). Im Mittleren Miozän wandern die Erdferkel auch nach Europa.
Zu der gesamten Meeresfauna des Miozäns gehören bereits mit 20 bis 40% Weichtierarten (Mollusken), die bis in die Gegenwart überleben.
Die Familie der Hornblattgewächse (Ceratophyllaceae), völlig an das Leben unter Wasser angepasste Seerosenarten, erscheint erstmals. Andere neue Bedecktsamerfamilien sind die in den Tropen beheimateten strauch- oder lianenförmigen Hernandiaceae, die kautschukhaltigen Eucommiaceae, die Wintergrüngewächse (Pyrolaceae) und die einkeimblättrigen Schwertliliengewächse (Iridaceae).
In verschiedenen Regionen Mittel- und Osteuropas (vor allem Deutschlands und Russlands) entstehen in ausgedehnten Sumpf- und Moorgebieten z.T. bedeutende Braunkohlenlager.
Die Auffaltung der Alpen erreicht ihre Spätphase mit einzelnen Faltungsschüben. Hierzu zählen: 1. savische Phase vor etwa 24 Mio., 2. steirische Phase vor etwa 13 Mio. und 3. attische oder attikanische Phase vor etwa 7 Mio. Zugleich erreicht die Faltung des Himalajas seine Hauptphase.
In vielen Gebieten Europas, besonders im Bereich der jungen Faltengebirge, setzt sich die Ausbreitung der Karstlandschaften fort.

2219 Mio.

Storchen- oder flamingoähnlich ist der in Westeuropa (Frankreich) lebende Watvogel Palaeolodus. Das Tier erreicht eine Schulterhöhe von ca. 40 cm.
Verschiedene Arten von flugunfähigen straußenähnlichen Schlangenstörchen von 1,5 bis 3 m Größe sind in Patagonien heimisch. Sie gehören zur Gattung Phorusrhacus innerhalb der Ordnung der Kranichartigen (Gruiformes).

Um 15 Mio.

Die nach Norden driftenden Erdkrustentafeln Afrikas und Arabiens verbinden sich mit der Eurasischen Tafel.

14,9 Mio./14,7 Mio.

Ein Meteorit von über 500 m Durchmesser stürzt nahe der heutigen Stadt Nördlingen auf die Erde. Es entsteht der 23 km weite Ries-Krater. Ca. 200 000 Jahre später lässt ein erneuter Meteoriteneinschlag in Süddeutschland das 3,5 km weite Steinheimer Becken entstehen.

Um 14,5 Mio.

Im Großraum von Öhningen am Bodensee und in der Nordschweiz fossilisieren in bis zu 300 m mächtigen Sedimenten zahlreiche Fische. Darunter befinden sich Hechte, Rotaugen, Steinbeißer, Meergrundel. Neben Riesensalamandern und Reptilien versteinern ferner Paarhufer, Rüsseltiere, Nagetiere und andere Säuger.

145 Mio.

Ohrenrobben, Walrosse und erste, noch recht primitive Seelöwen besiedeln als neue Vertreter der Meeresraubtiere (Pinnipedia) die Küsten der Ozeane.

Um 10 Mio.

Das Rote Meer und der Golf von Aden beginnen sich zu öffnen. Hier entsteht ein Riftsystem, das sich vom Orontes-Graben im Libanon (Bekaa-Ebene) und Syrien bis zum ostafrikanischen Grabenbruchsystem erstreckt und den Beginn einer Geosynklinalentwicklung einleitet.

105 Mio.

Nahe der griechischen Stadt Pikermi fossilisieren in Süßwassersedimenten zahlreiche Steppentiere, u.a. Pferde, Deinotherien und Mastodonten.
Eine reiche Fischfauna bleibt im Mittelmeer in den Gebieten von Sizilien (Messina) und Nordalgerien (Oran) fossil erhalten. Von besonderem paläontologischem Interesse sind dabei die vielen sonst eher raren Versteinerungen zahlreicher Arten in der Tiefsee lebender Fische.

5,55 Mio.

Das Mittelmeer ist im Osten und neuerdings auch im Westen von den Weltmeeren abgeschlossen und trocknet aus. Dabei verdunstet eine Wassermenge von 3,7 Mio. km3, und es bleiben bis zu 2000 m mächtige Salzsedimente zurück.

Um 5 Mio.

Mehrere Säugetiergruppen sterben aus. Darunter befinden sich die großen südamerikanischen pflanzenfressenden Huftiere Astrapotheria, die nordpazifischen Desmostylia (primitive amphibisch lebende Huftiere), die Cainotheroidea (hasenähnliche Tiere Europas), die Paarhufer-Unterordnung Palaeodonta und die Urwale (Archaeoceti). Für dieses Säugetiersterben gibt es verschiedene Ursachen. Zum einen spielt sicher die globale Abkühlung eine Rolle. Daneben wirkt sich aber auch aus, dass manche durchsetzungsstarke Arten über neu entstehende interkontinentale Landbrücken in andere Lebensräume einwandern und mit den dort lebenden Arten in Konkurrenz treten.
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