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Gelenke: Eine besondere Verbindung

Welcher Körperteil ist der gelenkigste?

Die Hand. Sie enthält allein 19 Gelenke. Insgesamt sind es mehr als 150 Gelenke, die dem Menschen die vielfältigsten Bewegungen ermöglichen. Ein Gelenk (Articulatio) ist die Verbindungsstelle zwischen zwei Knochen des Skelettsystems. Dabei stoßen die Knochenenden nicht direkt aufeinander, sondern sind durch ein Knorpel- oder Fasergewebe voneinander getrennt. Die meisten Gelenke ermöglichen die Bewegung des Skeletts und schützen es vor Instabilität. Nicht alle Gelenke erlauben jedoch den gleichen Bewegungsumfang.

Was sind echte Gelenke?

Die frei beweglichen Gelenke werden echte Gelenke genannt. Die häufigsten Gelenke des Bewegungsapparats, einschließlich Knie-, Schulter-, Hüft- und Ellenbogengelenk, sind gekennzeichnet durch den Gelenkspalt, der die beiden Knochenenden voneinander trennt. Die echten Gelenke befähigen den Körper zu einer Vielzahl unterschiedlichster Bewegungen wie Laufen, Schreiben oder auch Kauen.

Trotz unterschiedlicher Arten echter Gelenke, die jeweils für verschiedene Bewegungen zuständig sind, folgt der Gelenkaufbau immer demselben Grundschema. Diese Grundstruktur erfüllt drei wichtige Kriterien: die Forderung nach einer entsprechenden Schmierung, die die Reibung zwischen den sich bewegenden Teilen reduziert, die Notwendigkeit der Gelenkstabilität, um Verlagerung oder Verrenkung der Knochen auszuschließen, sowie die Vielseitigkeit des Gelenks.

Wie sind die Gelenke aufgebaut?

Das Gelenk ist von einer straffen Gelenkkapsel (Capsula articularis) umgeben. Die äußere Kapselschicht besteht aus beidseitig mit dem Knochen verbundenem Fasergewebe. Dieses Gewebe kann auch bündelweise in Form von Bändern angeordnet sein. Die faserige Gelenkkapsel und die Bänder halten das Gelenk zusammen und geben ihm gleichzeitig Bewegungsfreiheit. Je lockerer die Verbindung, desto größer die Bewegungsfreiheit, aber auch die Instabilität des Gelenks. Viele Gelenke sind durch der Gelenkkapsel aufgelagerte Bänder zusätzlich verstärkt. Bei anderen Gelenken, wie Knie- und Hüftgelenken, wird die Stabilität durch innen liegende Bänder weiter erhöht. Das Zusammenwirken der Gelenkkapsel und der Bänder sowie der Muskeln, die die Verbindung zwischen den beiden Knochen herstellen, stabilisiert das Gelenk in der Bewegung.

Im Gelenkinnern sind die Gelenkflächen von hyalinem Knorpel überzogen, der auch als Gelenkknorpel bezeichnet wird. Dieser widerstandsfähige Überzug reduziert die Reibung zwischen den sich bewegenden Knochenenden und dient als Puffer. Hyaliner Knorpel kann sich unter normaler Abnutzung regenerieren. Der Gelenkspalt zwischen den gegenüberliegenden Überzügen aus hyalinem Knorpel ist mit einer schwach gelblichen, fadenziehenden Flüssigkeit gefüllt. Diese so genannte Gelenkschmiere (Synovia), die von der Synovialmembran der Gelenkkapsel abgesondert wird, dient zur Ernährung des hyalinen Knorpels und schützt die Knorpeloberfläche vor Reibung.

Was dient als Stoßdämpfer?

In Knie- und Kiefergelenken finden sich die Menisken, auch Gelenkscheiben genannt, die im Grunde wie Stoßdämpfer wirken. Menisken sind scheiben- oder keilförmige Gebilde aus Faserknorpel, die, mit der Gelenkkapsel verbunden, sich ins Gelenkinnere erstrecken und den Gelenkspalt unterteilen. Der Meniskus federt Stöße ab und verbessert den Sitz des Gelenkkopfs in der Gelenkpfanne.

Welche Aufgaben haben die Schleimbeutel?

Auch Schleimbeutel (Bursae synoviales) wirken wie Puffer und verhindern unnötige Reibung beim Aufeinandergleiten von benachbarten Gewebeschichten während der Bewegung.

Schleimbeutel sind mit Gelenkschmiere gefüllte, spaltartige Hohlräume in der Nähe bestimmter Gelenke, beispielsweise des Knies, der Schulter und des Ellenbogens. Sie finden sich überall dort, wo übereinanderliegende Muskeln, Sehnen, Bänder oder auch Haut über Knochen gleiten. Je nachdem, wo ein Schleimbeutel angelagert ist, unterscheidet man Haut-, Sehnen- und Bandschleimbeutel. Verlängerte Schleimbeutel werden als Sehnenscheiden (Vaginae tendines) bezeichnet. Sie umhüllen längere Sehnen wie zum Beispiel die zahlreichen durch das Handgelenk verlaufenden Handsehnen zwischen dem Unterarm und den Fingern.

Warum sind Kinder so beweglich?

Kleinkinder verfügen über eine extreme Biegsamkeit, da ihr Skelett noch einen hohen Anteil an Knorpelgewebe enthält. Der Begriff »Biegsamkeit« beschreibt die Mühelosigkeit, mit der sich Rumpf und Gliedmaßen in die verschiedensten Richtungen bewegen lassen. Zusätzlich begünstigt wird dieses Dehnungsvermögen noch von den kindlichen Körperproportionen. Biegsamkeit oder Gelenkigkeit hängen außerdem vom Gelenktyp und von der Beweglichkeit und Stellung der Sehnen und Bänder ab, die die Gelenkverbindung zusammenhalten. Je lockerer die Gelenkverbindung, desto größer die Beweglichkeit und desto höher gleichzeitig die Gefahr des »Ausrenkens«.

Was sind unechte Gelenke?

Diese Gelenke ermöglichen nur geringe oder gar keine Bewegung. Die Knorpelhaft erlaubt eine beschränkte Beweglichkeit benachbarter Knochen. Die aus Faserknorpel bestehende Bandscheibe z. B. gibt den beiden benachbarten Wirbeln nur eine begrenzte Bewegungsfreiheit, obwohl die Beweglichkeit der Wirbelsäule insgesamt beträchtlich ist. Ein weiteres Beispiel für ein »unechtes« Gelenk ist die knorpelige Schambeinfuge auf der Körpervorderseite zwischen den beiden Schambeinen.

Die so genannte Bandhaft erlaubt überhaupt keine Bewegung. Das beste Beispiel für diesen Gelenktyp stellen die Schädelnähte dar, die die Schädelknochen miteinander verbinden. Die Nähte werden durch Bindegewebe verstärkt. Weitere Beispiele für die Bandhaft sind die Verbindungen zwischen Zahn und Zahnfach in Ober- und Unterkiefer.

Ist nur das Gelenk für Bewegungen verantwortlich?

Nein, Bewegungen sind von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Dazu gehören die Formen von Gelenkkopf und Gelenkpfanne, die Festigkeit, mit der die Bänder das Gelenk umgeben und die Anordnung und Spannung der Muskeln in der Gelenkumgebung. Die echten, voll beweglichen Körpergelenke weisen drei verschiedene Bewegungstypen auf: Gleitbewegungen entstehen, wenn Knochen mit flacher Oberfläche übereinander hinweggleiten. Bei Winkelbewegungen wird der Winkel zwischen zwei Knochen vergrößert oder verkleinert. Dies ist der Fall bei Beugung, Streckung, Wegführen (Abspreizen), Heranführen, Heben und Senken, Aus- und Einwärtsdrehung sowie bei der Kreiselbewegung. Beim dritten Bewegungstyp von Gelenken, der Drehbewegung, dreht sich ein Knochen um seine Längsachse.

Wie viele verschiedene Gelenkformen gibt es?

Sämtliche bewegliche Gelenke werden in insgesamt sechs Gelenkformen unterschieden. Es wird dabei nach Form von Gelenkkopf und Gelenkpfanne und den vom Gelenk ermöglichten Bewegungen differenziert. Neben dem Scharnier- und Kugelgelenk finden sich im Körper das Eigelenk, das Zapfengelenk, das Gleitgelenk und das Sattelgelenk. Während der Bewegung werden die Knochenenden von Gelenkbändern zusammengehalten, die dafür sorgen, dass der Bewegungsumfang des Gelenks nicht überschritten wird.

Wie halten Sie Knochen und Gelenke gesund?

  • Ernähren Sie sich ausgewogen und sorgen Sie für eine ausreichende Kalziumzufuhr durch den Verzehr von Milchprodukten und grünen Blattgemüsen. Vermeiden Sie Übergewicht, denn es belastet die Gelenke und kann zu ihrer vorzeitigen Abnutzung beitragen.
  • Reduzieren Sie Ihren Zigaretten- und Alkoholkonsum. Rauchen vermindert die Konzentration der Hormone im Blut, die für die Stimulierung des Knochenwachstums wichtig sind. Alkohol fördert den Knochenabbau und vermindert die Knochendichte.
  • Regelmäßige Bewegung, besonders Übungen, die die Geschmeidigkeit erhöhen, z. B. Yoga, stärken die Knochen und fördern die Gelenkschmierung. Geeignete Sportarten sind schnelles Gehen, Laufen oder Aerobic. Schwimmen und Bewegungsspiele im Wasser sind Sportarten, die die Gelenke nicht belasten. Vermeiden Sie jedoch Übertreibungen: Übermäßiges Training führt zu schnellerer Abnutzung. Dreimal wöchentliches Training jeweils eine halbe Stunde ist völlig ausreichend.
  • Rückenprobleme lassen sich auch durch eine bewusste, gute Körperhaltung vermeiden. Heben und Bücken sollten nie mit gebeugtem Rücken, sondern immer mit gebeugten Knien erfolgen.

Was bedeutet die Bezeichnung …

Gicht? Als Folge einer Ablagerung von Harnsäuresalzen führt diese Stoffwechselerkrankung vorwiegend im Bereich der Gelenke zu schmerzhaften Entzündungsreaktionen.

Hüftgelenkdysplasie? Bei dieser angeborenen Fehlentwicklung eines oder beider Hüftgelenke ist die Gelenkpfanne im knöchernen Becken zu flach ausgebildet, um den Hüftkopf sicher zu halten.

Hüftgelenksluxation? So wird die Verrenkung des Hüftgelenks durch Herausgleiten des Hüftkopfes aus der Hüftpfanne genannt.

Arthritis? Eine »Gelenksentzündung« kann ein oder mehrere Gelenke befallen und unterschiedliche Ursachen haben.

Arthrose? Diese chronische, sehr schmerzhafte Gelenkschädigung ist oft Folge von Überlastung bzw. falscher Belastung durch Leistungssport oder Übergewicht.

Epicondylitis humeri? Beim »Tennisellenbogen« besteht meist als Folge einer Überbeanspruchung eine schmerzhafte entzündliche Veränderung am äußeren Knochenhöcker des Ellenbogengelenks.

Chronische Polyarthritis? Von dieser chronisch entzündlichen, schubweise verlaufenden Autoimmunerkrankung sind typischerweise Gelenke, aber auch andere Organe wie Herz, Lungen, Augen und Gefäße betroffen.

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