Lexikon

Waschbären: Faunenverfälschung

Ein Fremdling in unserer Tierwelt

Ein erstaunliches Phänomen in der Zoologie ist es, dass auch heute, wo immer mehr Tiere auf die Roten Listen der bedrohten Arten geraten und aus vielen Teilen der Welt verschwinden, andere Tiere sich sogar ausbreiten und neue Lebensräume besiedeln können. Manchmal hat es den Anschein, als hätte eine Landschaft nur darauf gewartet, von bestimmten Tieren und Pflanzen erobert zu werden. Meist bilden allerdings Ozeane, Gebirge oder Klimazonen unüberwindliche Hindernisse, so dass die Tiere sie nicht erreichen können. Erst der Mensch hat durch seine Eingriffe, indem er Tiere willentlich oder unwillentlich auf andere Kontinente verfrachtet hat, derartige Hindernisse überbrückbar gemacht.
Ein Beispiel für eine solche Ausbreitung, in der Zoologie als Faunenverfälschung bezeichnet, ist die Besiedlung Europas durch den nordamerikanischen Waschbär (Procyon lotor). Nachdem 1934 in Vöhl am Edersee erstmals zwei Tiere ausgesetzt worden waren, gelang es dem Waschbären innerhalb von nur 50 Jahren, die gesamten deutschen Mittelgebirge zu besiedeln.
Umstritten sind die Auswirkungen solcher Neuansiedlungen. Gerade beim Waschbären wurde lange befürchtet, dass er in der einheimischen Fauna verheerenden Schaden anrichten könnte, indem er, ein zusätzlicher Nahrungskonkurrent, das einheimische Niederwild dezimieren und ganze Biotope in ihrem Charakter verändern könnte. Oftmals ist so ein Neuankömmling an die vorhandenen Bedingungen derart gut angepasst, dass er einheimischen Tieren den Lebensraum streitig macht und, zum Beispiel durch Konkurrenz um die Nahrungstiere, sogar zu deren Ausrottung beitragen kann.
Im Falle des Waschbären scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen bislang jedoch nicht zu bewahrheiten. Zwar frisst er bei passender Gelegenheit auch Vogeleier und Niederwild, aber zu einem deutlichen Bestandsrückgang der betroffenen Tiere ist es bislang in den vom Waschbär besiedelten Wäldern nicht gekommen. Gelegentlich macht er den Bauern Sorgen, wenn er sich durch Mais- oder Haferfelder frisst, aber eine Störung des natürlichen Gleichgewichts ist damit noch nicht verbunden.
phaenomenal_02.jpg
Wissenschaft

Der Nocebo-Effekt

„Der Glaube versetzt Berge“ lautet ein Sprichwort – und tatsächlich hat das, was man erwartet, oft einen erheblichen Einfluss auf das, was geschehen wird. Warum das auch in der Medizin so ist, erklärt Dr. med. Jürgen Brater. Ein Patient, der von einem Medikament oder einer Heilmethode überzeugt ist, gesundet schneller als einer,...

Wasserkanal
Wissenschaft

Wasser marsch!

Ein steigender Meeresspiegel und häufigere Unwetter bedrohen weltweit viele Küstenregionen. Während betroffene Gebiete meist mit immer höheren Deichen dagegenhalten, wagt man im Südwesten Englands etwas radikal anderes. von STEVE PRZYBILLA (Text und Fotos) Alys Laver gehört zu den wenigen Personen, die sich freuen, wenn sie beim...

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon