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Kleinbären: Hervorragende Kletterer

Treibt der Waschbär auch bei uns sein Unwesen?

Ja, den Waschbären findet man auch in deutschen Wäldern, obwohl der Nordamerikanische Waschbär (Procyon lotor), der bekannteste der sieben Waschbärarten, in mehreren Unterarten von Südkanada bis Panama verbreitet ist. Charakteristisch für das fast fuchsgroße Tier sind der geringelte buschige Schwanz und die schwarze Gesichtsmaske.

Um 1930 wurden in Nordhessen einige Nordamerikanische Waschbären ausgesetzt, weitere entkamen aus Pelztierfarmen. Inzwischen hat sich der Waschbär in den Waldgebieten Deutschlands weit verbreitet. Allerdings wird man ihn nur selten zu Gesicht bekommen, da er überwiegend nachtaktiv ist und den Tag in seinem Versteck verschläft.

Als Kulturfolger findet man Waschbären auch in der Nähe menschlicher Siedlungen, wo sie sich durch das Ausräumen von Mülltonnen, Obst- und Geflügeldiebstähle unbeliebt machen. Auch Jäger und Naturschützer sehen den Neubürger nicht gern, da er Vogelnester plündert und ein Nahrungskonkurrent des heimischen Raubwildes ist. Doch wird sich das intelligente und anpassungsfähige Tier – von manchen als Bereicherung geschätzt – wahrscheinlich nicht mehr aus seiner neuen Heimat vertreiben lassen.

Was wäscht der Waschbär?

Nichts, die bekannte Geste, die an das Eintauchen von Gegenständen ins Wasser erinnert und dem das Tier seinen Namen verdankt, dient keineswegs der Reinigung der Nahrung. In freier Wildbahn ist dieses Verhalten nicht zu beobachten, sondern nur in Tiergehegen, wo die Waschbären keine Gelegenheit haben, nach Wasserlebewesen zu jagen. Das »Waschen« scheint eine Art Ersatzhandlung für das natürliche Jagdverhalten der Waschbären zu sein: Sie fangen die im Wasser lebenden Beutetiere, indem sie mit ausgestreckten Armen und gespreizten Fingern Drehbewegungen vollführen, dabei den Bodengrund aufbaggern und auch unter Steinen suchen.

Welche europäische Stadt hat die meisten Waschbären?

Kassel gilt als heimliche Waschbärenhauptstadt Europas. Auch andere Städte, zumeist in waldreichen Tälern gelegen, haben die Kleinbären wegen der üppigen Ressourcen längst erobert. Hier erreichen sie Siedlungsdichten von ca. 100 Tieren pro Quadratkilometer und haben teilweise jegliche Scheu vor Menschen abgelegt. Viele Häuser müssen regelrecht zu Festungen umgebaut werden, um sich der gierigen Eindringlinge zu erwehren.

Eine wissenschaftliche Untersuchung der Stadtwaschbären im Westen von Kassel zeigte in den Jahren 2001 und 2002, dass die Aktionsräume hier zehn Mal kleiner sind als im 45 Kilometer entfernten Solling. Neben »Pendlern«, die noch gelegentlich den benachbarten Wald aufsuchen, gibt es auch schon Individuen, die »ihren« Straßenzug praktisch nie verlassen. Sie meiden allerdings völlig versiegelte Neubaugebiete und suchen gern Kanäle und Bäche auf.

Nachts streifen Waschbären übrigens umher, tags ziehen sie sich in Schlupfwinkel zurück. Diese liegen zu 43 % in Gebäuden und zu 39 % auf Bäumen, wobei tote, hohle Eichen am beliebtesten sind. Im Sommer wechseln sie den Ruheplatz fast täglich, im Winter bleiben sie länger an einem Ort, wenn dieser ihnen guten Schutz bietet.

Sind Waschbären im Rudel unterwegs?

Nein, eigentlich sind Waschbären Einzelgänger. Aber man stellte fest, dass einige Tiere in der Stadt Koalitionen mit Geschlechtsgenossen bildeten, die sich möglicherweise günstig auf die Ressourcennutzung und die Reproduktionsrate auswirken. Mitteleuropäische Waschbären gehen gelegentlich langfristige Koalitionen ein. Mütter und Töchter oder Geschwister teilen sich Nahrungs- oder Schlafplätze, während paarweise umherstreifende Rüden nicht verwandt sind, aber zur Verbesserung ihrer Paarungschancen kooperieren. Zur Kommunikation setzen Waschbären Duftmarken, die sie z. B. an Latrinenplätzen hinterlassen, und äußern eine Vielzahl von Triller-, Knurr-, Kecker- und Kreischlauten, die nachts auf ihre Anwesenheit hinweisen.

Stirbt der Große Panda bald aus?

Es ist zu befürchten, denn der Große Panda (Ailuropoda melanoleuca), auch Bambusbär oder Riesenpanda genannt, wird seines Lebensraumes beraubt. Daher steht er auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Die letzten wilden Pandas sind zahlreichen Gefährdungen ausgesetzt. Ein Hauptproblem: Ihre Lebensräume sind klein und durch Zersiedlung voneinander getrennt. Dies erschwert zum einen die Fortpflanzung und die Durchmischung des genetischen Reservoirs, zum anderen haben die Bären keine Ausweichmöglichkeiten, wenn die Bambuspflanzen in ihrem Gebiet absterben und erst nach vielen Monaten wieder austreiben. Dann sind sie vom Hungertod bedroht. Mittlerweile sind Maßnahmen zum Schutz der Tiere eingeleitet, so hat die chinesische Regierung der Abholzung der Bambuswälder 1998 ein Ende gesetzt. Es bedarf jedoch noch vieler Anstrengungen, um den Lebensraum und damit das Überleben dieser interessanten Kleinbären zu sichern.

Pflanzen sich Pandas häufig fort?

Nein, und das ist auch ein grundlegendes Problem ihrer Art. Noch höchstens 1000 Große Pandas leben in den Bambuswäldern Westchinas in 1200 bis 3400 Metern Höhe. Die Weibchen der seltenen Kleinbären sind nur alle zwei Jahre lediglich zwei bis drei Tage paarungsbereit. Ein Weibchen bringt in seinem etwa 20 Jahre dauernden Leben nur fünf bis acht Junge zur Welt. Während frei lebende Tiere regelmäßig Nachwuchs bekommen, zeigt ein Großteil der in Zoos lebenden Pandas keinerlei Interesse an der Fortpflanzung.

Ernährt sich der Kleine Panda nur von Bambus?

Nein, die Kleinen Pandas fressen auch Gräser, Wurzeln, Früchte und Beeren. Dazu erbeuten sie Insekten, Eier, Jungvögel und Kleinnager.

Mit dieser Diät wird der etwa fuchsgroße Kleine Panda oder Katzenbär (Ailurus fulgens) bis zu 65 Zentimeter lang und erreicht ein Gewicht von rund sechs Kilogramm. Charakteristisch ist sein langes, buschiges Fell, das auf dem Rücken kupferrot, auf der Bauchseite schwärzlich gefärbt ist. Die scheuen Tiere bewohnen Bergwälder und Bambusdschungel in 2000 bis 4000 Metern Höhe.

Wo leben Nasenbären?

Das Verbreitungsgebiet der vier Arten erstreckt sich vom Süden der USA bis nach Südamerika. Nasenbären sind Allesfresser, die Insekten, kleine Säugetiere, Eier und Obst verzehren.

Wie der Name schon sagt, ist das aufälligste Kennzeichen der Nasenbären oder Coatis (Gattung Nasua) ihre rüsselartig über den Mund hinaus verlängerte Nase. Darüber hinaus verstärken der lange, meist steil nach oben getragene Schwanz, ihre kleinen Ohren, der kurze Hals und der lang gestreckte Körper das marderähnliche Aussehen der bis 1,35 Meter langen Tiere noch.

Während sich die Männchen als Einzelgänger durchschlagen, leben die Weibchen mit ihren Jungtieren in Gruppen von etwa 30 Tieren. Sie reinigen sich gegenseitig das Fell, säugen die Jungen anderer Weibchen, stöbern gemeinsam Beutetiere auf, warnen einander mit lauten Grunztönen vor Gefahr und verteidigen sich kollektiv gegen Fressfeinde.

Anhand von DNA-Untersuchungen hat man festgestellt, dass nicht alle Gruppenmitglieder blutsverwandt sind, sondern dass auch fremde Weibchen zu einer Sippe dazustoßen können. Zwar müssen sie sich wegen ihres niedrigen Ranges am Revierrand aufhalten, wo sie Fressfeinden wie Raubkatzen oder Schlangen eher ausgesetzt sind, doch sind ihre Überlebenschancen immer noch größer, als wenn sie allein unterwegs wären. Sowohl die Männchen als auch die Weibchengruppen leben in mehrere Quadratkilometer großen, sich überlappenden Revieren.

Sind Nasenbärenweibchen treu?

Nicht unbedingt. Ein geschlechtsreifes Männchen wird von den Weibchen nur während der dreiwöchigen Paarungszeit innerhalb der Gruppe geduldet. Im Frühjahr kommt es unter den männlichen Bewerbern zu heftigen Kämpfen um die Weibchengruppen. Die Auseinandersetzungen werden mit Zähnen und Klauen ausgetragen und enden nicht selten mit erheblichen Verletzungen. Wenn ein Männchen eine Gruppe übernommen hat, markiert es das Territorium intensiv mit Urin und einem Afterdrüsensekret. Es begattet die geschlechtsreifen Weibchen der Gruppe, die alle gleichzeitig paarungsbereit sind. Wie »Vaterschaftstests« ergeben haben, stammen aber durchaus nicht alle Nachkommen vom selben Vater ab. Die Weibchen paaren sich demnach nicht ausschließlich mit dem Männchen, das momentan in der Gruppe lebt. Auf diese Weise wird die genetische Vielfalt und damit die Überlebenschance für den Nachwuchs erhöht.

Die Tragzeit beträgt bei Nasenbären 74–77 Tage. Kurz vor der Geburt sondern sich die Weibchen von der Gruppe ab, bauen ein einfaches Baumnest und bringen darin meist drei bis vier, in seltenen Fällen bis zu sieben Junge zur Welt. Erst fünf bis sechs Wochen nach der Geburt stoßen alle Weibchen mit ihrem Nachwuchs wieder zum Rest der Gruppe. Durch den »Babyboom« erhöht sich die Gruppenstärke kurzfristig um ein Vielfaches, doch sie schrumpft auch schnell wieder, denn die meisten Jungtiere überleben die ersten Monate nicht.

Bis nach zwei Jahren die Geschlechtsreife erreicht ist, besteht eine enge Verbindung zwischen Jungen und Muttertieren. Während die weiblichen Nachkommen anschließend von der Gruppe angenommen werden, beginnen die männlichen ihr Leben als Einzelgänger, wobei sie in der Region verbleiben, in der sie aufgewachsen sind. Zur Paarungszeit suchen sie jedoch andere Gebiete auf. Andernfalls bestünde die Gefahr der Inzucht, wodurch die genetische Vielfalt der Population bedroht wäre.

Welche Kleinbären leben im Regenwald?

Zu den Kleinbären, die in den mittel- und südamerikanischen Tropenwäldern leben, gehören der Waschbär (Gattung Procyon), der Nasenbär (Gattung Nasua), der Wickelbär (Potos flavus) und der Makibär (Gattung Bassaricyon).

Obwohl es sich bei ihnen um Raubtiere handelt, haben sich alle an das Nahrungsangebot des Regenwaldes angepasst, denn sie fressen auch Früchte. So stehen bei Waschbär und Nasenbär sowohl Wirbellose, Reptilien, Vögel und kleine Nagetiere auf dem Speiseplan als auch Obst. Da sie sich gut an verschiedene Lebensräume anpassen können, sind sie in mehreren Arten über Mittel- und Südamerika verbreitet: Der vor allem in Mittelamerika heimische Nordamerikanische Waschbär (Procyon lotor) wird in Südamerika von dem Krabbenwaschbär (Procyon cancrivorus) abgelöst. Ähnlich verhält es sich beim Nasenbär: Der Weißrüsselnasenbär (Nasua narica) bewohnt die Regenwälder Mittelamerikas, der Südamerikanische Nasenbär (Nasua nasua) besiedelt Südamerika. Wickelbär und Makibär fressen überwiegend Früchte, sind nachtaktiv und leben vorwiegend in den Baumkronen.

Welcher Bär baumelt vom Baum?

Der Wickelbär (Potos flavus). Er besitzt nämlich einen kräftigen Schwanz, der dem Tier quasi als fünfte Hand zum Klettern und Festhalten dient. Oft hängt er, mit seinem Schwanz gut verankert, kopfüber von einem Ast herab, um die lockenden Früchte zu pflücken. Neben Mangos, Avocados oder Guaven verspeist der Wickelbär auch Nüsse, Insekten oder Vogeleier. Auch Honig gehört zu seiner bevorzugten Kost. Um die Bienennester auszunehmen, setzt er seine scharfen Krallen ein.

Ohne Greifschwanz muss der Makibär (Bassaricyon) auskommen, der mit fünf Arten in Lateinamerika vorkommt und dessen Aussehen und Verhalten dem des Wickelbären ähnelt.

Wussten Sie, dass …

neben Puma und Jaguar auch der Mensch zu den Fressfeinden der Waschbären zählt? In den Südstaaten der USA und in Lateinamerika gilt Waschbärenfleisch als Delikatesse und man richtet für die Jagd eigens »Coon hounds« (von engl. racoon, Waschbär) ab.

die Waschbären den gefährlichen Waschbärspulwurm (Baylisascaris procyonis) auf Haustiere und Kinder übertragen können? Rund 80 % ihrer Kothaufen sind mit dem Parasiten verseucht.

Wie entstand der WWF?

Am 11. September 1961 wurde der WWF (World Wide Fund For Nature) in der Schweiz gegründet. Er machte es sich seit Beginn zum Ziel, Gelder zu sammeln, damit Forschungsaufgaben zum Naturschutz durchgeführt werden können, und ist mittlerweile selbst im Naturschutz aktiv.

Übrigens: Der Panda, der das Emblem des WWF ziert, geht auf den ersten Panda im Londoner Zoo zurück, der 1961 dort eintraf. Es wurde gewählt, weil Pandas in aller Welt Sympathieträger sind.

Wussten Sie, dass …

Große Pandas seit 1980 im Berliner Zoo besichtigt werden können? Sie waren ein Geschenk des damaligen chinesischen Regierungschefs Hua Guofeng an Bundeskanzler Helmut Schmidt. Seit 2003 gibt es sie auch im Wiener Tiergarten Schönbrunn.

im Jahre 2006 zum ersten Mal ein in menschlicher Obhut geborener Großer Panda ausgewildert wurde? Das Tier wurde darauf drei Jahre lang vorbereitet.

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