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Hitler und die Frauen - von Eva Braun bis Winifred Wagner (Podcast 174)

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Eva Braun – lebenslustiges Münchener Mädel, Mätresse des Führers und schließlich seine Ehefrau, wenn auch nur für einen Tag. Sie widmete Hitler ihr Leben und ging mit ihm in den Tod. Und wenn sie auch die einzige war, die während des Dritten Reichs den Status der Geliebten hatte, war Eva Braun dennoch nicht die einzige Frau an Adolf Hitlers Seite. Am 7. Februar 2012 wäre Eva Braun 100 Jahre alt geworden. Kein Grund zu feiern – aber ein Anlass, um einen Blick zurück zu werfen auf die treu ergebene Damenwelt im engsten Umfeld des Nazi-Diktators. Was unterschied Eva Braun von Magda Goebbels, Leni Riefenstahl, Winifred Wagner oder von Hitlers heiß geliebter Nichte Geli Raubal? Welche Bedeutung hatten diese Frauen für Hitler und welchen Einfluss übten sie auf ihn aus? Davon erzählt wissen.de-Redakteurin Tina Denecken in ihrem Beitrag "Hitler und die Frauen – von Eva Braun bis Winifred Wagner“.

 

Geli Raubal – Onkel Adolfs Nichte

Hitler: "Sie ist das Kostbarste, was ich habe.“

Keine der Frauen in Hitlers Dunstkreis haben die Phantasien der Nachwelt derart angeregt wie seine Nichte Angela Maria Raubal. War sie seine Geliebte? Hatte sie sich aus Angst vor ihm erschossen?

Ihre Mutter war eine geborene Hitler und entstammte der zweiten Ehe von Hitlers Vater. Jung verwitwet durchlebten sie und ihre drei Kinder entbehrungsreiche Zeiten. Tochter Geli beschrieb man als hübsches, lebenslustiges Mädchen, das unter dem für die Hitler-Familie so typischen hohen Bildungsanspruch litt. Wie sie selbst hatte auch ihr Onkel Adolf die erste Klasse der weiterführenden Schule wiederholen müssen und häufig die Lehranstalt gewechselt. Während er seine wenig rühmliche schulische Laufbahn mit 16 Jahren ohne Abschluss beendete, sah sich Geli gezwungen, sich bis zur Reifeprüfung durchzubeißen, und zwar als eines der ersten Mädchen am Linzer Akademischen Gymnasium. Zur Politik und zu den Ambitionen ihres Onkels hatte Geli keine eigene Meinung.

Ein Jugendfreund sagte über sie: "Für sie war Hitler einfach nur der liebe Onkel und nur zufällig ein großer Politiker.“

Aus seinem wachsenden Ruhm machte sie ihrem Umfeld gegenüber aber kein Geheimnis. Nach Hitlers Einwilligung reisten sie, ihre Mitschüler und zwei Lehrer für acht Tage nach München, um den aufstrebenden Politiker und seine Mitarbeiter kennen zu lernen.

1927 übersiedelte Geli nach München. Das Studium war nur ein Vorwand, denn tatsächlich wollte sie Emil Maurice nahe sein, dem Chauffeur und Freund ihres Onkels. Maurice war immer dabei, wenn Onkel und Nichte einen Ausflug ins Grüne unternahmen. Obwohl sich Hitler seit jeher als Ehestifter gefiel, verlor er die Fassung, als Maurice bei ihm um Gelis Hand anhielt. Das Gerücht vom Liebesverhältnis zwischen Hitler und Geli war geboren. Sie aber war keineswegs in ihren Onkel verliebt. Und er füllte fortan die Rolle des gestrengen Vormunds aus. Trotz der von ihm verhängten Wartefrist für Emil und Geli, blieb er in den Augen seiner Nichte „goldig“. Selbst, als Emil degradiert und verbannt wurde, kam es nicht zum Bruch. Vielmehr stieg Geli auf zur ständigen Begleiterin Hitlers.

Emil Maurice sagte Jahre später über Hitler: "Er liebte sie, aber es war eine seltsame, uneingestandene Liebe!“

Hitler, bei dem Geli ab 1929 nun auch wohnte, verwöhnte sie, schottete sie aber von Gleichaltrigen ab. 1931 wollte sie nach Wien reisen, um Sängerin zu werden. Hitler war dagegen und es gab immer wieder Streit. War das der Grund, warum sich Geli am 18. September mit der Pistole ihres Onkels erschoss? Bis heute gibt es nichts als wilde Spekulationen. Nach der Tragödie jedenfalls zeigte der Führer kein Mitleid, sondern sorgte sich um die möglichen Auswirkungen auf seine Karriere. Er erklärte sich für "physisch und psychisch nicht in der Lage“ an der Beerdigung teilzunehmen. Am selben Tag vor 10.000 Anhängern eine glühende Rede zu halten, dazu sah er sich offensichtlich "physisch und psychisch in der Lage“. Auch die alte Freundschaft zu Emil Maurice wurde wiederbelebt, als sei nichts gewesen. Und zu einem vorübergehenden Zerwürfnis mit seiner Halbschwester und Mutter der Verstorbenen kam es erst Jahre später, nachdem Angela Raubal senior sich Eva Braun gegenüber im Ton vergriffen hatte. Das Thema Geli – das ihm einst Kostbarste – vermied er fortan.

 

Magda Goebbels – Gefährtin des Teufels

Magda Goebbels war die schillerndste Persönlichkeit in der NS-Damenwelt und galt als eigentliche First Lady des Dritten Reichs. 15 Jahre teilte sie das Leben und die Ideen des Propagandaministers Goebbels.

Magda war die uneheliche Tochter eines Dienstmädchens. Ihre Eltern heirateten zwar kurz darauf, ließen sich aber bald wieder scheiden. Für ihren späteren Stiefvater, einen jüdischen Lederfabrikanten, empfand sie größte Zuneigung. Schon in jungen Jahren galt Magda als besonders altklug und begeisterungsfähig: mal als Anhängerin des Buddhismus, mal als glühende Zionistin und plötzlich als fanatische Nationalsozialistin. Mit 18 wechselte sie ihren Platz vom Pensionat an die Spitze eines Haushalts mit Dienstpersonal, denn sie heiratete den 20 Jahre älteren Günther Quandt, einen der reichsten Männer des Landes. Ihr Gatte gab sich unterkühlt, und die enttäuschte Magda stürzte sich in eine Liaison mit dem jüdischen Russen Arlosoroff. Jener Arlosoroff sollte nach seiner Ermordung 1933 als einer der Gründerväter Israels in die Geschichte eingehen. Zuvor aber entschloss sich seine Geliebte, die mittlerweile von ihrem gehörnten Gatten auf die Straße gesetzt worden war, einer Parteiveranstaltung der NSDAP beizuwohnen. Redner Goebbels beeindruckte sie zutiefst. Und diesen Mann, den der Volksmund aufgrund seiner Statur als "Schrumpfgermanen“ verspottete, sollte Magda bald als ihren Gott bezeichnen, während er in ihr seine kongeniale Mitstreiterin finden würde.

Und Hitler? Der zeigte sich von Magdas Auftreten an Goebbels Seite einen Prestigegewinn für die Partei: "Diese Frau könnte in meinem Leben eine große Rolle spielen, auch ohne dass ich mit ihr verheiratet wäre. Sie könnte bei meiner Arbeit der Gegenpol gegen meine einseitig männlichen Instinkte spielen.“

Magda bekam davon Wind und interpretierte seine Worte als Liebesbekenntnis. Da sein politischer Weg ein offenes Geständnis seiner Gefühle verhindere, müsse sie also Goebbels heiraten, um Hitler ihr Leben zu widmen, so glaubte sie. Und sie tat es auch! Zu Leni Riefenstahl soll sie gesagt haben:

"Ich liebe auch meinen Gatten, aber meine Liebe zu Hitler ist stärker, für ihn wäre ich bereit, mein Leben zu lassen. Erst als mir klar war, dass Hitler, außer Geli, seiner Nichte, deren Tod er nie überwinden wird, keine Frau mehr lieben kann, sondern, wie er immer sagt, nur Deutschland, habe ich in die Ehe mit Dr. Goebbels eingewilligt, weil ich nun dem Führer nahe sein kann.“

Ab 1932 fanden die Partei-Besprechungen im Salon von Frau Goebbels statt. Die fast ununterbrochen schwangere Magda gab die perfekte Gastgeberin. Für die Kinderschar, die sie dem Führer schenkte, machte Hitler sie zur ersten Trägerin des „Ehrenkreuzes der Deutschen Mutter“. Die Zeitungen berichteten von ihr als "ideale Frau Deutschlands“. Lediglich vorübergehend in Ungnade fiel Magda dann bei Hitler aufgrund einer hämischen Kritik an Eva Braun.

Einander treu war das Ehepaar Goebbels nicht. Magda ging selbst fremd und tolerierte die Affären ihres Mannes – bis auf die Beziehung zu der tschechischen Schauspielerin Lida Baarova. Als es zu Scheidungsgerüchten kam, tobte der Führer und ordnete das weiterhin friedliche Zusammenleben der Ehepartner regelrecht an. Dass Magda beim nahenden Ende des Reichs in den Führerbunker zog, dass sie freiwillig in den Tod ging und dass sie zuvor die sechs Kinder, die aus der Ehe mit Goebbels hervorgegangen waren, vergiftete – das tat sie nur für ihn, ihren Führer! Über ihr Schicksal und das ihrer Kinder weinte sie nicht. Aber als Hitler ihr zum Abschied das goldene Parteiabzeichen ansteckte, brach sie in Tränen aus.

 

Winifred Wagner – Winni und Wolf           

Hitler: "Bei dieser gottbegnadeten Musik hatte ich als junger Mensch im Linzer Theater die Eingebung, dass es auch mir gelingen müsse, das deutsche Volk zu einen.“

So wurde Richard Wagners Musik zum Wendepunkt von Hitlers Leben. Und im Jahre 1923 ergriff die NSDAP-Sympathisantin Winifred Wagner ihre Chance, den aufstrebenden Politiker kennenzulernen. Es sollte eine lebenslange Freundschaft entstehen, in der sich Hitler und Winifred als Wolf und Winni ansprachen.

Winifred wurde in England geboren und wurde als minderjährige Vollwaise nach Deutschland geschickt. Ihr Pflegevater war deutschnationaler Antisemit. Eines Tages nahm er Winifred mit zu einer Wagner-Aufführung. Cosima Wagner, die Witwe des Komponisten, lud ihn seit Jahren dazu ein, den Generalproben der Festspiele im kleinen Kreis beizuwohnen. Winifred verliebte sich in Wagners einzigen Sohn Siegfried. Im Dienste der Wagner-Dynastie nahm er vorübergehend von seinen homosexuellen Neigungen Abstand und heiratete Winifred. 1917 kam der erste Sohn, Adolf, zur Welt – Jahre bevor die Freundschaft mit Adolf Hitler begann. Während sich die Gemütslage ihres Gatten stetig verdüsterte, trat Winifred aus seinem Schatten heraus.

Sie knüpfte enge Kontakte zur Bayreuther Ortsgruppe der NSDAP. Und als Hitler nach seinem Putschversuch inhaftiert wurde, setzte sie sich vehement für seine Freilassung ein.

Siegfried bemerkte stolz: "Meine Frau kämpft wie eine Löwin für Hitler! Großartig...“

Sie unterstützte die Familien der inhaftierten Genossen und versorgte Hitler mit dem Papier, auf dem er "Mein Kampf“ niederschrieb. All das würde er ihr nie vergessen. Zwar blieb er, erbost darüber, dass ein Jude auf der Bayreuther Bühne den Wotan gab, über Jahre den Festspielen fern. Dennoch nahm er am Wagnerschen Familienalltag großen Anteil. Zwischen den Eheleuten Wagner wurde der häufige Gast allerdings schon früh ein Reizthema. Nachdem Siegfried mit 61 an einem Herzanfall gestorben war, nahm die erst 32-jährige Winifred als neue Intendantin die Zügel in die Hand. Und die Partei protegierte die Festspiele durch enorme finanzielle Aufwendungen. Dieses Geben und Nehmen ließ die Bayreuther Gerüchteküche brodeln. Man sprach sogar von einer möglichen Heirat zwischen Hitler und Winifred. Sie stritt das ab.

Jahrzehnte später behauptet Winifred Wagner: "Ja Gott, in den Dreißigerjahren hat ja kein Mensch geahnt, wohin die ganze Sache führen könnte, und ich meine, vor allem wenn der Krieg nicht ausgebrochen wäre und die Sache sich so ganz allmählich beruhigt hätte, dann bin ich fest überzeugt, dass man sich schon dem Nationalsozialismus hätte im Allgemeinen anschließen können...“

Und vor dem Spruchkammergericht rechtfertigte sie sich: "...man kann zwar behaupten, dass ich persönliche Beziehungen zu Hitler durch gelegentliche Treffen und einige Briefe...aufrechterhalten habe...keinesfalls kann man mir vorwerfen, eine aktive Anhängerin der Partei gewesen zu sein.“

Fast 80-jährig brach sie noch einmal ein langes Schweigen für Filmaufnahmen und spaltete Hitler in zwei Persönlichkeiten – als liebenswerten Hausfreund und als ehrgeizigen Politiker. Über die Judenfrage zum Beispiel hätte sie als völlig unpolitischer Mensch mit Hitler nie gesprochen. Aber: "Wenn Hitler plötzlich heute hier zur Tür reinkäme, ich wäre genauso fröhlich, so glücklich ihn hier zu haben, wie damals.“

 

Leni Riefenstahl – Regisseurin der Macht

"Triumph des Willens“, so der Titel von Riefenstahls Dokumentarfilm über den Reichsparteitag 1934 – und im Grunde auch ihr Lebensmotto. Denn ihren Erfolg verdankt sie größtenteils ihrem starken Willen und ihrem glühenden Ehrgeiz. Einen gewissen Teil aber haben die Protégés aus der obersten Nazi-Ebene dazu beigetragen.

Von Kindesbeinen an haftete an ihr ein stark ausgeprägter Drang zur Selbstdarstellung. Zunächst strebte sie eine Karriere als Solotänzerin an und wechselte dann in die Schauspielerei. Gleich in ihrem ersten Filmprojekt spielte sie an der Seite ihres damaligen Idols Luis Trenker. Aber die Dreharbeiten standen unter keinem guten Stern. Während sich der Regisseur vor der Ufa für das Stagnieren der Arbeit rechtfertigen musste, griff Leni zur Kamera, drehte auf eigene Kosten Naturaufnahmen und rettete den Film. Das Interesse für die Regiearbeit war geweckt. 1931 gründete sie eine Filmproduktionsgesellschaft und verwirklichte fortan ihre eigenen Ideen. Als sie einem Auftritt Hitlers im Berliner Sportpalast beiwohnte, zeigte sie sich von seiner Wirkung auf die Massen überwältigt und schrieb ihm. Hitler antwortete prompt und sie trafen sich auf einen Spaziergang. Schon kurze Zeit später war Riefenstahl häufiger Gast im Kreis der NSDAP-Funktionäre. Hitler fand vor allem Gefallen an den von ihr inszenierten Volksaufnahmen. Erste Auftragsarbeit für die Partei war der Film "Sieg des Glaubens“ vom 5. Reichsparteitag. Weitere folgten. Ihre Filmgesellschaft taufte sie daraufhin um in "Reichsparteitagfilm“. Leni Riefenstahl verfasste dazu auch eine Bilddokumentation in Tagebuchform. Sie enthält 16 Fotos von Hitler und 37 von sich selbst – mit sichtlichem Enthusiasmus bei der Arbeit. Ihre spätere Aussage, man hätte sie sozusagen zu dieser Arbeit gezwungen, nahm ihr niemand ab. Nach Ausbruch des Krieges wurden Propaganda-, Dokumentar- und Unterhaltungsfilme in Massen produziert. Man schlug Leni Riefenstahl vor, einen Film über die sogenannte Siegfriedlinie zu drehen. Sie lehnte ab – mit dem Ergebnis, dass das Regime die Künstlerin aufs Abstellgleis stellte.

Im Grunde aber blieb der Führer ihr wohlgesonnen. Zum Einmarsch der Deutschen in Paris schrieb sie ihm ein Telegramm: "Mit unbeschreiblicher Freude, tiefbewegt und erfüllt mit heißem Dank erleben wir Ihren, mein Führer, und der Deutschen größten Sieg (...). Mehr als jede Vorstellungskraft menschlicher Phantasie vollbringen Sie Taten, die ohnegleichen in der Geschichte der Menschheit sind. Wie soll ich Ihnen nur danken?...“

Später erklärte sie, sie habe damit ihre Freude über den kommenden Frieden ausdrücken wollen.

In unzähligen Prozessen hat Hitlers ehemalige Star-Regisseurin später um ihren Ruf gekämpft und nannte es selbst ein Leben "zwischen Ruhm und Schande“. Ein außergewöhnliches Talent wollte und will man ihr nicht absprechen. Aber all ihre Versuche, Hitlers Nachwelt davon zu überzeugen, dass sie seine Gunst nicht bis ins Letzte für ihre Karriere genutzt hat, blieben ohne Erfolg. In dem Dokumentarfilm "Die Macht der Bilder“ von 1997 beteuert sie, dass sie auch gern die Parteiveranstaltungen der Kommunisten gefilmt hätte, wenn man sie denn beauftragt hätte.

 

Eva Braun – Mätresse des Führers

Hitler selbst schottete seine langjährige Lebenspartnerin ab. Nur wenige waren eingeweiht. Und erst nach Kriegsende wurde ihr Name öffentlich.

Eva entstammte einer typisch kleinbürgerlichen Familie. Genau wie Hitler. Klostervolksschule und Lyzeum absolvierte sie mit Erfolg, obwohl Lehrer sie als ungebärdig und faul bezeichneten. Ihr Freundeskreis schätzte sie als quirliges Mädchen von nebenan mit einem Hang zu Dreigroschenromanen, in denen sich Frauen für ihre Männer aufopfern – so wie es auch ihr bevorstand. Als junges Mädchen nahm sie eine Stelle in einem Fotogeschäft an, dass regelmäßig von der NSDAP beauftragt wurde. Hier begegnete sie Hitler. Es entwickelte sich ein Verhältnis, das lange Zeit völlig harmlos war. Hitler umgarnte sie mit Blumen, Konfekt und feudalen Ausfahrten. Es dauert auch nicht lange, bis ihr gesamter "neuer“ Freundeskreis allein aus dem Umfeld der Partei bestand. Schon nach kurzer Bekanntschaft hatte Hitler Erkundigungen über Evas Abstammung einholen lassen, schließlich war der Umgang mit einer Nichtarierin ausgeschlossen. Ihre Eltern waren überrascht, als die bisher politisch gar nicht interessierte Eva plötzlich politische Debatten vom Zaun brach. Antisemitismus war der Familie Braun – einschließlich Eva – allerdings fremd.

1932 wurde Eva Hitlers Geliebte. Sie trafen sich in seiner Wohnung am Prinzregentenplatz in München. Die Spielregeln bestimmte er, und Diskretion hatte oberste Priorität.

Im Beisein seines "Hascherls“, wie er Eva nannte, sagte er: "Sehr intelligente Menschen sollen sich eine primitive und dumme Frau nehmen. Sehen Sie, wenn ich nun noch eine Frau hätte, die mir in meine Arbeit hineinredet! In meiner freien Zeit will ich meine Ruh haben...heiraten könnt’ ich nie!“

Hier ein wenig Schmuck, da ein bisschen Geld für Kleidung – so versuchte Hitler sein Hascherl bei Laune zu halten, denn Eva verbrachte einen Großteil ihres Lebens damit, auf ihn zu warten. Sie nahm es hin und wäre lieber gestorben, als eine Trennung zu akzeptieren. Doch dieses Dasein zermürbte sie. Am 1.11.1932 schoss sie sich in den Hals, überlebte jedoch. Hitler eilte zu Besuch und schien geschmeichelt von dem Grad ihrer Zuneigung.

Hitlers Berufung zum Reichskanzler steigerte Evas Sorge, da der Geliebte zum einen noch stärker eingespannt wäre und sich zum anderen in Berlin in nächster Nähe zur verhassten Rivalin Magda Goebbels befinden würde. Neider trugen in der folgenden Zeit auch Gerüchte um andere Frauengeschichten Hitlers an sie heran. 1935 unternahm Eva einen zweiten Selbstmordversuch. Als man sie fand, lag das geöffnete Tagebuch neben ihr. Triviales und Emotionales vermischten sich in ihren Niederschriften in der Diktion eines naiven Teenagers. Im selben Jahr gestattete Hitler ihr, beim Reichsparteitag auf der Ehrentribüne Platz zu nehmen. Wegen eines herablassenden Kommentars Magda Goebbels’ bekam Hitler einen Wutanfall. Kurz darauf erfüllte er seinem Hascherl den Wunsch vom eigenen Haus, welches er nach und nach mit Geschenken füllte und mit Portraits seiner selbst ausstaffierte. Evas Selbstbewusstsein nahm Fahrt auf und sie begann wieder auszugehen. Im Kreise ihrer Freunde nannte sie sich "Landesmutter“ und wirkte doch – vor allem für Hitler – wie seine Schutzbefohlene, die er steif, aber respektvoll behandelte und vor den arroganten Damen der Nazi-Elite behütete. Dass sie fester Bestandteil seines Lebens war, belegte sein persönliches Testament, das ihren Namen an zweiter Stelle nach der Partei nannte.

Zwischen ’36 und ’45 verlebte sie ihre Zeit als Hausherrin des Berghofs. In ihrem bescheidenen Schlafgemach hing ein Akt, den Hitler von seiner Geliebten gemalt hatte. Wie alle anderen sprach sie ihn mit "mein Führer“ an, duzte ihn allerdings. Von seinem politischen Gebaren nach wie vor eher unbeeindruckt, gestand sie später ihrer Schwester, dass sie sich bei Hitlers Äußerungen sogar furchtbar langweile. Letztlich waren es aber gerade ihre apolitische Haltung und ihr unprätentiöses Wesen, die ihre Beziehung zu ihm am Leben hielt. In den 16 Jahren an seiner Seite nahm sie keinen Einfluss auf ihn, weder im Guten noch im Bösen.

Nach dem Stauffenberg-Attentat schrieb Hitler seiner Geliebten: "Mein liebes Tschapperl, es geht mir gut, mach Dir keine Sorgen, vielleicht ein bisschen müde. Ich hoffe, bald heimzukommen und mich dann in Deinen Armen ausruhen zu können. Ich habe ein großes Bedürfnis nach Ruhe (...)“

Sie antwortete: "Geliebter, ich bin außer mir. Ich sterbe vor Angst, ich fühle mich dem Wahnsinn nahe. (...) Du weißt, ich habe es Dir immer gesagt, dass ich sterbe, wenn Dir etwas zustößt. Von unserer ersten Begegnung an habe ich mir geschworen, Dir überall hin zu folgen, auch in den Tod. Du weißt, dass ich nur lebe für Deine Liebe (...)“

Dabei blieb sie und zog mit ihm in den Führerbunker, obwohl er ihr befohlen hatte, den Berghof nicht zu verlassen. Am 28. April ’45 heirateten sie. In ihrer Hochzeitsnacht ließ Hitler den Mann von Evas hochschwangerer Schwester wegen eines Fluchtversuchs exekutieren. Eva nahm es apathisch hin. Am 30. April tötete sich das frisch vermählte Paar.

Als Eva Brauns Name publik wurde, war das Interesse enorm – und umso größer dann die Unzufriedenheit mit der unspektakulären Wahrheit.

"Eva Braun ist eine Enttäuschung der Geschichte“, resümierte der Historiker Hugh Trevor-Roper. Einen anderen Charakter aber hätte Adolf Hitler wohl kaum an nächster Seite geduldet.

 

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