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Sigmund Freud: Die Rätsel der Seele
Was machte Sigmund Freud unsterblich?
Der Österreicher Sigmund Freud war einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts und gilt als Begründer der Psychoanalyse. Er wirkte mit seinen Ideen nicht nur auf medizinische Bereiche, sondern prägte auch Philosophen, Literaten und Literaturwissenschaftler, Maler, Musiker, aber auch Soziologen und Psychologen. Ebenso, wie er verehrt wurde, wurde er angefeindet und kritisiert. »Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält« (Karl Kraus 1913).
Woher stammte Sigmund Freud?
Sigmund Freud wurde am 6. Mai des Jahres 1856 in der mährischen Stadt Freiberg als ältester Sohn des jüdischen Wollhändlers Jacob Freud und seiner um 20 Jahre jüngeren Frau Amalie Nathanson geboren. Die kinderreiche Familie Freud – der kleine Sigmund hatte noch sechs Geschwister – lebte ab 1860 in Wien.
1873 schrieb sich der junge Freud als Medizinstudent an der Wiener Universität ein und beendete das Studium im Jahr 1881 mit dem heiß ersehnten Doktortitel. Bereits innerhalb kurzer Zeit wurde er ein bekannter Nervenarzt und Dozent. Er experimentierte mit Kokain als Schmerzmittel, schrieb erste wissenschaftliche Abhandlungen und studierte in Paris und Nancy die Technik der Hypnose. Bereits im Alter von 30 Jahren eröffnete er eine eigene Praxis. Im Jahr seiner Praxiseröffnung heiratete er auch seine Verlobte Martha Bernays, mit der er im Lauf seiner Ehe sechs Kinder hatte.
Was ist Hysterie?
Sigmund Freud vertrat die Ansicht, dass ein an Hysterie erkrankter Patient an lange zurückliegenden traumatischen Erlebnissen, zum Beispiel in seiner frühen Kindheit, leidet. Er war davon überzeugt, diesen prägenden, meist verdrängten Erinnerungen sei mit einer »Redekur« beizukommen. Freud ging aber noch weiter. Er glaubte, dass diese Traumata vorwiegend sexueller Natur seien und dehnte diese Theorie in der Folge auf Neurosen im weitesten Sinn aus. Dies war die Geburtsstunde der Psychoanalyse.
Wie behandelte der Nervenarzt Hysterie?
Sowohl Sigmund Freud als auch sein erfahrener Fachkollege und Freund Josef Breuer waren im Verlauf ihrer Arbeit zu dem Ergebnis gekommen, »dass die einzelnen hysterischen Symptome sogleich und ohne Wiederkehr verschwanden, wenn es gelungen war, die Erinnerung an den veranlassenden Vorgang zu voller Heftigkeit zu erwecken und damit auch den begleitenden Affekt wachzurufen, und wenn dann der Kranke den Vorgang in möglichst ausführlicher Weise schilderte und dem Affekt Worte gab«.
Diese Erkenntnisse veröffentlichten Freud und Breuer im Jahr 1895 zusammen in dem zu der damaligen Zeit bahnbrechenden Buch »Studien über Hysterie«. Bis zu diesem Zeitpunkt waren zur Behandlung nervenkranker Patienten vor allem externe Methoden wie die Elektrotherapie, Massagen und Heilbäder bekannt.
Was bedeutete für den Psychoanalytiker freie Assoziation?
Freud arbeitete in seiner Praxis vorwiegend mit »freier Assoziation«. Die Patienten mussten sich »verpflichten«, ihm alle Gedanken und Ideen mitzuteilen, die ihnen gerade einfielen, egal, wie banal oder anstößig sie ihnen erschienen.
Welche Bedeutung hatte die Traumdeutung?
Freud glaubte, dass sich in den Träumen verdrängte Wünsche und Ängste offenbaren. Die Deutung der Träume stellte daher für ihn ein zentrales Instrument seiner Psychoanalyse dar. Sein Buch »Die Traumdeutung« betrachtete Freud selbst als sein Hauptwerk.
Welche Rolle spielte Freud für die Erforschung der Seele?
Freud hatte einen ersten entscheidenden Schritt getan, um die Rätsel der Seele zu erforschen. Aber wie er selbst in seinem Hauptwerk, der »Traumdeutung«, sagt: »In den bestgedeuteten Träumen muss man oft eine Stelle im Dunkel lassen (…) Dies ist dann der Nabel des Traums, die Stelle, wo er dem Unerkannten aufsitzt. Das gilt wohl auch für das Leben, dessen Charakteristikum es ist, mit dem Traum zu verschmelzen.« Dies war nur der Beginn der Seelen- und Traumforschung. Freud scharte viele Anhänger um sich und es entstand eine internationale psychoanalytische Bewegung.
Wussten Sie, dass …
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