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griechische Religion

Charakteristisch für die griechische Religion ist ihre Uneinheitlichkeit, die sich in der durch die landschaftliche Zergliederung Griechenlands bedingten Vielzahl der Götter und Kulte zeigt. Schon früh stellten sich die Griechen die Götter in Menschengestalt (anthropomorph) vor. Die bedeutendsten griechischen Göttergestalten entstanden durch die Verschmelzung der religiösen Vorstellungen der ägäischen Urbevölkerung und denen der ersten indoeuropäischen Einwanderer (seit 2000 v. Chr.). In der Blütezeit der mykenischen Kultur entstand auch eine sozial bedingte Uneinheitlichkeit der griechischen Religion: Die Götter wurden dem Charakter der ritterlichen Herrenschicht angepasst, während die Landbevölkerung weiter ihre alte Naturreligion pflegte. In der Folgezeit haben die Dichtungen Homers und Hesiods, der einen Götterkanon aufstellte, das Bild der griechischen Religion entscheidend geprägt. In der homerischen Religion ist die Götterwelt rangmäßig geordnet. An der Spitze stehen die auf dem Olymp wohnenden, daher olympisch genannten Zwölfgötter mit dem Hauptgott Zeus. Diesen sind viele kleinere Gottheiten untergeordnet. Die homerischen Götter sind wesensmäßig den Menschen nachgezeichnet (besonders in sittlicher Hinsicht), erweisen sich ihnen gegenüber aber als die Stärkeren und zeichnen sich darüber hinaus durch Unsterblichkeit aus. Den Menschen stehen sie mit Interesse und Wohlwollen gegenüber, können sie aber auch strafen (z. B. bei Verweigerung von Opfergaben, Elternmord und Hybris). Über den Göttern steht das Schicksal (Moira) und beschränkt ihre Macht. Nach seinem Tod erwartet den Menschen ein Dasein in einer unterirdischen Welt (Unterwelt), in der er als kraftloses und stummes Schattenbild seiner selbst ohne Bewusstsein weiterexistiert. Zum Kult gehörten Gebete (besonders Bittgebete), durch die man Kontakt mit der Gottheit herzustellen versuchte, Opfer an die Götter, für die Gegenleistungen erwartet wurden, Weihgeschenke und rituelle Reinigungsakte. Die richtige Durchführung der Riten oblag den Priestern. Die Götter wurden an den verschiedenartigsten Kultstätten (von einem geweihten Stein oder Baum bis zum Tempel mit Kultbild) verehrt. Wichtig war auch das Orakelwesen, wobei vor allem das delphische Spruchorakel des Apoll Einfluss auf die ganze griechische Welt ausübte. Der Götterverehrung dienten ferner zahllose Feste; mit überregionaler Bedeutung die panhellenischen Feste, besonders die olympischen Spiele. Mangelnde Volkstümlichkeit und die düsteren Jenseitsvorstellungen der homerischen Religion führten seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. zur Verbreitung des Dionysoskults, der größere Nähe zur Gottheit versprach, und des Mysterienwesens, besonders in Eleusis (Mysterien). Diese auf alten Volksglauben zurückgehenden Kulte traten in Konkurrenz zur offiziellen Religion der Polis wie auch nachfolgend Homer noch nicht bekannte Gottheiten (Asklepios, Hekate, Kybele, Adonis). Die Kritik der Philosophie, die im Gegensatz zur griechischen Religion eine eigenständige Theologie entwickelte und starker orientalischer Einfluss führten in hellenistischer Zeit zum Untergang der altgriechischen Religion.
griechische Religion: Götter
Griechische Götter
NameVerwandtschaftsverhältnisBedeutung
AcheloosSohn des Okeanos und der TethysFlussgott
AmphitriteTochter des Nereus, Gemahlin des PoseidonMeeresgöttin
AphroditeTochter des Zeus und der Dione, Gemahlin des HephaistosGöttin der Liebe und der Schönheit
ApollonSohn des Zeus und der Leto, Bruder der ArtemisGott der Jugend, Heil- und Sühnegott, Gott der Weissagungen, der Musen, Sonnengott
AresSohn des Zeus und der HeraKriegsgott
ArtemisTochter des Zeus und der Leto, Schwester des ApollonJagdgöttin, Geburtsgöttin, Vegetationsgöttin, Mondgöttin
AsklepiosSohn des ApollonHeilgott
AteTochter des ZeusUnheilsgöttin
AthenaTochter des ZeusGöttin der Weisheit, Kriegs- und Friedensgöttin
BoreasSohn des Astreios und der EosGott des Nordwindes
DemeterSchwester des Zeus, Tochter des Kronos und der Rhea, Mutter der PersephoneErd- und Fruchtbarkeitsgöttin
DikeGöttin der Gerechtigkeit
DionysosSohn des Zeus und der SeleneGott der Fruchtbarkeit, des Weines und des Rausches
EileithyiaTochter des Zeus und der HeraGeburtsgöttin
EireneTochter des Zeus und der ThemisFriedensgöttin
EosSchwester des Helios und der SeleneGöttin der Morgenröte
ErinyenRachegöttinnen
ErisSchwester des AresGöttin der Zwietracht
ErosSohn des Ares und der AphroditeLiebesgott
EurosSohn der EosGott des Windes
GaiaMutter und Gemahlin des Uranos, Mutter der Titanen und KyklopenErdgöttin
HadesBruder des Zeus, Sohn des Kronos und der Rhea, Gemahl der PersephoneGott der Unterwelt
HebeTochter des Zeus und der Hera, Gemahlin des HeraklesGöttin der Jugend
HekateTitaninGöttin der Unterwelt, der Fruchtbarkeit, des Zaubers, der Dreiwege
HeliosSohn der Titanen Hyperion und Theia, Bruder der Selene und der EosSonnengott
HephaistosSohn des Zeus und der Hera, Gatte der AphroditeGott des Feuers und der Schmiedearbeit
HeraTochter des Kronos und der Rhea, Schwester und Gemahlin des ZeusGöttin der Ehe und der Geburt, Königin des Himmels
HeraklesSohn des Zeus und der (sterblichen) Alkmene, Gemahl der HebeHalbgott, Aufnahme in den Olymp nach 12 Arbeiten (Dodekathlos)
HermesSohn des Zeus und der Nymphe MaiaGötterbote, Schutzherr der Kaufleute und der Reisenden, aber auch der Diebe; Führer der Seelen ins Jenseits; Gott der Herden
HestiaTochter des Kronos und der RheaGöttin des Herdes und des Herdfeuers
Horendrei Töchter des Zeus und der ThemisGöttinnen der drei Jahreszeiten Frühling, Sommer und Winter
HygieiaTochter des AsklepiosGöttin der Gesundheit
HyperionTitan, Sohn der Gaia und des Uranos, Gemahl der TheiaLichtgott
HypnosSohn der Nyx, Bruder des ThanatosGott des Schlafes
KronosTitan, Sohn des Uranos und der Gaia, Bruder und Gatte der Rheaursprünglich Fruchtbarkeitsgott; Weltherrscher
Mnemosynedurch Zeus Mutter der neun MusenGöttin des Gedächtnisses
MoirenTöchter des Zeus und der Themisdie drei Schicksalsgöttinnen Klotho, Lachesis, Atropos
NemesisTochter der NyxGöttin der Vergeltung für Übeltaten oder unverdientes Glück
NereusSohn des Pontos und der Gaia, Vater der Nereiden (Meeresnymphen)Meeresgott
NikeGöttin des Sieges
NotosSohn des Astreios und der EosGott des Südwindes
Nymphenniedere weibliche Naturgottheiten
NyxMutter des Hypnos, der Nemesis und des ThanatosGöttin der Nacht
OkeanosTitan, Sohn des Uranos und der Gaia, Gemahl der TethysGott des die Erde umfließenden Wassers
PanSohn des Hermes und einer NympheWald- und Weidegott
PersephoneTochter des Zeus und der Demeter, Gemahlin des HadesVegetationsgöttin, Göttin der Unterwelt
PhorkysSohn der Gaia und des PontosMeergott
PlutosSohn der DemeterGott des Reichtums
PontosSohn der GaiaMeergott
PoseidonBruder des Zeus, Sohn des Kronos und der Rhea Gott des Meeres und des Erdbebens
Proteusniedere Meeresgottheit
RheaTitanin, Tochter des Uranos und der Gaia, Schwester und Gemahlin des Kronos, Mutter des Zeus u. a.Göttermutter
SeleneTochter des Hyperion, Schwester des HeliosMondgöttin
StyxTochter des Okeanos und der TethysGöttin des Unterweltflusses
TethysTitanin, Tochter des Uranos und der Gaia, Schwester und Gemahlin des OkeanosMutter der Flussgötter
TheiaTitanin, Gemahlin des Hyperion
ThemisTochter des Uranos und der Gaia, Gemahlin des ZeusGöttin der Ordnung und des Rechts
Titanendie sechs Söhne und sechs Töchter des Uranos und der Gaia
TritonSohn des Poseidon und der AmphitriteMeeresgott
TycheTochter des Okeanos oder ZeusGöttin des Zufalls
UranosGemahl der Gaia, Vater der Titanen und KyklopenHimmelsgott
ZephyrosSohn des Astreios und der EosGott des Westwindes
ZeusSohn des Kronos und der Rhea, Gemahl der Herahöchster Gott der Griechen, Herrscher über die olympischen Götter, Himmelsgott, Wettergott, Schutzherr der Familien, der Städte und ihrer Freiheit, Wächter über Recht und Gesetz
Asklepios
Asklepios
Asklepios (l.) und Hygieia (2.v.l.) erhalten von einer Familie ein Stieropfer (griech. Relief).
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