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Sternenhimmel im August 2024 – Sternschnuppen, Rendezvous von Jupiter und Mars und eine Sternexplosion
Die Perseiden bringen Sternschnuppen
Schon während der letzten Juliwochen näherte sich unsere Erde der Staubspur des Kometen Swift-Tuttle, dem Urheber des Perseiden-Meteorschauers. Im August können wir uns deshalb auf immer mehr Sternschnuppen freuen. „Ende Juli nimmt der Ansturm kosmischer Staubpartikel auf unsere Erdatmosphäre allmählich weiter zu, bevor er am 12. August seinen Höhepunkt erreicht“, sagt Björn Voss, Direktor des Planetariums Hamburg. „Zu ihrem Maximum bescheren uns die Perseiden bis zu 100 Sternschnuppen in der Stunde.“
Die Perseiden verdanken ihren Namen ihrem scheinbaren Ausstrahlungspunkt, dem sogenannten Radianten. Er befindet sich im Sternbild Perseus, nahe dem „Himmels-W“ der Cassiopeia. Beim Höhepunkt des Sternschnuppenstroms steht die auffällige Konstellation in den frühen Morgenstunden hoch am Ost-Himmel. Die Perseiden-Meteore selbst rasen jedoch über den gesamten Himmel und sind daher auch abseits dieses Sternbilds zu sehen. Der Meteorschauer beschert uns noch bis zum 24. August Sternschnuppen, wenngleich ihre Zahl mit der Zeit immer weiter abnimmt.
Wer die Sternschnuppen sehen möchte, sucht am besten einen dunklen Ort fern der Lichter der Stadt auf und lässt seinen Augen etwa eine halbe Stunde Zeit, um sich an die Lichtverhältnisse der Nacht zu gewöhnen. „Die beste Beobachtungszeit ist kurz vor der Morgendämmerung“, erklärt Voss. „Auf jeden Fall sollten wir warten, bis der Halbmond gegen Mitternacht unter den Horizont gesunken ist und sein Schein den Himmel nicht länger erhellt.“ Da am 19. August Vollmond ist, leuchtet der Erdtrabant auch schon während des Perseiden-Maximums relativ groß und hell.
Venus und ein Planeten-Rendezvous
Während die Planeten sich in den letzten Monaten etwas bedeckt hielten, treten sie im Monat August wieder stärker am Nachthimmel zum Vorschein. Die Venus ist direkt Sonnenuntergang als Abendstern zu sehen und überstrahlt dabei alle Sterne. Allerdings bleibt unser innerer Nachbarplanet nur kurze Zeit sichtbar, bevor sie hinter dem Horizont versinkt. In der zweiten Nachthälfte haben dann Mars und Jupiter ihren Auftritt und gehen fast zeitgleich am östlichen Horizont auf.
In der Nacht vom 14. auf den 15. August können wir dort ein besonderes Schauspiel bestaunen: Wir sehen, wie der schnelle Mars dem Gasriesen Jupiter sehr nahekommt. Beide sind dabei weniger als eine Vollmondbreite voneinander entfernt. „Wir sehen einen ‚Doppelstern‘ aus dem hell-weißen Jupiter und dem orange-rötlich leuchtenden, aber viel lichtschwächeren Mars“, so Voss. „Ein ungleiches Paar, das sich begegnet und nach wenigen Tagen wieder trennt.“
Saturn-Bedeckung und funkelnde Sterne
Der zweite große Gasplanet, Saturn, geht Anfang August gegen 23:00 Uhr auf und erscheint dann immer ein wenig früher. Ende des Monats ist er dann als heller Lichtpunkt die ganze Nacht hindurch zu erblicken. In der Nacht vom 20. auf den 21. August bietet er uns ebenfalls ein besonderes Schauspiel. Denn der Mond nähert sich dem Ringplaneten am Himmel immer weiter an, bis er schließlich direkt vor ihm vorüberzieht. Diese Saturn-Bedeckung hält rund eine Stunde lang an und beginnt gegen 05:30 Uhr morgens. Frühaufsteher können das Schauspiel dann tief über dem Südwest-Horizont beobachten.
Am 28. August gegen ein Uhr nachts bietet sich uns der wohl schönste Himmelsanblick des Monats. „Im Süden steht Ringplanet Saturn hoch am Firmament. Über ihm gibt uns das funkelnde Sternenviereck des Sternbilds Pegasus einen ersten Vorgeschmack auf den Herbst“, sagt Voss. „Blicken wir weiter nach links in Richtung Osten, entdecken wir Jupiter und Mars, die gemeinsam mit der schmalen Mondsichel ein hübsches Dreieck bilden. Rechts oberhalb von ihnen funkelt der offene Sternhaufen der Plejaden.“
Strahlendes Sommerdreieck
Doch auch wenn das markante Herbstviereck schon am nordöstlichen Himmel zu sehen ist, dominiert der Sommer weiterhin das Firmament. Hoch im Süden sehen wir das Sommerdreieck aus Wega in der Leier, Atair im Adler und Deneb im Schwan. Letzterer ist auch als das „Kreuz des Nordens“ bekannt und das wohl hübscheste hiesige Sommersternbild. Im Westen prangt der Bärenhüter mit Arktur, dem hellsten Stern des Nordhimmels.
Blicken wir von ihm nach links in Horizontnähe, finden wir den noch immer auffälligen Stern Antares. Leider bereitet sich sein Sternbild, der Skorpion, langsam auf seinen Untergang vor. Wobei wir in unseren Breitengraden grundsätzlich nur seine vordere Hälfte zu Gesicht bekommen. Die geschwungene Sternenkette, die den hinteren Teil des Tiers markiert, können wir in mediterranen Breiten betrachten – beispielsweise während des Sommerurlaubs.
Unsere „Sternenstadt“– die Milchstraße
Wer den Sommer in heimischen Gefilden verbringt, kann die freie Zeit nutzen, um aufs dunkle Land zu fahren. „In abgelegenen Gebieten fern der hellen Städte offenbart sich uns die wahre Schönheit des Sternenhimmels. Im August können wir neben dem Sternschnuppenfeuerwerk der Perseiden auch den Blick auf die Milchstraße genießen“, sagt Voss. „Aktuell ist der Anblick besonders faszinierend, denn in den Sommermonaten schauen wir aufgrund unserer Stellung zur Sonne und der Neigung der Erdachse ins sternenreiche Zentrum unserer Galaxie.“
Verstehen wir die Milchstraße als „Sternenstadt“, bilden die mit bloßem Auge sichtbaren Sterne die Nachbarbarschaft des Sonnensystems, während das milchige Band der Milchstraße gewissermaßen die Skyline unserer galaktischen Heimat repräsentiert. Insgesamt beherbergt unsere Galaxie gut 200 Milliarden Sterne. Sie sind zum Großteil so weit entfernt, dass wir ihr Licht nicht mehr einzeln ausmachen können und nur ein milchiges Leuchten erkennen. Die Milchstraße ist auch ein absolutes Highlight für den Urlaub im Mittelmeerraum, denn in südlichen Breitengraden steht ihr dichtes, sternenreiches Zentrum deutlich höher am Firmament. Und südlich des Äquators erstrahlt ihr Zentrum praktisch direkt über unseren Köpfen.
Hoffen auf seltenes Ereignis – die Nova
Seit Wochen schauen wir mit Spannung zum Sternbild Nördliche Krone. Denn hier wird für das aktuelle Sommerhalbjahr noch immer das seltene kosmische Schauspiel einer Nova erwartet. Ort des Geschehens ist das Doppelsternsystem T Coronae Borealis aus einem Weißen Zwergstern und einem Roten Riesenstern.
Die beiden Sterne befinden sich in so engem Abstand zueinander, dass der schwerere Weiße Zwerg dem Roten Riesen Wasserstoff aus dessen Sternenhülle absaugt. Erreicht der "geraubte" Wasserstoff auf dem Weißen Zwerg eine kritische Menge, kommt es zu einer thermonuklearen Reaktion. Der Lichtpunkt dieser Explosion wird am Himmel annähernd so hell erstrahlen wie der Polarstern. Von der Erde aus wird es den Anschein haben, als hätte die Nördliche Krone für kurze Zeit einen achten Stern dazugewonnen. Leider steht die Nördliche Krone nicht mehr lange in günstiger Position an unserem Himmel. Es heißt also Daumendrücken, dass wir das kosmische Schauspiel nicht verpassen.