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Bluthochdruck: Volkskrankheit und doch oft unerkannt

Bluthochdruck ist in den Industrienationen weit verbreitet und ist oft ein Vorzeichen für weitere gesundheitliche Probleme. Leider bleibt die Krankheit trotzdem oft unerkannt. Wer die Anzeichen erkennt und sich mit den Risikofaktoren auseinandersetzt, kann aber meist das Schlimmste verhindern.
Blutdruckmessung

GlobalStock, GettyImages

Hypertonie, im Allgemeinen als Bluthochdruck bezeichnet, betrifft in Deutschland beinahe jeden dritten Einwohner. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie des Fachmagazins Lancet in den westlichen und den asiatischen Industrienationen. Meist sind ältere Bürger sind betroffen. In der Altersgruppe ab 70 wurde bei mehr als dreiviertel Bluthochdruck diagnostiziert. Doch auch bei Jüngeren steigt die Gefahr an Bluthochdruck zu erkranken in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich an. Oftmals bleibt er jedoch unerkannt und damit unbehandelt. Dies kann die Folgeerkrankungen begünstigen und wäre vermeidbar, da Bluthochdruck mit heutigen Mitteln gut behandelt werden kann.

Was sind die Gefahren von zu hohem Blutdruck?

Symptome, die bei hohem Blutdruck auftreten können, sind Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel. Das Tückische ist, dass diese Symptome viele Ursachen haben können und oft nicht mit Hypertonie in Verbindung gebracht werden. Sollten diese Symptome aber über längere Zeiträume auftreten, ist ein Gespräch mit einem Arzt sinnvoll, selbst wenn es sich nicht um Hypertonie handelt.

Ein chronisch hoher Blutdruck erhöht das Risiko von Organschädigungen. Schlaganfall, Herzinfarkt und Nierenschäden sind die bekanntesten Risiken. Die Folgen können jedoch auch schwerer zu bemerken sein. Eine Studie der Universität Münster belegt, dass die kognitiven Fähigkeiten durch Hypertonie angegriffen werden. Ein Nachlassen des Gedächtnisses oder Schwierigkeiten beim Konzentrieren sind im Alltag aber schwer zu bemerken, denn die Symptome stellen sich schleichend ein.

Bis ein Organschaden festgestellt wird, bleibt der Bluthochdruck meist unerkannt. Oft wird er in jüngeren Jahren nur durch eine solche Folgeerkrankung überhaupt festgestellt. Wer sich früh mit dem Thema auseinandersetzt, sich Fälle von Bluthochdruck in der Familie und weitere Risikofaktoren informiert, kann so aber schon früher Warnsignale erkennen und Hypertonie vorbeugen. 

Risikofaktoren erkennen und vermeiden

Neben dem Alter gibt es auch weitere Risikofaktoren. Männer unter 50 Jahren sind häufiger von Bluthochdruck betroffen als Frauen. In den Gruppen über 50 gleichen sich in den Statistiken Frauen und Männern aber immer mehr an. Der Grund sind die Wechseljahre bzw. der dadurch sinkende Östrogenspiegel, denn Östrogen wirkt blutdrucksenkend und schützt so vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aber auch andere Faktoren wie Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum wirken sich negativ auf den Bluthochdruck aus und hier liegt der Anteil der betroffenen Frauen deutlich unter denen der Männer.

Auch Übergewicht und eine ungesunde Ernährung mit zu viel Salzen und ungesättigten Fetten begünstigen Hypertonie. Unter den Diabetikern leiden bis zu 80% an Bluthochdruck. Ernährung und Bewegung sind eine essentielle Drehschraube, um den Blutdruck zu senken. Insbesondere bei moderatem Bluthochdruck ist oftmals nur eine Ernährungsumstellung nötig, um den Blutdruck ohne Medikamente zu senken. Doch in vielen Fällen wird das Symptom Blutdruck nur durch Medikamente bekämpft und die Ursachen bleiben bestehen.

Ein weiterer Risikofaktor ist Stress. Dieser Risikofaktor ist schon lange bekannt und Formulierungen wie „Da krieg ich Blutdruck von“, haben Einzug in den sprachlichen Alltag gefunden. Früher wurde versucht, den Bluthochdruck durch Kuren und regelmäßige Ruhezeiten zu behandeln. Auch heute sind diese Möglichkeiten ein sinnvoller Ansatz, um stressbedingten Bluthochdruck zu senken. Stress ist aber nicht nur für Hypertonie ein Risikofaktor, sondern für eine Vielzahl von Krankheiten. Wer sich langen anhaltenden Phasen von Stress ausgesetzt sieht, sollte ein besonderes Augenmerk auf die eigene Gesundheit richten.

Wer bei sich eine Häufung von Risikofaktoren oder sogar Symptome feststellt, sollte regelmäßig seinen Blutdruck messen. Nur so kann dem behandelnden Arzt die Informationen gegeben werden, die er für die Diagnose Hypertonie braucht.

Da die Anzahl der Betroffenen so hoch ist, sollte auch auf das eigene Umfeld geachtet werden. Viele Familienmitglieder oder Freunde sind sich ihrer Vulnerabilität gar nicht bewusst. Aufmerksamkeit schaffen ist nicht nur bei Brustkrebs und Corona notwendig, sondern auch bei Hypertonie. Denn erst wer die Erkrankung erkennt, wird Maßnahmen einleiten, diese zu bekämpfen.

Blutdrucksenkende Mittel als letzte Option

Doch nicht jeder ist in der Lage von jetzt auf gleich seine Ernährungsweise umzustellen oder regelmäßige Ruhepausen einzuhalten. In solchen Situationen kann die Vergabe von Blutdrucksenkern eine Lösung sein. Diese sollten nicht die Langzeitlösung sein, sondern helfen die Zeit zu überbrücken, bis die Umstellung begonnen werden kann. Die Bekämpfung der Symptome des Bluthochdrucks sollte also nie den Kampf gegen die Ursachen überschatten, denn nur so kann eine langfristig anhaltende Verbesserung der Gesundheit eintreten.

Da es sich bei vielen Blutdrucksenkern um verschreibungspflichtige Medikamente handelt, ist vorher ein Arzt zu konsultieren. Es sollte darauf geachtet werden, dass der Arzt über Allergien, Vorerkrankungen und andere Medikamenteneinnahmen informiert wird, da dies Auswirkungen auf die Wahl des Wirkstoffes haben kann. Der Beipackzettel sollte vor der Einnahme, wie bei jedem Medikament, aufmerksam gelesen werden. Beim Auftreten von Nebenwirkungen empfiehlt es sich, den behandelnden Arzt zu informieren.

Kurzzeitiger Bluthochdruck ist kein Grund zur Panik. Erst wenn dieser über einen längeren Zeitraum konstant zu hoch ist, ist es sinnvoll weitere Schritte einzuleiten. Wer aber Übergewicht reduziert, ausreichend Sport treibt und sich an eine ausgewogene Ernährung hält, tut seinem Körper auch ohne Hypertonie etwas Gutes. Und vielleicht kann so durch Vorbeugung und Vorsorge erreicht werden, dass Bluthochdruck seinen Status als Volkskrankheit verliert.

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