Lexikon

Wilder

Billy, US-amerikanischer Filmregisseur und -autor österreichischer Herkunft, * 22. 6. 1906 Sucha bei Krakau,  27. 3. 2002 Beverly Hills, Los Angeles; emigrierte 1933; drehte gesellschaftskritische Filme und Komödien: „Frau ohne Gewissen“ 1944; „Boulevard der Dämmerung“ 1950; „Das verflixte siebente Jahr“ 1955; „Zeugin der Anklage“ 1957; „Manche mögens heiß“ 1959; „Das Mädchen Irma la Douce“ 1963; „Avanti, avanti!“ 1972; „Extrablatt“ 1974; „Buddy Buddy“ 1981.
Wilder, B., Hepburn, A., Wyler, W.
Billy Wilder, Audrey Hepburn und William Wyler
Billy Wilder (links) gemeinsam mit Audrey Hepburn und William Wyler während Dreharbeiten zu dem Film »Sabrina«.
  • Deutscher Titel: Das verflixte siebente Jahr
  • Original-Titel: THE SEVEN YEAR ITCH
  • Land: USA
  • Jahr: 1955
  • Regie: Billy Wilder
  • Drehbuch: Billy Wilder, nach dem Bühnenstück von George Axelrod
  • Kamera: Milton Krasner
  • Schauspieler: Marilyn Monroe, Tom Ewell, Oskar Homolka, Sonny Tufts
Billy Wilder setzt mit seiner Erotikkomödie »Das verflixte siebente Jahr« der Hauptdarstellerin Marilyn Monroe ein Denkmal. Das erreicht er dadurch, dass sie als Objekt der Begierde lediglich bewundert, nicht aber wirklich angetastet wird. Letztlich bleibt sie in seinem Film genau das, was sie für das Kino repräsentiert: Ein Traum von Frau beglückend schön, aber unerreichbar.
Der Durchschnitts-Familienvater Richard Sherman (Tom Ewell) schickt seine Familie in den Sommerurlaub, während er im schwülheißen New York bleibt. Entschlossen, sein Strohwitwer-Dasein gerade im siebten Ehejahr nicht auszunutzen, zieht er sich in seine Wohnung zurück bis ihm in Gestalt der neuen Nachbarin (Marilyn Monroe) die personifizierte Seitensprung-Versuchung begegnet. Es entwickelt sich bald ein erotisches Geplänkel zwischen den beiden, bei dem Richard sich von seiner besten Seite zeigt. Doch als er aufs Ganze gehen will, läuft natürlich alles schief. Dank dieser »Nicht-Erfahrung« fährt er als geläuterter Ehemann seiner Frau hinterher.
Wilders Film manövriert sich geschickt um die Zensur herum, obwohl jeder weiß, um was es in den frivolen Dialogen geht.
  • Deutscher Titel: Zeugin der Anklage
  • Original-Titel: WITNESS FOR THE PROSECUTION
  • Land: USA
  • Jahr: 1957
  • Regie: Billy Wilder
  • Drehbuch: Billy Wilder, Harry Kurnitz, nach einem Bühnenstück von Agatha Christie
  • Kamera: Russell Harlan
  • Schauspieler: Charles Laughton, Marlene Dietrich, Tyrone Power
Oft wird behauptet, dass Billy Wilders Thriller »Zeugin der Anklage« einer der besten Hitchcocks sei nur dass er von Wilder ist. Tatsächlich spielt Wilder so virtuos mit dem Zuschauer Versteck um die Lösung des Mörderrätsels, dass der Vergleich mit Hitchcock stimmig ist.
Nach dem Bühnenstück von Agatha Christie spielt Wilder eine raffinierte Mördersuche durch: Staranwalt Wilfried Robarts (Charles Laughton) verteidigt den sympathischen Leonard Vole (Tyrone Power), der des Witwenmordes angeklagt ist. Vole hat kein Motiv und kein Alibi, doch Sir Wilfried glaubt an seine Unschuld, auch wenn Mrs. Vole (Marlene Dietrich), eine beängstigend kalte Frau, nichts dazu beiträgt, ihren Mann zu entlasten. Vielmehr ist sie Zeugin der Anklage, die ihrem Mann nur schadet. Sir Wilfried ist sicher, dass Mrs. Vole ein Geheimnis verbirgt. Auf einen anonymen Anruf hin trifft sich Sir Wilfried mit einer Frau, die ihm Hinweise gibt, wie er die Zeugin der Anklage im Kreuzverhör befragen soll. Tatsächlich bricht Mrs. Vole im Verhör des Verteidigers zusammen: Sie wird der Lüge überführt und ist nun selbst dringend mordverdächtig. Vole wird freigesprochen. Und Sir Wilfried wird klar, dass die unbekannte Frau die verkleidete Mrs. Vole war sie hatte alles geplant, um ihren über alles geliebten Mann vor der Strafe für seinen Mord zu schützen. Doch als Mrs. Vole nach scheinbar geglücktem Plan erfährt, dass ihr Mann die ganze Zeit über ein Verhältnis hatte, erschießt sie ihn Sir Wilfried hat einen neuen Fall
Die Rolle der Christine Vole ist Marlene Dietrichs letzter großer Auftritt im Film vor ihrem Abschied von der Leinwand. Noch einmal bringt sie ihre einzigartige Ausstrahlung zur Geltung, die sie berühmt gemach hat: Die unnahbar Schöne, die die Männer ins Verderben zu ziehen droht.
  • Deutscher Titel: Manche mögen„s heiß
  • Original-Titel: SOME LIKE IT HOT
  • Land: USA
  • Jahr: 1959
  • Regie: Billy Wilder
  • Drehbuch: Billy Wilder, I.A.L. Diamond, nach einer Erzählung von R. Thoeren und M. Logan
  • Kamera: Charles Lang
  • Schauspieler: Marilyn Monroe, Tony Curtis, Jack Lemmon, George Raft
  • Auszeichnungen: Oscar 1960 für Kostüme (Orry-Kelly)
Billy Wilder gelingt mit seiner Komödie »Manche mögen„s heiß« sein bislang größter Erfolg: Das Publikum strömt in die Kinos, und auch die Kritik lobt den Film in höchsten Tönen.
Saxophonist Joe (Tony Curtis) und der Bassist Jerry (Jack Lemmon) schlagen sich in den späten 20er Jahren mehr schlecht als recht als Jazz-Musiker durch. Zufällig werden sie Zeugen eines Mafia-Massakers, woraufhin sich die Bande von Gamaschen-Colombo an ihre Fersen heftet. In ihrer Not verkleiden sich die beiden als Damen und kommen so unerkannt bei einer Mädchenkapelle unter, die zu Auftritten nach Florida reist. Joe alias Josephine verliebt sich in die attraktiv-naive Sugar Kane (Marilyn Monroe). Um sich ihr zu nähern schlüpft Joe in eine weitere Rolle: Als Multimillionär versucht er, ihr Herz zu erobern.
Auch Jerry, alias Daphne ist die Liebe hold: Der Millionär Osgood Fielding III entflammt für die vermeintlich weibliche Bassgeige. Mit seiner Hilfe können die Verfolgten erneut vor der Bande fliehen: Dann enthüllt Joe zu Sugars Freude sein wahres Ich. Als sich Jerry auf Osgoods Heiratsantrag hin auch demaskiert kommentiert der unerschütterlich, »Nobody„s perfect «
Aus dem Verkleidungsspiel ergeben sich wunderbare Dialog-Doppeldeutigkeiten. Gestik und Mimik tragen zur erfolgreichen Unterhaltung ebenso bei wie Monroes Persiflage auf ihr eigenes Image. Immer wieder steht die Entlarvung unmittelbar bevor doch ebenso oft nimmt das temporeiche Geschehen kurz vor der Katastrophe eine vorerst rettende Wendung. So reiht sich bis zum furiosen Finale ein Gag an den anderen ein Geniestreich von Billy Wilder.
  • Deutscher Titel: Das Mädchen Irma La Douce
  • Original-Titel: IRMA LA DOUCE
  • Land: USA
  • Jahr: 1963
  • Regie: Billy Wilder
  • Drehbuch: Billy Wilder, I. A. L. Diamond, nach dem Bühnenstück von Alexandre Brefford
  • Kamera: Joseph LaShelle
  • Schauspieler: Shirley MacLaine, Jack Lemmon, Lou Jacobi, Bruce Yarnell
Mit der farbigen Komödie »Das Mädchen Irma La Douce« präsentiert sich unter der Regie von Billy Wilder mit Shirley MacLaine als leichtem Mädchen und Jack Lemmon als Zuhälter wider Willen das ideale Stargespann für »unmoralische« Lustspiele.
Andere Sitten, andere Länder: Damit Amerikaner über eine Dirne lachen können, muss das Ganze selbstverständlich in Paris spielen. Dort lebt Irma (Shirley MacLaine) inmitten einer bunten Welt von Zuhältern, Kolleginnen und Kneipenvögeln und Polizisten, die sich aber längst mit dem Milieu arrangiert haben. Bis auf einen, den Neuling Nestor (Jack Lemmon), der das Lotterleben kräftig durcheinander bringt: Er lässt eine Razzia durchführen und dabei auch den Polizeichef verhaften, wird aus seinem Job entlassen, zieht »aus Versehen« Irmas Zuhälter aus dem Verkehr und findet sich so unverhofft als dessen Nachfolger wieder. So arbeitet er sich nun bei Tage krumm, um nachts, als Lebemann verkleidet, bester Kunde beim eigenen Mädchen zu werden. Irma ahnt nichts; sie verliebt sich in den reichen Kerl, und der »wahre« Nestor hat das Nachsehen. Er muss erst seine Dandy-Rolle ablegen und einige Probleme überwinden, bevor die beiden zueinander finden.
Shirley MacLaine und Jack Lemmon spielten bereits einmal zusammen: Und schon in »Das Appartement« (1960) spielten die beiden in Hochform. Das gleiche Team sorgt auch für den Erfolg von »Irma La Douce« und führt überzeugend vor, dass auch gekaufte Liebe kein Tabu für Komödianten sein muss wenn auch nur in Paris.
  • Deutscher Titel: Avanti, avanti!
  • Original-Titel: AVANTI!
  • Land: USA
  • Jahr: 1972
  • Regie: Billy Wilder
  • Drehbuch: Billy Wilder, I. A. L. Diamond, nach einem Bühnenstück von Samuel Taylor
  • Kamera: Luigi Kuveiller
  • Schauspieler: Jack Lemmon, Juliet Mills, Clive Revill
Wendell Armbruster jr. (Jack Lemmon) fährt zur Beerdigung seines Vaters nach Italien. Empört stellt der prüde Wendell fest, dass sein Vater zusammen mit einer Frau starb, mit der er seit Jahren in jedem Urlaub ein Verhältnis fortsetzte. Auf der Beerdigung trifft er Pamela Piggott, die Tochter der Getöteten. Aus Abneigung wird Liebe. Wendell und Pamela verabreden sich für das nächste Jahr am selben Ort.
Der beißende Spott früherer Wilder-Filme, mit dem der Regisseur die Kehrseite des amerikanischen Traums offenbarte, ist in »Avanti, avanti« nicht so zynisch-bösartig. Trotzdem hat auch diese Satire Biss und untermauert Wilders Ruf als Meister hintergründiger Komödien. Und es ist die erneut erfolgreiche Zusammenarbeit mit Jack Lemmon, der sich mit der Wilder-Komödie »Manche mögen„s heiß« (1959) als Komiker durchsetzen konnte.
  • Deutscher Titel: Extrablatt
  • Original-Titel: THE FRONT PAGE
  • Land: USA
  • Jahr: 1974
  • Regie: Billy Wilder
  • Drehbuch: Billy Wilder, I. A. L. Diamond, nach dem Bühnenstück von Ben Hecht und Charles MacArthur
  • Kamera: Jordan Cronenweth
  • Schauspieler: Jack Lemmon, Walter Matthau, Carol Burnett
Billy Wilder gelingt mit »Extrablatt« nach zwei kommerziellen Misserfolgen (»Das Privatleben des Sherlock Holmes«, 1970, »Avanti, Avanti!«, 1972) wieder ein Publikumshit. In der dritten Verfilmung eines Bühnenstückes von Ben Hecht und Charles MacArthur (nach Lewis Milestones »The Front Page«, 1931, und Howard Hawks »Sein Mädchen für besondere Fälle«, 1940) spielt das bewährte Paar Jack Lemmon und Walter Matthau die Hauptrollen. Die beiden hatten sich schon in Billy Wilders »Der Glückspilz« (1966) als Team bewährt.
Lemmon spielt den Starreporter Hildy Johnson, der seinen turbulenten Beruf aufgeben will, um endlich zu heiraten und ein beschaulicheres Leben zu führen. Sein Chefredakteur (Walter Matthau) will seinen besten Mann aber nicht gehen lassen, zumal da noch eine Sensations-Story über einen zum Tode Verurteilten wartet.
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