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Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 1966

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1966 ist ein Schwellenjahr zwischen Stagnation und Umbruch. Weltpolitische Konflikte eskalieren, ohne dass Lösungen gefunden werden können. Die Jugend diesseits und jenseits des Atlantiks lehnt sich gegen die Ideale ihrer Eltern auf und sucht die offene Auseinandersetzung mit Staat und Gesellschaft. Gegenüber der von Krieg, Gewalt und Terror bestimmten Weltpolitik nehmen sich die Probleme der Bundesrepublik undramatisch aus, und doch ist die »Krise« das vorrangige Gesprächsthema: Eine geringfügige Rezession bewirkt ein Haushaltsdefizit, das mit einer Steuererhöhung bekämpft werden sollte. Doch die FDP-Minister treten zurück, und unter Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger kommt am 1. Dezember 1966 die erste Regierung mit SPD-Beteiligung zustande – eine „Große Koalition“. – Derweil suchen junge Intellektuelle die offene Auseinandersetzung mit Staat und Gesellschaft. An der Berliner Freien Universität klagen die Studenten ihre Mitbestimmungsrechte ein. Literaten wie Hans-Magnus Enzensberger, Peter Weiss und Martin Walser suchen die Konfrontation mit dem »CDU-Staat«. Junge Menschen benehmen sich ungenierter, tragen knallbunte Farben und genießen ihre Freizeit als Freiheit: eine Absage an konservative Wert- und Ordnungsbegriffe.

 

Was sonst noch geschieht:

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in England kommt es im Finale zum Duell England gegen Deutschland. Nach der regulären Spielzeit steht es unentschieden 2:2. In der 101. Minute kommt es dann zur wohl umstrittensten Szene aller Weltmeisterschaften: Geoffrey Hurst schießt auf das Tor und der Ball prallte von der Unterkante des deutschen Tores auf den Rasen. Der Schweizer Schiedsrichter entscheidet nach Befragung seines russischen Assistenten auf Tor. England wird Weltmeister. Erst über 30 Jahre später kann durch moderne Fernsehtechnik eindeutig belegt werden, dass der Ball die Linie nicht überschritten hat.

Um Fehler geht es auch den jungen Regisseuren – Alexander Kluge, Jean-Marie Straub, Ulrich und Peter Schamoni, Volker Schlöndorff – . Die fordern nämlich die Auseinandersetzung mit den Fehlern der unbewältigten Vergangenheit und den daraus resultierenden Missständen.

Misstände gibt es auch in einem anderen Bereich festzustellen:

Schon im Vorjahr wurde vielfach vor der drohenden »Bildungskatastrophe« gewarnt, 1966 wird zusätzlich der »Forschungsnotstand« in der Bundesrepublik ausgerufen: Den Hochschulen fehlen Millionensummen, um die Ausbildung der Studenten, deren Zahl sich seit 1955 auf 260 000 verdoppelt hat, zu gewährleisten.

 

Mehr als eine Randnotiz:

Am 8. September 1966 wird die erste Episode der Fernsehserie „Star Trek“ (bei uns: Raumschiff Enterprise) ausgestrahlt. Obwohl bereits 1969 wieder abgesetzt, entwickelt sich Star Trek zu einem Phänomen, das mehrere Serien und Kinofilme nach sich zieht.

 

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