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Pasteur, Wöhler und Pauling: Wichtige Wegbereiter

Wer erfand die Pasteurisierung?

Louis Pasteur. Der französische Chemieprofessor und Mikrobiologe (1822–1895) beschäftigte sich viel mit der Natur von Krankheitserregern, die im 19. Jahrhundert noch Gegenstand erbitterter Debatten war. Er konnte zeigen, dass in vielen Fällen mikroskopisch kleine Lebewesen die Verursacher waren und dass diese durch kurzes, starkes Erhitzen (auf etwa 60–90 °C) unschädlich gemacht werden können. Ihm zu Ehren nennt man dieses Vorgehen »Pasteurisierung«, das europäische Recht schreibt sie für alle Milchprodukte mit Ausnahme von Roh- und Vorzugsmilch zwingend vor. Pasteurs großes Ansehen – in Frankreich gilt er als Nationalheld – gründet sich auf den starken Rückgang vieler Krankheiten, der durch die generelle Pasteurisierung der Milch in kurzer Zeit erreicht werden konnte.

Übrigens: Louis Pasteur gelang es auch im Jahr 1885 als Erstem, einen Impfstoff gegen die gefürchtete Tollwut zu entwickeln, die auch heute noch nicht behandelt werden kann, wenn sie bei einem Menschen erst einmal ausgebrochen ist. Vorher schon konnte er Impfstoffe gegen Hühnercholera, Milzbrand und Schweinerotlauf herstellen.

Welches organische Molekül schuf Friedrich Wöhler in seinem Labor?

Den Harnstoff. Die im Jahr 1828 erstmals geglückte Synthese dieses Moleküls aus einer anorganischen Vorläufersubstanz durch den deutschen Chemiker Friedrich Wöhler (1800–1882) war die Geburtsstunde der Organischen Chemie, also des Zweigs der Chemie, der sich mit kohlenstoffhaltigen, in der belebten Natur anzutreffenden Stoffen beschäftigt. Es handelte sich um eine wissenschaftliche Sensation: Bis dahin galt als ausgemacht, dass Lebewesen eine nicht greifbare »Lebenskraft« oder »vis vitalis«, vielleicht sogar eine »Seele« besitzen müssen, um Stoffe wie Harnsäure, Stärke oder Eiweiß synthetisieren zu können. Und nun war Wöhler die Herstellung im »unbeseelten« Reagenzglas geglückt! Kein Wunder, dass er selbst erst zehn Jahre später vorsichtig kundtat, dass »die Erzeugung aller organischen Materien in unseren Laboratorien nicht allein als wahrscheinlich, sondern als gewiss betrachtet werden muss.« Heute können die meisten biochemischen Moleküle auch künstlich produziert werden, wie man schon an den allgegenwärtigen »naturidentischen Aromastoffen« sieht.

Was hat Gicht mit Harnsäure zu tun?

Sehr viel. Bei dieser schmerzhaften Erkrankung werden in den Gelenken Harnsäurekristalle abgelagert, wodurch heftige und schmerzhafte Entzündungsreaktionen (sog. Gichtanfälle) hervorgerufen werden. Zu der Harnsäureüberproduktion kommt es, wenn das v. a. in Fleisch und Fisch vorkommende Molekül Purin nicht vollständig abgebaut wird. Da sich früher nur die Begüterten purinreiche Kost leisten konnten, galt Gicht lange Zeit als »Reiche-Leute-Krankheit«.

Warum erhielt Linus Pauling zwei Nobelpreise?

Den ersten bekam er 1954 für seine chemischen Entdeckungen, den zweiten 1963 für sein großes Engagement für den Frieden und gegen die atomare Aufrüstung. Als Chemiker war Pauling (1901–1994) eng mit den revolutionären Veränderungen vertraut, welche die Quantentheorie in der Physik ausgelöst hatte. Er baute darauf auf und konnte ein einfaches Modell der chemischen Bindung aufstellen, das die meisten Bindungstypen erklärt.

Als Politiker nahm er seine Verantwortung als Wissenschaftler wahr und kämpfte gegen die atomare Bewaffnung, die er als Missbrauch der neu gewonnenen Erkenntnisse ansah. Dabei war er vielen Anfeindungen aus amerikanischen Regierungskreisen ausgesetzt, aber erhielt auch große Unterstützung, v. a. von seiner Frau Ava, die ebenfalls Chemikerin war.

Übrigens: Gegen Ende seines Lebens befasste sich Pauling mit der wissenschaftlich eher abseitigen »orthomolekularen Medizin«.

Wussten Sie, dass …

Pasteurisierung gegen Milchsäurebakterien, Hefen, Salmonellen und viele andere Keime wirkt, nicht aber gegen den Botulismuserreger und Schimmelsporen?

Friedrich Wöhler auch der Erste war, der reines Aluminiummetall produzierte? Auch die Elemente Phosphor, Beryllium, Silicium und Bor stellte er als Erster in Reinform dar.

Wöhler auch die rauschauslösenden und süchtig machenden Opiate und insbesondere das Cocain untersuchte? Dieses galt damals allerdings noch eher als Medikament, das sogar Kindern verabreicht wurde!

das LIFE-Magazin die Verleihung des Friedensnobelpreises an Linus Pauling als »bizarre Beleidigung aus Norwegen« bezeichnete?

Pauling als alter Mann die tägliche Einnahme von mehreren Gramm Vitamin C propagierte? Dies ist eine starke Überdosis, die von Medizinern und Ernährungswissenschaftlern als »bestenfalls wirkungslos« angesehen wird.

Ist die alkoholische Gärung ein chemischer oder ein biologischer Vorgang?

Beides. Die Beantwortung dieser Frage löste einen heftigen Streit zwischen den Chemikern des 19. Jahrhunderts aus. Während etwa der Deutsche Justus von Liebig (1803–1873) von einem rein chemischen Geschehen überzeugt war, propagierte Pasteur aufgrund seiner Beobachtungen der Aktivität von Hefezellen eine biologische Ursache. Wie so oft lag die Wahrheit in der Mitte: Beim Bierbrauen oder bei der Vergärung von Fruchtsaft spielen tatsächlich die produktiven Einzeller die Hauptrolle. Gleichwohl bewies der Chemiker Eduard Buchner 1897, dass die Gärung auch ohne Mikroorganismen ablaufen kann.

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