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Sicher im Kindersitz

Dass für Kinder im Auto ein Kindersitz notwenig ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Doch damit Ihr Kind in seinem Autositz auch wirklich sicher mitfährt, gibt es noch einige weitere Punkte zu beachten - zum Beispiel, dass die Gurte gut anliegen und der Sitz richtig eingebaut wird. Und auch der Gesetzgeber tut seine Pflicht: So werden die Sicherheitsstandards immer wieder aktualisiert und angepasst.
von wissen.de-Redakteurin Barbara Steiger, Januar 2013

Blick aufs Prüfsiegel

Mit Kindern im Auto
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Wer einen Kindersitz "erbt", sollte deshalb einen Blick auf das Prüfsiegel werfen. Die aktuelle Prüfnorm ist ECE R 44/04. Kindersitze, bei denen die Prüfnummer (unter dem E in einem Kreis)  mit den Ziffern 01… oder 02…beginnt, sind verboten. Sie entsprechen nicht mehr den Prüfnormen. Sitze mit der Prüfnummer 03... sind zwar noch zugelassen, sollen aber laut Information des ADAC seit Juli 2009 nicht mehr im Handel angeboten werden.

 

Sitzsysteme und Sitzgruppen

Bis zum Alter von zwölf Jahren und einer Körpergröße von 150 cm müssen Kinder im Auto in einer speziellen "Kindersicherungseinrichtung" transportiert werden. Ganz klar, dass über diesen langen Zeitraum und für die unterschiedlichsten Größen nicht nur ein Autositz zum Einsatz kommen kann.

Zur eindeutigen Differenzierung werden deshalb die Kindersitzgruppen 0, 0+, I, II und III verwendet, die Körpergewichtsklassen entsprechen. Das bedeutet, dass weder Alter noch Körpergröße für die Wahl des Kindersitzes entscheidend ist, sondern allein das Gewicht des Kindes.


1. Babyschalen

Sitzgruppe: Gruppe 0

Gewicht: 0 bis 9 kg

Alter: 0 bis 1 Jahr


Sitzgruppe: Gruppe 0+

Gewicht: ca. 0 bis 13 kg

Alter: ca. 0 bis 1,5 Jahre


Beschreibung/ Besonderheiten: Die Babyschalen werden entgegen der Fahrtrichtung eingebaut. Sie sind sehr sicher für Babys und Kleinkinder, da deren Wirbelsäule noch instabil ist. Die Kinder sollten nur so lange wie nötig in der Babyschale sitzen. Erst wenn die Kopfoberkante nicht mehr in der festen Schale liegt, sollte die nächste Sitzgröße verwendet werden. Ein Beifahrerplatz mit aktivem Airbag ist für alle rückwärtsgerichteten Systeme tabu.


2. Sitzschalen

Sitzgruppe: Gruppe I

Gewicht: ca. 9 bis 18 kg

Alter: ca. 1 bis 4 Jahre


Beschreibung/ Besonderheiten: Die Sitzschalen werden meist vorwärts-, z. T. aber auch rückwärtsgerichtet ins Fahrzeug eingebaut. Rückhaltesysteme sind Hosenträgergurte oder Fangkörpersysteme (z.B. Tischchen vor dem Bauch). Der Kindersitz muss so fest wie möglich im Auto fixiert sein, die Gurte immer möglichst straff gespannt.


3. Sitzerhöher mit Rückenstütze

Sitzgruppe: Gruppe II

Gewicht: ca. 15 bis 25 kg

Alter: ca. 3,5 bis 7 Jahre


Sitzgruppe: Gruppe III

Gewicht: ca. 22 bis 36 kg

Alter: ca. 6,5 bis 12 Jahre


Beschreibung/ Besonderheiten: Die Sitzerhöhungen mit Rücken- bzw. Schlafstützen sichern das Kind mit dem normalen Dreipunkt-Sicherheitsgurt. Dieser muss mittig über die Schulter des Kindes laufen und von der Aufrollautomatik immer straff gezogen werden. Kinder sollten richtig sitzen können und nicht mehr mit der Schulter aus dem Schultergurt rutschen (meist erst ab 4 bis 5 Jahren).

Und welcher Sitz ist nun der richtige? Über die im Handel angebotenen Modelle können sich Eltern zum Beispiel beim jährlichen Kindersitz-Test des ADAC informieren. Gemessen wird dabei seit 2011 auch die Schadstoffbelastung der getesteten Kindersitze.


ISOFIX-System

Das ISOFIX-System stellt eine genormte, feste Verbindung zwischen Fahrzeug und Kindersitz da. Weil weniger Bedienungsfehler möglich sind, wird der Einbau des Kindersitzes sicherer. Der Großteil der neuen Automodelle verfügt über entsprechende Haltebügel auf den Rücksitzen und teils auch auf dem Beifahrersitz. Ein neuer Verankerungspunkt im Fahrzeug (z. B. hinter der Rücksitzlehne) sowie ein dritter Befestigungspunkt (oben an dem Kindersitz) bietet seit Frühjahr 2004 die Möglichkeit für eine Universal-Zulassung dieser Kindersitze.

Dennoch haben Kindersitze mit diesem System häufig noch keine universelle Zulassung. Das bedeutet, dass ISOFIX-Kindersitze nur in die Fahrzeuge eingebaut werden dürfen, die in der Bedienungsanleitung genannt werden. Allerdings aktualisieren die Kindersitzhersteller in der Regel laufend ihre Modell-"Freigaben" und bieten dazu Listen im Internet an.

 

Gebrauchte Sitze

Kindersitze sind eine kostspielige Angelegenheit. Doch da es um die Sicherheit im Straßenverkehr geht, sollten Eltern keinen falschen Kompromiss eingehen. Für gebrauchte Sitze sind folgende Kriterien wichtig:

  • Keine Beschädigungen sichtbar (zur Prüfung Sitzpolster abnehmen)
  • Bedienungsanleitung vorhanden
  • Gurtpolster bei Hosenträgergurten vorhanden
  • Gurtschloss voll funktionstüchtig
  • Prüfung nach Prüfnormen ECE R 44/03 oder ECE R 44/04 (zu erkennen am Prüfetikett mit einer Prüfnummer, die mit 03... oder 04… beginnt, ältere Versionen 01... oder 02 seit 08.04.2008 verboten)

 

Der ADAC gibt zu gebrauchten Kindersitzen folgende Empfehlungen:


  1. Gebrauchte Kindersitze nur aus dem Bekanntenkreis erwerben, da hier die tatsächliche Nutzung sowie eventuelle, unübliche Beanspruchung besser hinterfragt werden kann.
  2. Lieber ein guter Kindersitz älterer Bauart als ein billiger neuer.

 

Bedienungsfehler und Vorsicht

Bedienungsfehler haben für die Sicherheit des Kindes oft so fatale Folgen wie ein Transport ohne Kindersitz. Die Fehler liegen meist in einem zu lockeren Einbau im Fahrzeug oder Gurten, die nicht stramm am Körper des Kindes sitzen. Auch ein fehlender Fangkörper (Tischchen) oder ein Schultergurt, der nicht über die Schulter des Kindes verläuft, sind gefährliche Sicherheitsmängel.

Achtung - sogenannte Gurtadapter entsprechen nicht den Sicherheitsstandards und dürfen deshalb nicht benutzt werden. Diese Systeme führen den Fahrzeug-Dreipunktgurt im Bauchbereich so, dass ein Kind ab ca. 3 Jahren auch ohne Sitzerhöhung angeschnallt werden könnte. Aber auch von reinen Sitzerhöhungen ohne Rücken- oder Schlafstütze sollten umsichtige Eltern dauerhaft absehen.

Bei manchen Fahrzeugen kann der Beifahrerairbag durch ein spezielles Transpondersystem automatisch abgeschaltet werden. Die Erkennung funktioniert allerdings in der Regel nur bei Kindersitzen vom Fahrzeughersteller selbst.

Und eine Binsenweisheit behält auch für die sichersten Autos wie Kindersitze ihre Gültigkeit: Die sichersten Plätze sind für Kinder die Rücksitze. Wird nur ein Kind befördert sollte es nach Möglichkeit rechts sitzen, da es zum Fußweg ein- und aussteigen kann.

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