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Kunstharze

amorphe Stoffe (Harze), die entweder aus niedermolekularen Verbindungen mit mehreren funktionellen Gruppen durch Polymerisation, Polykondensation oder Polyaddition künstlich hergestellt werden oder chemisch veränderte Naturharze sind. Kunstharze sind weich bis fest, bei Erwärmung aufweichbar und in organischen Lösungsmitteln löslich. Verwendet werden Kunstharze allein, in Gemischen oder mit Füllstoffzusätzen. Angewandt werden sie z. T. als Rohprodukte für die Kunststoffherstellung, in Form von Bindemitteln und Lacken, als Harze in Klebstoffen, bei der Herstellung von Schaumstoffen. Die Klassifizierung basiert auf anwendungstechnischen Kriterien und gliedert sich u. a. in Gießharze, härtbare und nichthärtbare Kunstharze, Kondensations-, Polymerisations- und Reaktionsharze, die wiederum nach chemischen Gesichtspunkten in Untergruppen (Amino-, Acryl-, Phenol-, Polyesterharze u. a.) unterteilt sind. Kunststoffe.

Geschichte

1902 wurde von H. Meyer das erste künstliche Harz hergestellt. Durch Eintragen von Phenol in eine gesättigte Lösung von Weinsäure in Formaldehyd entstand ein harzartiges Produkt mit dem Namen Laccain, das dem natürlichen Schellack (Baumharz) ähnlich war und zur Möbelpolitur verwendet wurde. Erfolgreicher waren die Phenolformaldehydharze von L. H. Baekeland, der zwischen 1907 und 1911 zahlreiche Anwendungspatente erhielt. Baekeland wurde weltweit bekannt als „Vater der Kunststoffe“. L. Berend gelang die Darstellung des ersten lacktechnisch brauchbaren Kunstharzes. Die Kunstkopale, wie diese neuen Kunstharze anfangs genannt wurden, führten in den 1920er Jahren zu einer grundlegenden Umstellung der Fertigungsmethoden in der Lackindustrie.
Über 25 Jahre blieben die Phenolharze praktisch die einzigen synthetischen Lackrohstoffe auf dem Markt. Erst gegen Ende der 1920er Jahre kamen die Alkydharze auf, in den 1930er Jahren die Kunststoffdispersionen und die Melaminharze. Die Vielfalt der Kunstharzgruppen, mit den ungesättigten Polyestern, mit den Epoxidharzen, mit den Acrylharzen, entwickelte sich erst nach dem 2. Weltkrieg. Heute bilden die Kunstharze innerhalb der Polymerchemie eine eigenständige Arbeitsrichtung mit einer kaum überschaubaren Vielfalt von Produktgruppen.
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