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Der Konstantinsbogen: Eine steinerne Lobeshymne

Was symbolisiert der Konstantinsbogen?

Der Ehrenbogen für Kaiser Konstantin ist nicht nur Denkmal für einen Herrscher, sondern auch für die historische Wende im römischen Imperium, denn mit Konstantin stieg das Christentum zur Staatsreligion auf. Das Bauwerk gilt als schönster und besterhaltener aller römischen Triumphbögen.

Warum wurde der Bogen errichtet?

Rom liebte nichts mehr als den Erfolg. Den siegreich heimkehrenden Feldherren wurden Triumphbögen errichtet, Torbauten mit Inschriften, schmückenden Reliefs und Skulpturen. Den Konstantinsbogen ließen Senat und Volk Roms um 315 n.Chr. für den Imperator Caesar Flavius Constantinus Maximus, kurz: Kaiser Konstantin den Großen (Reg. 306–337) errichten. Anlass war sein 10-jähriges Regierungsjubiläum und der entscheidende Sieg über den Mitregenten Maxentius. Der Konstantinsbogen war der letzte seiner Art, den das antike Rom aufstellen ließ.

Warum ist die Ehrung des Kaisers zwiespältig?

Weil das Imperium zu Beginn des 4. Jahrhunderts in einer schweren Krise steckte. Hatte Rom doch nicht militärisch über äußere Feinde triumphiert – der Konstantinsbogen feierte vielmehr den Sieg eines römischen Mitregenten über seinen Rivalen. Die innere Zerrissenheit war offenkundig. Auch die Ausführung des Monuments spiegelt die damaligen Verhältnisse wider: Mitten in der Stunde des größten Jubels zeichnen sich bereits die ersten Verfallserscheinungen ab.

Woher stammt das Material für den Bau des Triumphbogens?

Die meisten Reliefs der Schaufronten gehen auf ältere Denkmäler für Trajan, Hadrian und Marc Aurel zurück. Bei der Wiederverwendung hat man die Köpfe der Kaiser vielfach entfernt und durch das Bildnis Konstantins ersetzt. Aus trajanischer Zeit (98–117) stammen die vier Säulen mitsamt den Figuren im Attikabereich, die gefangene Daker darstellen, sowie die Reliefs an den Schmalseiten der Attika. An Trajans Daker-Kämpfe erinnern auch die Wandreliefs im Hauptdurchgang. Für Hadrian (117–138) waren die runden Medaillons mit Jagd- und Opferszenen angefertigt worden, die im Konstantinsbogen nun über den Seitendurchgängen zu sehen sind. Die Attikareliefs der Nord- und Südseite stammen von einem im Jahr 176 für den Kaiser Marc Aurel errichteten Triumphbogen.

Wie werden die wiederverwendeten Stücke gedeutet?

Die älteren Bildwerke könnten als Spolien (wiederverwendete Stücke älterer Monumente) gedeutet werden, deren Anbringung auf einen symbolischen Charakter hinweist. Sie spielen vielleicht auf die damals heiß ersehnte Erneuerung des Reiches an, die Konstantin bewirken sollte. Während ihn die große Inschrift in der Attika als Befreier und Friedensstifter ehrt, werden ihm ruhmreiche Vorgänger als Leitbilder zur Seite gestellt. Siegreich wie Trajan, mutig wie Hadrian und weise wie Marc Aurel soll Konstantin Macht und Ansehen des Reiches mehren.

Was zeigen die neu gefertigten Stücke?

Zu den neu angefertigten Stücken zählen diverse Bau- und Dekorationselemente: die Sockelreliefs mit Kriegsdarstellungen, die Bogenzwickel mit Siegesgöttinnen und Flussgöttern, die Medaillons mit Sonne und Mond an den Seitenwänden und die Büsten in den Nischen der Seitendurchgänge. Auch die sechs schmalen Friesreliefs über den Seitendurchgängen und an den Schmalseiten stammen aus der Zeit um 315, sie berichten von Konstantins Schlachten. Konstantin und sein Heer zogen aus Mailand ab, belagerten Verona und siegten schließlich über Konstantins Rivalen Kaiser Maxentius an der Milvischen Brücke. Danach sprach der neue Kaiser zum römischen Volk, umgeben von Senatoren und der Garde. An den Seiten der Rednerbühne erkennt man die Statuen der thronenden Kaiser Hadrian und Marc Aurel. Das Volk hört aufmerksam zu. Im Hintergrund zeichnen sich die Umrisse anderer Bauwerke auf dem Forum Romanum ab. Der Bilderreigen des Triumphbogens schließt mit einer Szene, in der Konstantin großzügig Geldgeschenke an das versammelte Volk verteilt.

Wussten Sie, dass …

Konstantin vor der Schlacht mit Maxentius in einer Vision das Kreuz Christi und die Worte »Unter diesem Zeichen siege!« gesehen haben soll?

der spätere Kaiser Konstantin im Sieg über seinen Rivalen Maxentius einen Gnadenbeweis des Christengottes sah und den Christen daraufhin volle Religionsfreiheit gewährte?

der Konstantinsbogen ursprünglich von einem Viergespann gekrönt gewesen sein soll? Diese Quadriga verschwand aber unter dem Ansturm der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert.

Wie kam es zum Niedergang Roms?

Die Hauptstadt des Imperiums baute ihrem Kaiser einen Triumphbogen – und wurde bitter enttäuscht. Konstantin verlegte die Hauptstadt im Jahr 330 aus strategischen Gründen in das weiter östlich gelegene Byzanz, das er in Konstantinopel umbenennen ließ (heute Istanbul). Der Niedergang der ewigen Stadt am Tiber, die das Imperium einst hervorgebracht hatte, war fortan nurmehr eine Frage der Zeit.

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