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Immunschwäche: Schlag gegen die Abwehr

Warum ist eine Erkrankung des Immunsystems so folgenschwer?

Weil unser Immunsystem ein sehr komplexes System darstellt. Versagt es bei seiner Hauptaufgabe, körperfremde Substanzen und entartete Zellen unschädlich zu machen, kann der Organismus von Erkrankungen bedroht werden, mit denen er normalerweise spielend fertig wird. Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten entwickelt sich nur, wenn Erreger schnell erkannt und bekämpft werden können. Kommt es jedoch zu einer ungehinderten Vermehrung der Erreger, können enorme gesundheitliche Probleme entstehen. Jede Schwächung des Immunsystems erhöht daher die Anfälligkeit vor allem gegenüber Infektionskrankheiten.

Wann spricht man von einer Immunschwächekrankheit?

Man spricht von einer Immunschwächekrankheit, wenn das Immunsystem nicht mehr angemessen auf Krankheitserreger reagieren kann. Es kommt zur Häufung von Infektionen, Krankheitsrückfällen oder ungewöhnlich schweren Krankheitsverläufen. Immunschwächeerkrankungen können unterschiedliche Ursachen haben.

Was ist eine erworbene Immunschwäche?

Sie tritt normalerweise als Folge einer vorausgegangenen Erkrankung auf, die zu einer Schädigung des Immunsystems geführt hat. Oft richtet sich die Krankheit direkt gegen das Immunsystem selbst. Beispiele dafür sind Krebserkrankungen des Knochenmarks oder des Lymphsystems – also Leukämien und Lymphome – wie auch die Infektion mit dem HI-Virus, der allmählich die T-Lymphozyten zerstört. HIV steht für »human immunodeficiency virus« und bedeutet menschliches Immunschwächevirus.

Auch nach einer Entfernung oder starken Schädigung der Milz kommt es oft zu einer erworbenen Immunschwäche, hauptsächlich gegenüber Bakterien. Fehl- und Mangelernährung haben ebenfalls eine schädigende Wirkung auf das Immunsystem.

Wie erfolgt die HIV-Infektion?

Die Ansteckung mit HIV erfolgt über den Kontakt mit HIV-infizierten Körperflüssigkeiten, also Blut, Samenflüssigkeit, Vaginalsekrete und Muttermilch. Übertragungswege sind Vaginal- und Analverkehr, Transfusion von verseuchtem Blut oder Blutprodukten oder die gemeinsame Benutzung von Injektionsnadeln bei Drogenabhängigen. HIV kann auch während der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Durch Anniesen, Küssen oder Verwendung desselben Essbestecks kann HIV nicht übertragen werden.

Was passiert bei Aids?

Der Aids-Erkrankung geht eine Infektion mit dem HI-Virus voraus. Die HIV-Infektion zerstört fortschreitend die T-Lymphozyten. Dies wiederum führt zur Aids-Erkrankung (Aids steht für acquired immune deficiency syndrome und bedeutet erworbene Immunschwäche), wobei es zu häufigen Infektionen und seltenen Krebserkrankungen kommt.

HIV ist ein Retrovirus, d. h. ein Virus, das eigene genetische Informationen in die Zielzellen – zumeist T-Lymphozyten – einbaut und diese dann als Wirtszelle zur eigenen Vermehrung nutzt. Innerhalb des Lymphozyten kommt es dann zur Produktion großer Mengen von Viren, die daraufhin andere Zellen infizieren, einschließlich der T-Helferzellen. Sie schwächen dadurch die Fähigkeiten des Körpers, sich selbst zu schützen. Die verbleibenden Abwehrkräfte des Körpers wenden sich nun gegen die infizierten Zellen und töten sie zusammen mit dem Virus.

Wer ist HIV-positiv?

Als HIV-positiv wird die Person bezeichnet, die mit dem HI-Virus infiziert ist; in ihrem Blutserum finden sich also spezifische Antikörper. Nach einer HIV-Infektion verliert ein Mensch allmählich seine T-Helferzellen. Dieser Prozess kann sich über Monate oder Jahre hinziehen, ohne dass sich Symptome der Erkrankung wie allgemeine Abwehrschwäche und häufige Infektionen zeigen. Von der voll ausgeprägten Aids-Erkrankung spricht man erst dann, wenn bestimmte lebensbedrohliche Erkrankungen dazukommen.

Kann Immunschwäche auch ererbt sein?

Ja, bestimmte Formen der Immunschwäche bestehen von Geburt an und verhindern die normale Entwicklung des Immunsystems. Es gibt etwa 70 angeborene Immunschwächeerkrankungen, wobei die Bildung oder Funktion der B- oder T-Zellen oder auch beider Zelltypen betroffen ist. So kommt es z. B. bei der Hypogammaglobulinämie zu einer Störung der Antikörpersynthese durch die B-Zellen. Die häufigste Art dieser Immunschwächeerkrankung, die bei einem von 600 Menschen in Erscheinung tritt, verursacht wiederholt auftretende, lang andauernde Atemwegsinfektionen.

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