Wissensbibliothek

Seh- und Hörhilfen: Für Auge und Ohr

Wie funktioniert eine Brille?

Sie gleicht Fehler im Brechverhalten des Auges aus. Bei Weitsicht wirkt sie als Sammellinse, die den Lichtstrahl bereits vor der Augenlinse verengt und so die Fokussierung unterstützt. Kurzsichtigkeit wird mit einer Streulinse behoben. Diese weitet den Strahl vor dem Auge auf, wirkt der zu starken Fokussierung der Augenlinse also entgegen. Allerdings erzeugen Brillen vergrößerte (bei Weitsichtigkeit) bzw. verkleinerte Bilder (bei Kurzsichtigkeit). Kommen Altersweitsicht und Kurzsichtigkeit zusammen, werden heute Mehrstärkenbrillen eingesetzt. Die Bifokalbrille beispielsweise ist eine Brille für die Fernsicht, in die ein Zusatzteil für den Nahbereich eingelassen ist. Bei einer Gleitsichtbrille gehen die verschiedenen Bereiche gleitend ineinander über.

Übrigens: So genannte phototrope Brillengläser ändern ihre Abschirmeigenschaften je nach Helligkeit. Die dunkle Tönung wird durch winzige kristalline Bereiche hervorgerufen, in denen bei Einfall von UV-Licht Silber-Ionen entstehen. Infrarotstrahlung oder Wärme stellen den ungetönten Zustand wieder her, wenn beispielsweise bei bedecktem Himmel die UV-Strahlung abgeschirmt wird.

Kann man mit künstlichen Augen sehen?

Noch nicht, doch die Wissenschaft arbeitet an dem Problem und es wurden schon testweise erste Sehimplantate eingesetzt. Sind die Lichtsinneszellen ausgefallen, der Sehnerv aber noch intakt, wird in absehbarer Zukunft in bestimmten Fällen eine »Sehprothese« helfen können. Deren Herzstück ist ein sog. CCD-Chip, wie er auch in Digitalkameras und Camcordern sowie in modernen astronomischen Fernrohren als Bildsensor eingesetzt wird. Zusammen mit einer elektronischen Baugruppe wird er in die Netzhaut (Retina) implantiert und leitet ein Bildsignal über Elektroden an die Nervenzellen. Die prinzipielle Machbarkeit wurde in Tierversuchen gezeigt. 2002 wurde erstmals ein Implantat beim Menschen auf Dauer eingepflanzt.

Wie funktionieren Hörgeräte?

Das erste Hörgerät – das trichterförmige Hörrohr – konnte den Schall nicht verstärken, sondern nur sammeln. Ein heutiges Hörgerät dagegen besteht aus Mikrofon, Verstärker und Lautsprecher. Es kann den Schall aufnehmen, verstärken und mit dem Lautsprecher direkt an das Ohr abgeben.

Trotzdem benutzen viele Menschen ihr Hörgerät nicht gern. Woran liegt das? Diese Hörgeräte verstärken den Schall, helfen also nur bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit. Viel häufiger tritt aber eine Schallempfindungsschwerhörigkeit auf. Hier ist der wahrgenommene Schall nicht nur abgeschwächt, sondern auch verzerrt. Damit wird besonders das Verstehen von Sprache bei Vorhandensein von Störgeräuschen erschwert. Ein herkömmliches analoges Hörgerät verstärkt jedoch undifferenziert den Gesamtschall, so dass die Sprache in einem Meer aus Störgeräuschen untergeht.

Mit modernen digitalen Hörgeräten dagegen ist es möglich, den Schall nicht einfach nur zu verstärken, sondern den Klang gezielt zu verändern. So kann zum Beispiel der Störschall gegenüber dem Sprachsignal abgeschwächt werden, wenn er eindeutig vom gewünschten Schall zu unterscheiden ist. Neueste Entwicklungen arbeiten mit zwei Mikrofonen, eines für jedes Ohr. Dadurch kann das Gerät, wie die Ohren es auch tun, den Schall räumlich orten. Mit einem entsprechend programmierten Miniaturcomputer kann das Gerät dann unterscheiden zwischen dem Schall, der von vorn (also dem Gesprächspartner) kommt, und den aus allen Raumrichtungen kommenden Störgeräuschen.

Übrigens: Ist die Hörfähigkeit gar nicht (mehr) vorhanden, kann neuerdings – bei intaktem Hörnerv – ein Implantat die Funktion der Hörschnecke (Cochlea) teilweise ersetzen.

Warum gestaltet sich das Telefonieren mit älteren Hörgeräten so schwierig?

Mit einem Hörgerät zu telefonieren oder Lautsprecherdurchsagen zu verstehen, ist deshalb immer mit Schwierigkeiten verbunden, weil die Lautstärke, die von diesen Geräten erzeugt wird, nur gering ist bzw. nur wenig davon beim Hörer ankommt. Für solche Fälle enthalten moderne Hörgeräte Induktionsspulen, die elektromagnetische Signale aufnehmen können. Solche Signale werden manchmal in öffentlichen Gebäuden (bestimmte Plätze in Kirchen, Theatern usw.) oder Reisebussen mithilfe von Induktionsschleifen erzeugt; es gibt auch Spezialtelefone mit Induktionsschleifen. Wenn die Schallwellen über diesen Umweg ins Hörgerät gelangen, ist es auch Hörgeschädigten möglich, ohne Einschränkungen am öffentlichen Leben teilzuhaben.

Womit hören wir?

Wir hören eigentlich mit dem Gehirn, denn erst dort entsteht der Höreindruck. Die Ohrmuschel sammelt aber die Schallwellen und leitet sie in den Gehörgang. Das Trommelfell verschließt den Gehörgang zum Mittelohr, einem luftgefüllten Raum, in dem die Gehörknöchelchen sitzen, die man nach ihrer Form Hammer, Amboss und Steigbügel nennt. Sie nehmen den Schall auf und leiten ihn durch eine weitere Membran ins Innenohr. Hier befindet sich die Cochlea (Hörschnecke). Sie ist mit einer Flüssigkeit gefüllt, die sich als Reaktion auf die schwingende Membran bewegt. Die Bewegung wird von den Haarzellen in elektrische Impulse umgesetzt und ans Gehirn weitergeleitet. Durch Lärm oder altersbedingt kann die Hörfähigkeit nachlassen, weil die Haarzellen geschädigt werden. Da die Hörfähigkeit besonders bei hohen Frequenzen nachlässt, andererseits aber vor allem Konsonanten in diesem Frequenzbereich liegen, fällt es zunehmend schwer, Sprache zu verstehen. Das Ohr ist aber nicht nur Hör-, sondern auch Gleichgewichtsorgan. Die Sinneszellen reagieren auf Schwankungen des Flüssigkeitsstandes in den sog. Bogengängen.

Wussten Sie, dass …

das Wort »Brille« sich von dem Halbedelstein Beryll ableitet, aus dem man im Mittelalter Lesesteine schliff?

die älteste bekannte Darstellung einer Brille auf einem Wandgemälde von Tomaso di Modena aus dem Jahr 1352 zu sehen ist?

es auch Hörbrillen gibt? Bei diesen Brillen ist das Hörgerät in dem dicken Bügel untergebracht.

es Menschen mit absolutem Gehör gibt, die Tonhöhen ohne vorgegebenen Vergleichston bestimmen können?

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