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Sitting Bull: Listenreicher Führer der Sioux

Wer war Sitting Bull?

Ein ausgezeichneter Krieger und ein angesehener Häuptling. Sitting Bull wurde 1831 am Grand River im heutigen Bundesstaat South Dakota als einziger Sohn eines Kriegers der Hunkpapa-Sioux geboren. Eingebunden in das Leben eines Stammes, der das Kriegshandwerk für die wichtigste Existenzaufgabe hielt, hatte Sitting Bull die tapfersten Krieger zum Vorbild. Mit 25 Jahren wurde er einer der Führer der »Starken Herzen«, eines geachteten Kriegerbundes. Mitte der 1860er Jahre erfolgte seine Wahl zum Häuptling des Stamms.

Wovor wollte der Häuptling sein Volk schützen?

Vor den Gebietsansprüchen der Weißen auf das Siedlungsgebiet der Indianer. Im Mai 1868 versuchte der Jesuitenmissionar Pierre Jean De Smet, den Häuptling zu überreden, mit seinem Stamm in ein großes Reservat umzusiedeln. Sitting Bull zeigte sich jedoch wenig beeindruckt und erklärte dem Geistlichen: »Ich möchte hiermit alle wissen lassen, dass ich nicht beabsichtige, irgendeinen Teil meines Landes zu verkaufen, genauso wenig wie ich es zulassen werde, dass die Weißen die Bäume an den Flüssen fällen.«

Als zu Beginn der 1870er Jahre Geologen in den Black Hills, den heiligen Bergen der Sioux, Goldvorkommen entdeckten, zogen rasch zahlreiche Abenteurer in das Gebiet. Da die Regierung in Washington nicht willens war, die Goldschürfer zu vertreiben, schickte sie einen Unterhändler, der einen Preis für die heiligen Berge aushandeln sollte. Das Geschäft kam jedoch nicht zustande, woraufhin im März 1876 Truppen unter General George Crook gegen die Indianer in Marsch gesetzt wurden. Angesichts der Bedrohung berief Sitting Bull eine Ratsversammlung ein und entsandte Boten zu allen Sioux-, Arapaho- und Cheyenne-Lagern. Wenig später fanden sich am Rosebud Creek Hunderte von Kriegern ein, um den Vormarsch der weißen Soldaten aufzuhalten. Sitting Bull tanzte den Sonnentanz bis zur völligen Erschöpfung und brach dann ohnmächtig zusammen. Als er wieder zu sich kam, erklärte er seinen Stammesangehörigen, in seiner Vision hätten die Soldaten zwar das große Indianerlager betreten, aber nicht gesiegt.

Was geschah am Little Big Horn?

Die Indianer errangen einen bedeutsamen Sieg gegen die US-Armee.

Die von Sitting Bull geführten Indianer verlegten ihr Lager weiter westlich an den Wasserlauf des Little Big Horn. Am 17. Juni 1876 überraschten die Krieger einen Teil der Soldaten am Rosebud Creek und brachten den Vormarsch zum Stehen. General Crook sah sich gezwungen, seine Truppen neu zu organisieren.

Neun Tage später stieß die 1. Abteilung des 7. Kavallerieregiments unter dem Kommando von Oberstleutnant George A. Custer, einem Draufgänger, der unbedingt berühmt werden wollte, am Little Big Horn auf die Hauptstreitmacht der Indianer. Die 225 Kavalleristen wurden auf einen Hügel gedrängt, umzingelt und getötet. Die Verluste der Indianer blieben unbekannt.

Warum flohen die Indianer nach Kanada?

Nach der Katastrophe am Little Big Horn setzte eine wahre Treibjagd auf die Sioux ein. Die meisten Indianer gelangten im Verlauf der gnadenlosen Kämpfe zu der Überzeugung, dass sie diesen Krieg nicht gewinnen konnten, und gaben auf. Sitting Bull dachte jedoch nicht an Unterwerfung und flüchtete im Mai 1877 mit seinen Anhängern nach Kanada – ins Land der »Großen Mutter«, wie die Sioux Königin Viktoria nannten. Ihr Aufenthalt jenseits der Grenze dauerte vier Jahre. Es war eine Zeit des Friedens, aber nicht der Zufriedenheit. Zwar wurden die Sioux durch die kanadische Ordnungsmacht – berittene Polizei – nicht belästigt, doch Sitting Bulls Bitte, seinen Leuten ein weiträumiges Gebiet zuzuweisen, lehnten die Behörden beharrlich ab. 1881 kehrte die kleine Sioux-Gruppe daher in die Vereinigten Staaten zurück und ergab sich der U.S.-Armee.

Wie erging es Sitting Bull in den USA?

Es war eine Zeit der Entwürdigung. Zwei Jahre musste Sitting Bull als Kriegsgefangener in Fort Randall einsitzen. 1885 ging er mit Buffalo Bill Codys berühmter »Wild West Show« auf Tournee und versuchte anschließend, seine Stammesangehörigen davon zu überzeugen, kein Reservationsland zu verkaufen, doch seine Bemühungen scheiterten.

Als dann 1889 die so genannte Geistertanz-Religion aufkam, die den Indianern wunderbare Erlösung von ihren Bedrückungen verhieß, zeigte sich Sitting Bull dem neuen Kult gegenüber skeptisch, hatte aber nichts gegen dessen Ausübung. In Washington befürchtete die Regierung einen Aufstand der Sioux, woraufhin der Indianeragent James McLaughlin befahl, Sitting Bull als mutmaßlichen Rädelsführer zu verhaften. Am 15. Dezember 1890 nahmen Indianerpolizisten den Häuptling fest, doch Sitting Bull widersetzte sich der Verhaftung. Zwischen den Polizisten und Sitting Bulls Gefolgsleuten kam es zu einer wilden Schießerei, in deren Verlauf ein Sergeant den Häuptling erschoss.

Was war der Indianische Sonnentanz?

Der Sonnentanz der Präriestämme dauerte meist acht Tage, wobei die ersten vier Tage fast immer dem Fasten und Schwitzen vorbehalten blieben. Hauptziel der Zeremonie war eine Art geistige und körperliche Selbstreinigung. Im Allgemeinen wurde – häufig auf der Stelle – getanzt, bis der Tänzer in Trance verfiel und eine Vision hatte. 1910 verbot das Büro für Indianische Angelegenheiten unter dem Einfluss von Missionaren den Sonnentanz.

Wussten Sie, dass …

Sitting Bull unter anderem deshalb zum Häuptling gewählt wurde, weil man ihm nachsagte, dass die Geister zu ihm durch Träume und Tiere redeten?

der Häuptling an dem Gefecht am Rosebud Creek 1876 nicht teilnehmen konnte? Der Sonnentanz hatte seinen Körper zu sehr geschwächt, als dass er in den Kampf hätte ziehen können.

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