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Zunge, Nase und Haut: Genuss und Berührung
Wie kooperieren Nase und Zunge?
Die Zunge (Lingua) ist das für die Geschmacksempfindung zuständige Organ. Die Nase erweitert die Sinnesfunktion der Zunge, die lediglich vier verschiedene Geschmacksqualitäten unterscheiden kann: süß, sauer, salzig und bitter. In Kombination mit dem Geruchssinn ergibt sich eine große Anzahl von Differenzierungen. Trotz der vergleichsweise einfachen Wahrnehmungsfähigkeit der Zunge sind diese Funktionen doch sehr wichtig. Giftige Substanzen, die häufig bitter schmecken, können vor dem Verschlucken entdeckt werden. Süße oder salzige Nahrungsmittel oder auch sauer schmeckende Früchte, im Allgemeinen essbar und nahrhaft, können als solche wahrgenommen und entsprechend verzehrt werden.
Die Wahrnehmung von Geschmack wird durch Sensoren vermittelt, die wir als Chemorezeptoren bezeichnen. Man findet sie in den Geschmacksknospen auf der Zunge. Der Mensch verfügt über mehr als 10 000 solcher Knospen, die hauptsächlich an den Seiten der Papillen liegen. Dies sind kleine Erhebungen auf dem Zungenrücken, den Zungenseiten und auf dem Zungengrund. Chemorezeptoren sprechen auf chemische Substanzen an, die in der in Speichel gelösten Nahrung vorliegen. Die Rezeptoren reagieren auf die gelösten Substanzen durch Aussendung von Signalen an das Gehirn, wo sie dementsprechend interpretiert werden.
Wozu dient das Schnuppern?
Es bringt mehr Luft und damit mehr Geruchsmoleküle zu den Sinneszellen der Nase. Das ermöglicht uns, genauer zu riechen. Um als Geruch wahrgenommen zu werden, muss eine Substanz nämlich Moleküle in die Luft freisetzen. Diese Moleküle werden durch die Nasenlöcher eingeatmet und gelangen so in den oberen Teil der Nasenhöhle (Cavitas nasi). Dort befindet sich das Riechepithel – zwei Flächen von je 2,5 Zentimetern, was jeweils etwa der Größe einer Briefmarke entspricht – mit den für den Geruchssinn zuständigen Chemorezeptoren. Das Riechepithel, oder die Riechschleimhaut, besteht aus über zehn Millionen Riechzellen. Jede Riechzelle endet in sechs bis zehn Fortsätzen, den Riechhärchen, die die Geruchsrezeptoren tragen.
Die durch die Nase kommenden Geruchsmoleküle lösen sich in einer wässrigen Schleimschicht, die vom Riechepithel abgesondert wird, auf. Danach erfolgt eine Bindung der gelösten Moleküle an die Rezeptoren auf den Riechhärchen; dies führt zur Erzeugung von Impulsen in den Riechzellen. Die Axone der Riechzellen leiten diese Impulse durch winzige Löcher im Siebbein, das die Nasenhöhle nach oben abschließt, zum Gehirn, wo die Gerüche interpretiert werden.
Wie viele Gerüche können wir unterscheiden?
Wir sind in der Lage, etwa 5000 verschiedene Gerüche zu differenzieren. Es ist die enge Zusammenarbeit zwischen Geruchs- und Geschmackssinn, die uns die Wahrnehmung einer großen Vielfalt von Geschmacksrichtungen ermöglicht. Unser Geruchssinn ist etwa 100000-mal stärker entwickelt als der Geschmackssinn.
Wo befindet sich der Tastsinn?
In der Haut. Der Tastsinn unterscheidet sich von anderen Sinnesfunktionen dadurch, dass er nicht von einem bestimmten Sinnesorgan, sondern von Rezeptoren in der Haut abhängt. Auf der Haut befindet sich eine ganze Reihe von Sensoren, die auf Berührung, Druck, Temperatur und Schmerz ansprechen. Einige Hautbereiche, z. B. Fingerspitzen, Fußsohlen und Lippen, sind dabei empfindlicher als andere, da sie eine größere Anzahl an Sensoren aufweisen. Einige dieser Sensoren bezeichnet man als mechanische Rezeptoren, sie reagieren auf Bewegungs- oder Druckreize durch Erzeugung von Nervenimpulsen. Andere heißen Temperaturrezeptoren. Die so genannten Nozirezeptoren reagieren auf Schmerzreize.
Die meisten Sensoren befinden sich in der Lederhaut. Aber es gibt auch Sensoren, die sich bis in die Oberhaut erstrecken. Leichte Berührungen und Vibrationen werden von den Tastkörperchen registriert. Diese liegen nahe der Oberhaut und kommen in großer Zahl auf Fingerspitzen, Hand- und Fußsohlen, Augenlidern, Lippen und äußeren Genitalien vor. Tastscheiben und Nervenendkörperchen reagieren auf kontinuierliche Berührungsreize. Lamellenkörperchen liegen tief in der Oberhaut und sprechen auf starken Druck und Vibrationen an. Freie Nervenendigungen ohne Umhüllung, die an der Übergangsstelle zwischen Oberhaut und Lederhaut liegen, sprechen auf Schmerz- und Temperaturreize an. Die von diesen Sensoren erzeugten Nervenimpulse gelangen über das Rückenmark auf das sensorische Rindenfeld der Großhirnrinde.
Wussten Sie, dass …
zu den vier Geschmacksarten, die die Zunge unterscheiden kann (süß, salzig, sauer und bitter), inzwischen eine fünfte gezählt wird? Sie heißt »pikant« und vertritt den Geschmack, den wir aus der fernöstlichen Küche kennen.
Schlangen mit der Zunge riechen und Bienen mit den unteren Gelenken ihrer sechs Beinchen?
nur ein minimaler Hauch eines Geruchs an lang zurückliegende Dinge erinnern kann?
wir Substanzen in einer äußerst geringen Luftkonzentration wahrnehmen können? Pfefferminzöl ist in einer Konzentration von 0,024 Milligramm pro Liter Luft zu riechen, Moschusparfüm sogar noch bei 0,00004 Milligramm.
sich in der Fingerspitze so viele Tastsensoren befinden – etwa 3000 – wie auf dem gesamten Rücken?

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