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Hokuspokus

Auf diese Beschwörungsformel kann ein richtiger Magier ebenso wenig verzichten wie auf den Zauberstab. Denn mit Worten und Gebärden lenkt er uns Zuschauer ab, damit wir nicht merken, mit welchem Trick er das Kaninchen plötzlich aus dem leeren Zylinder hoppeln lässt. Wer im Alltag Hokuspokus macht, so weiß es auch die Redensart, versteckt hinter viel Brimborium allenfalls bescheidene Künste, ist also nur ein Taschenspieler.

Wie lange das Wort in Gebrauch ist, weiß man ziemlich genau, nämlich etwa 400 Jahre. 1634 erschien es an prominenter Stelle im Titel des Londoner Lehrbuches für Taschenspieler »Hocus Pocus junior the anatomie of legerdemain«, das 1667 auch auf Deutsch herauskam. Damals bezeichnete es sowohl die Zauberformel als auch den Trickkünstler.

Woher es stammt, ist hingegen nicht ganz klar. Die gängigste Erklärung sieht in Hokuspokus die »vernuschelte« Ableitung von der lateinischen Messformel »Hoc est corpus meum« - Dies ist mein Leib, die der katholische Priester während der Wandlung spricht. Da der Altar vor den Liturgie-Reformen des 20. Jahrhunderts an der Kirchenrückwand stand und der Geistliche folglich mit dem Rücken zur Gemeinde stand, wenn er die Hostie emporhob, ist es durchaus möglich, dass seine Worte, mit denen er das Brot in den Leib Christi wandelte, nur undeutlich zu hören waren - zumal die wenigsten Menschen Latein verstanden.

Doch nicht alle Sprachforscher teilen diese Ansicht. Einige gehen davon, dass das Wort auf den Namen eines Taschenspielers zurückgeht, der am Hof des englischen Königs Jakob I. (1566-1625) tätig war. Andere führen es auf die Nonsens-Zauberformel »Hax pax nax« zurück, die ihre Magie aus dem x-Gleichklang bezieht und schon in einem Blutsegen des 14. Jahrhunderts vorkommt. Offenbar ist bei dieser Wortkreaton ein sehr geschickter Zauberkünstler am Werk gewesen. Und so halten wir es mit dem Autor Rainald Goetz, der 1983 geschrieben hat: »Sehen Sie, das ist der Wissenschaftszirkus, jeder zieht seine Kaninchen aus dem Hut und macht Hokuspokus.«

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