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Vereinigte Staaten von Amerika: Von der Reconstruction bis zum Ende des Kalten Kriegs
Reconstruction (1865-1877)
Nach der Ermordung Lincolns durch einen fanatischen Südstaatler versuchte Präsident Andrew Johnson (1865-1869), eine Politik des Ausgleichs zu betreiben, die allerdings der von radikalen Republikanern beherrschte Kongress durchkreuzte. Dieser sorgte dafür, dass die Wirtschafts- und Sozialstruktur des Südens zerschlagen wurde und republikanische Parteigänger in Regierungsämter kamen. Gleichzeitig wurden die Abschaffung der Sklaverei und die Bürgerrechte für Schwarze in der Verfassung verankert (13.-15. Amendment). Die Befreiung brachte den schwarzen Bürgern jedoch nur geringe Vorteile, da, ausgehend vom Norden, die soziale Diskriminierung durch den Rassismus an die Stelle der persönlichen Entrechtung während der Sklaverei trat und sich radikalisierte: 1866-1872 organisierten sich in den Südstaaten Geheimbünde (u. a. der Ku Klux Klan), die Schwarze und weiße Politiker terrorisierten und ermordeten. Zum Teil konterkarierten auch Einzelstaaten durch eine gesetzlich sanktionierte Rassentrennung die bundesstaatlichen Verfassungsbestimmungen und verhinderten so die Integration der farbigen Bevölkerung.
Außenpolitisch fielen in diese Periode die letzten großen Gebietserwerbungen und Grenzklärungen: Die USA erhielten im Wesentlichen ihren heutigen Umfang. 1853/54 kamen mit einem amerikanisch-mexikanischen Vertrag südliche Teile Arizonas und Neu Mexikos in US-Besitz (Gladsden Purchase), 1867 kauften die USA von Russland Alaska. Die Durchdringung des ostasiatischen Raumes begannen die USA mit der erzwungenen Öffnung des japanischen Marktes 1854, der der Erwerb erster pazifischer Stützpunkte folgte (Midway-Inseln 1867, Hawaii 1875, Samoa 1878). Zugleich dehnten sie ihren Einfluss in Mittelamerika weiter aus.