Lexikon
Dekonstruktivịsmus
philosophisches Konzept, das seit den 1960er Jahren besonders in den Geisteswissenschaften als Analyseverfahren Bedeutung erlangte. Ausgehend von der Theorie, dass jedes sprachliche und bildnerische Kunstwerk von vielschichtigen und widersprüchlichen Strukturen geprägt sei, bestreitet der Dekonstruktivismus einen rekonstruierbaren Sinnzusammenhang, da das Wirkliche an sich nicht darstellbar sei. Der Dekonstruktivismus lehnt die traditionellen Interpretationsverfahren ab, da diese die Vielschichtigkeit von Kunstwerken, insbesondere von Texten, gegen das Werk selbst reduzierten. Dagegen strebt er eine Lektüre- und Analysetechnik an, die in der Freilegung der Widersprüche und in der Aufhebung sowie Zergliederung (Dekonstruktion) der innewohnenden Strukturen und Regeln den Weg zum objektiven Verständnis sieht. Wichtige Schriften: Roland Barthes, Leçon/Lektion; Jacques Derrida, Die Schrift und die Differenz; Paul de Man, Allegorie des Lesens.
Seit Mitte der 1980er Jahre erlangte der Dekonstruktivismus in der Architektur Bedeutung. International bekannt wurde der Stil 1988 durch die Ausstellung „Deconstructivist Architecture“ im Museum of Modern Art in New York. Die dekonstruktivistische Architektur steht formal in der Tradition des russischen Suprematismus und Konstruktivismus. Architektonische Mittel sind die Auflösung herkömmlicher statischer Verhältnisse, z. B. durch unterschiedlichste Materialien, Räume und Richtungen, die direkt aufeinanderprallen oder unmöglich scheinende Strukturen. Form und Gehalt der Bauten ergeben sich aus einer Kombination von ungleichen und fragmentarischen Teilen, die optisch zu einer Destabilisierung der Architektur führen. Beispiele: Vitra Design Museum in Weil am Rhein, 1987–1989, von Frank O. Gehry; Jüdisches Museum in Berlin, 1992–1999, von Daniel Libeskind. Weitere Vertreter dekonstruktivistischer Architektur sind u. a.: Rem Koolhaas, Peter Eisenman, Zaha Hadid oder das Büro Coop Himmelb(l)au.

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