Lexikon
Hochhuth, Rolf: Der Stellvertreter
- Erscheinungsjahr: 1963
- Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Der Stellvertreter
- Genre: Ein christliches Trauerspiel in fünf Akten
Nach einiger Verzögerung wegen der politischen Brisanz und aufgrund einer vom Vatikan angestrengten Einstweiligen Verfügung wird am 20. März an der Freien Volksbühne in Berlin (West) das vom Autor als »christliches Trauerspiel« bezeichnete Drama »Der Stellvertreter« von Rolf Hochhuth (* 1931) unter der Regie von Erwin Piscator uraufgeführt, ein Stück über die Haltung von Papst Pius XII. zur »Endlösung der Judenfrage« im Dritten Reich. Die Idee zu diesem Schauspiel kam den früheren Sortimentsbuchhändler Hochhuth als Lektor nach der Lektüre von Werken über das NS-Regime und die Verbrechen an Juden. Dabei war er auf einen Brief des Hitler-Botschafters beim Vatikan, Ernst von Weizsäcker, gestoßen, der 1943 an das NS-Außenministerium geschrieben hatte: »Der Papst hat sich, obwohl dem Vernehmen nach von verschiedenen Seiten bestürmt, zu keiner demonstrativen Äußerung gegen den Abtransport der Juden aus Rom hinreißen lassen.« Dabei stellte sich ihm die Frage, wie sich »der prominenteste aller Christen überhaupt gegenüber dieser umfassendsten Menschenjagd, von der die Weltgeschichte weiß«, verhalten habe. Das umfangreiche dokumentarische Material, das Hochhuth bei seinen Nachforschungen sichtete, bildet die Grundlage für sein Trauerspiel, in dem er hervorhebt, dass Pius XII. die Deportation und Ermordung der Juden niemals öffentlich verurteilt habe, und von der These ausgeht, dass ein Protest des Papstes oder die Aufkündigung des Konkordats zumindest das Ausmaß der Judenverfolgung hätte einschränken und Gefährdete hätte warnen können. Der große Premierenerfolg und die internationale Resonanz rufen heftige Proteste des Klerus und von CDU-Abgeordneten hervor. Die katholische Kirche sieht in Hochhuths Darstellung eine Verunglimpfung des Papstes. Sie wehrt sich gegen die »Verleumdung« eines Papstes, der dem deutschen Volk nach dem Zweiten Weltkrieg »väterliches Wohlwollen« erwiesen habe.
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