Lexikon
norwegische Literatur
Die erste Blüte der norwegischen Literatur fiel in die Periode der altnordischen Literatur, wobei Norwegen und Island gemeinsam betrachtet werden können. Das eigentliche Schrifttum setzte im 12. Jahrhundert ein, die Überlieferung reicht bis ins 8. Jahrhundert: die Lieder der Edda, die skaldischen Preislieder des Torbjørn Hornklove (9. Jahrhundert) und Egil Skallagrimsson (* um 900, † 983) und die Erzählungen der Sagas (Königssagas); die Thidrekssaga geht auf die deutsche Heldendichtung zurück, die isländische Völsungasaga auf altnordische Heldendichtung.
Die Literatur des Mittelalters und auch des Humanismus ist von geringerer Bedeutung. Die eigentliche norwegische Literatur begann nach P. Dass' Schilderung des Natur- und Volkslebens in „Die Trompete des Nordens“ (1739, deutsch 1897) und nach dem meist der dänischen Literatur zugeordneten Werk L. Holbergs mit der politischen Trennung Norwegens von Dänemark und der folgenden Personalunion mit Schweden (bis 1905).
Einflüsse des französischen nationalen und klassizistischen Geschmacks, F. G. Klopstocks, Ossians und der altnordischen Dichtung mündeten in die Idee einer nationalen Romantik. Diese Tendenzen fanden Ausdruck bei dem Lyriker H. Wergeland und bei J. S. Welhaven. P. C. Asbjörnsen und J. Moe sammelten Märchen, die großen Einfluss auf die Kunstprosa hatten; M. B. Landstad gab eine Volksliedsammlung, P. A. Munch ein Geschichtswerk heraus. I. Aasen schuf die neunorwegische Schriftsprache mit seiner Grammatik (1848) und dem Wörterbuch (1850).
Auch H. Ibsen und B. Bjørnson begannen im Geist der Romantik. Ibsens Dramen wirkten vor allem auf den Naturalismus, wandten sich dann zum Symbolismus und wurden bahnbrechend für das moderne Drama. Unter dem Einfluss G. Brandes' schuf Bjørnson psychologische und sozialkritische Romane und Theaterstücke.
Ibsen, Hendrik: Werkumschlag
Ibsen, Hendrik: Werkumschlag
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Um die Jahrhundertwende trat mit K. Hamsun die psychologisch ausgestaltete Literatur, die gegen einen Utilitarismus und für eine neue Naturverbundenheit eintrat, in den Vordergrund; ein Dichter des Fin de Siècle war der Novellist und Lyriker S. Obstfelder; die Zeit der Industrialisierung und sozialen Umschichtungen hielten J. Falkbergets epische Romane, C. O. Uppdal (Arbeiterdichtung), R. Nilsen und H. Waage fest. Sozialkritisch eingestellt war der Romanautor J. Bojer, psychologisch motiviert schrieb P. Egge. N. Anker thematisierte die berufstätige Frau, ebenso C. Sandel. Vor allem die Prosaerzähler wirkten über ihr Land hinaus: T. Andersen, S. Undset, O. Duun.
Psychoanalyse, Wirtschaftskrise, weltanschauliche Auseinandersetzungen und die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges wurden von sozialkritischen Autoren wie N. Grieg verarbeitet, eine wertkonservative Richtung vertrat u. a. T. Gulbranssen in seinen populären Romanen. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand zunächst die Auseinandersetzung mit dem Faschismus im Vordergrund; stark wirkte danach der Einfluss E. Hemingways; die Dichtung zeigt satirische Elemente, eine freiere Formensprache, Gesellschaftskritik, antipuritanische und antibürgerliche Tendenzen. Stellvertretend seien genannt: G. Larsen, der Novellist J. Borgen, I. Hagerup-Halsør, O. Nansen und K. Holt.
In den 1970er Jahren begann eine starke Politisierung der norwegischen Literatur. Themen wie z. B. Frauenbewegung und Umweltschutz, eine sozialkritische Arbeiterliteratur, vertreten durch D. Solstadt, E. Haavardsholm und E. Hoem, beherrschten die literarische Szene. Seit Beginn der 1980er Jahre ging das Interesse am Politischen zugunsten einer neuen Innerlichkeit verloren. Die postmoderne norwegische Literatur orientiert sich formal am traditionellen Erzählstil, inhaltlich nimmt sie fantastische, psychologische und feministische Elemente in sich auf. Zu ihren bedeutendsten Vertretern gehören u. a. J. Kjærstad, K. Fløgstad und M. Osmundsen. Traditionell von großer Bedeutung ist die Kinder- und Jugendbuchproduktion. Herausragend ist hier der Erfolg J. Gaarders, der exemplarisch für eine Tendenz der neueren norwegischen Literatur steht: Das Interesse am fantasiereichen und sprachbewussten Erzählen.
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