Lexikon

Hoffman

Dustin, US-amerikanischer Schauspieler, * 8. 8. 1937 Los Angeles; vielseitiger Charakterdarsteller; Filme u.a.: „Die Reifeprüfung“ 1967; „Asphalt-Cowboy“ 1969; „Little Big Man“ 1970; „Papillon“ 1973; „Lenny“ 1974; „Kramer gegen Kramer“ 1979; „Tootsie“ 1982; „Tod eines Handlungsreisenden“ 1985; „Rain Man“ 1988; „Ein ganz normaler Held“ 1993; „Outbreak - Lautlose Killer“ 1995; „Wag the Dog“ 1997; „Sphere - Die Macht aus dem All“ 1998; „Johanna von Orleans“ 1999; „Wenn Träume fliegen lernen“ 2004; „Das Parfum“ 2006; „Mr. Magoriums Wunderladen“ 2007.
Hoffman, Dustin
Dustin Hoffman
  • Deutscher Titel: Die Reifeprüfung
  • Original-Titel: THE GRADUATE
  • Land: USA
  • Jahr: 1967
  • Regie: Mike Nichols
  • Drehbuch: Calder Willingham, nach einem Roman von Charles Webb
  • Kamera: Robert Surtees
  • Schauspieler: Dustin Hoffman, Anne Bancroft, Katharine Ross, William Daniels, Elizabeth Wilson
  • Auszeichnungen: Oscar 1968 für Regie
Der unbekannte Dustin Hoffman wird als aufmüpfiger Mustersohn in »Die Reifeprüfung« zum Star einer ganzen Altersgruppe. Hollywood hat lange gezögert, den Jugendprotest der 60er gegen das Establishment filmisch aufzuarbeiten, doch die ersten Filme von jungen Regisseuren und unverbrauchten Schauspielern, in denen die neuen Themen aufgegriffen werden, erzielen sofort Riesenerfolge.
Der Lebensweg des jungen, wohlhabenden Absolventen einer Eliteschule ist scheinbar bestens vorgezeichnet. Erst einmal soll er ausspannen, dann die Karriere angehen. Mrs. Robinson, die reiche, sexuell unausgelastete Ehefrau des Nachbarn, hat mit ihm eigene Pläne. So wird der vergötterte Zögling zum Objekt der Begierden aller. Zwar versucht er, allen Anforderungen gerecht zu werden, doch jede neue Erfahrung stößt ihn weiter ab von der allgemeinen Scheinheiligkeit und Gefühlskälte. Bald kommt die egoistische Nachbarin dahinter, dass sich ihr Beau verliebt hat ausgerechnet in ihre Tochter, die sie ihm selbst als Begleitung aufgedrängt hatte. Als diese darum schnell anderweitig verheiratet werden soll, wird der stille Junge zum Rebell: Er entführt die Braut aus der vollbesetzten Kirche und sucht mit ihr das Weite.
Als Dreißigjähriger spielt Hoffman einen beinahe noch Heranwachsenden, ohne dass sein Alter zu bemerken ist. Ihm gegenüber steht Anne Bancroft, die unter der Leitung des Nachwuchsregisseurs Mike Nichols die perfekte Karikatur einer gesättigten, um Jugendlichkeit bemühten amerikanischen Mittelstandsfrau abliefert. Als einer der ersten Filme bezieht »Die Reifeprüfung« auf diese Weise Stellung im Generationskonflikt der 60er Jahre. Dazu tragen auch die Songs von Simon & Garfunkel (»Mrs. Robinson«) bei.
  • Deutscher Titel: Asphalt-Cowboy
  • Original-Titel: MIDNIGHT COWBOY
  • Land: USA
  • Jahr: 1969
  • Regie: John Schlesinger
  • Drehbuch: Waldo Salt
  • Kamera: Adam Holender
  • Schauspieler: Dustin Hoffman, Jon Voight, Sylvia Miles, John McGiver
  • Auszeichnungen: Oscars 1970 für Film, Regie, Drehbuchadaption
Der gut aussehende Bursche Joe (Jon Voight) macht sich aus Florida auf nach New York, um als Callboy den Aufstieg zu schaffen; doch seine hochfliegenden Pläne scheitern. In der Gosse lernt er Ratso Rizzo (Dustin Hoffman) kennen, einen kleinen, von Drogen und Tuberkulose zerstörten Gauner, der sein »Manager« und Freund wird. Ratso träumt davon, in Florida den Geldadel auszunehmen. Der todkranke Gauner erreicht sein Ziel jedoch nicht mehr.
Der britische Regisseur John Schlesinger gestaltet den psychologischen Reißer mit provozierender Härte in Sprache und Tempo. Bei den Kritikern hinterläßt der Film einen zwiespältigen Eindruck. Nach der Reform des amerikanischen Jugendschutzes erhält »Asphalt-Cowboy« als erster nicht für Jugendliche freigegebener Film einen Oscar für die beste Produktion.
  • Deutscher Titel: Little Big Man
  • Original-Titel: LITTLE BIG MAN
  • Land: USA
  • Jahr: 1970
  • Regie: Arthur Penn
  • Drehbuch: Calder Willingham, nach einem Roman von Thomas Berger
  • Kamera: Harry Stradling jr.
  • Schauspieler: Dustin Hoffman, Martin Balsam, Faye Dunaway, Richard Mulligan
Dustin Hoffman erweist sich in diesem ungewöhnlichen Western als äußerst wandlungsfähig: Er schlüpft in die Rolle des 121-jährigen Veteranen der Indianerkriege, Jack Crabb, dessen abenteuerliches Leben in Rückblenden erzählt wird: Als weißes Kind wird er von Cheyenne-Indianern aufgezogen, bis ihn die amerikanische Armee gefangennimmt und ihn der Obhut eines Reverends übergibt. Jack wird Gunfighter, Geschäftsmann und lebt eine Zeit lang wieder unter Indianern so steht er als Erwachsener ständig zwischen den zwei Welten und Kulturen.
Mit »Little Big Man« unternimmt Arthur Penn den Versuch, den Mythos der amerikanischen Pionierzeit zu entkräften. Von dem heldenhaften Pathos und der männlichen Größe, wie sie der klassische Western zeigt, ist nichts mehr geblieben. Penn macht kein Hehl aus der Tatsache, dass die Erschließung des amerikanischen Kontinents mit einem Völkermord einherging.
  • Deutscher Titel: Papillon
  • Original-Titel: PAPILLON
  • Land: USA
  • Jahr: 1973
  • Regie: Franklin J. Schaffner
  • Drehbuch: Dalton Trumbo, Lorenzo Semple jr., nach einem Roman von Henri Charrière
  • Kamera: Fred Koenekamp
  • Schauspieler: Steve McQueen, Dustin Hoffman, Victor Jory
Steve McQueen als unbeugsamer Häftling und Dustin Hoffman als schwächlicher, intellektueller Geldfälscher machen aus Franklin Schaffners »Papillon« einen weltweiten Kinoerfolg. Basierend auf dem autobiografischen Roman von Henri Charrière (1906 bis 1973), verkörpert McQueen (nach seiner Tätowierung »Papillon« genannt) den einzigen Strafgefangenen, dem jemals die Flucht von der sog. Teufelsinsel in Französisch-Guayana gelang.
Der angebliche Mörder landet zusammen mit anderen Lebenslänglichen, wie dem Geldfälscher Dega (Hoffman), in einem berüchtigten Gefangenenlager. Nur der Gedanke an seinen nächsten Fluchtplan hält ihn am Leben. Nach mehreren gescheiterten Ausbruchversuchen kann ihn auch die Isolationshaft nicht davon abhalten, nach unsäglichen Strapazen noch einmal die Flucht zu wagen, während Dega als gebrochener Mann zurückbleibt.
  • Deutscher Titel: Kramer gegen Kramer
  • Original-Titel: KRAMER VS. KRAMER
  • Land: USA
  • Jahr: 1979
  • Regie: Robert Benton
  • Drehbuch: Robert Benton, nach einem Roman von Avery Corman
  • Kamera: Nestor Almendros
  • Schauspieler: Dustin Hoffman, Meryl Streep, Justin Henry
  • Auszeichnungen: Oscars 1980 für Film, Regie, Drehbuch-Adaption, Hauptdarsteller (D. Hoffman), Nebendarstellerin (Meryl Streep)
Robert Bentons Ehedrama »Kramer gegen Kramer« wird ein überragender Kassenerfolg und mit Auszeichnungen überhäuft.
Der unspektakulär und unaufwändig inszenierte Film nimmt sich des Themas Ehescheidung und Sorgerecht an. Er konzentriert sich auf den Konflikt zwischen Vater, Mutter und Kind, bietet aber auch echtes Gefühlskino, das heftig auf die Tränendrüsen drückt.
Dem Werbefachmann Ted Kramer (Dustin Hoffman) geht die Karriere über alles. Als ihn seine Frau Joanna (Meryl Streep) verlässt, muss er allein für den kleinen Sohn Billy sorgen. Nach anfänglichem Chaos wächst er in die neue Rolle hinein und entwickelt eine so innige Beziehung zum Kind, dass er selbst den beruflichen Abstieg dafür in Kauf nimmt. Doch nach 18 Monaten kommt Joanna zurück und will vor Gericht das Sorgerecht für Billy erstreiten. Obwohl sie das Kind zugesprochen bekommt, verzichtet sie schließlich freiwillig.
Meryl Streep feiert mit dem Film ihren ersten großen Kinoerfolg.
  • Deutscher Titel: Tootsie
  • Original-Titel: TOOTSIE
  • Land: USA
  • Jahr: 1982
  • Regie: Sydney Pollack
  • Drehbuch: Larry Gelbart, Murray Schisgal
  • Kamera: Owen Roizman
  • Schauspieler: Dustin Hoffman, Jessica Lange, Teri Garr, Sydney Pollack
  • Auszeichnungen: Oscar 1983 für Nebendarstellerin (Jessica Lange)
Der in New York lebende, arbeitslose Schauspieler Michael Dorsey (Dustin Hoffman) hat Probleme, ein Engagement zu finden. Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, bewirbt er sich für eine weibliche Rolle in einer »Seifen-Oper«. Michael Dorsey verkleidet sich als eine altjüngferliche Frau. Als Dorothy Michaels, genannt Tootsie, wird er zum Star der Fernsehserie. Tootsie gerät zunehmend in Identitätsverwirrungen, die sich noch verstärken, als er sich in seine Kollegin Julie (Jessica Lange) und deren Vater sich in ihn verliebt. Schließlich enttarnt er sich vor laufender Kamera, um eine Liebesbeziehung zu Julie zu ermöglichen.
Sydney Pollack schafft es, aus der konventionellen Geschichte eines Mannes in Frauenkleidern eine unterhaltsame Komödie zu machen, die vor allem von Dustin Hoffmans schauspielerischen Fähigkeiten getragen wird. Im Gegensatz zu Jessica Lange geht er allerdings bei der Oscar-Verleihung leer aus.
  • Deutscher Titel: Rain Man
  • Original-Titel: RAIN MAN
  • Land: USA
  • Jahr: 1988
  • Regie: Barry Levinson
  • Drehbuch: Barry Morrow, Ronald Bass, nach einer Erzählung von Barry Morrow
  • Kamera: John Seale
  • Schauspieler: Dustin Hoffman, Tom Cruise, Valeria Golino, Jack Murdock
  • Auszeichnungen: Oscars 1989 für Film, Regie, Hauptdarsteller (Dustin Hoffman), Goldener Bär Filmfestspiele Berlin 1989 für Film, Drehbuch, Golden Globes 1989 für Film/Drama und Hauptdarsteller/Drama
Weltweites Interesse an einer weit gehend unerforschten Krankheit, dem Autismus, löst Barry Levinsons »Rain Man« aus. Dabei ist der Film eher schon ein Road-Movie um Freundschaft und Zuneigung als eine Krankheitsbeschreibung.
Erzählt wird die Geschichte zweier ungleicher Brüder: Charlie Babbit (Tom Cruise) ist als echter »Yuppie« einzig an Geld und schnellen Autos interessiert. Erst nach dem Tod seines Vaters, der ihm nicht wie erwartet ein hohes Erbe hinterlassen hat, erfährt er von der Existenz seines älteren, autistischen Bruders Raymond (Dustin Hoffman), der das Geld bekommen soll. Charlie entführt den Bruder aus der Pflege-Anstalt, um ihn zur Überschreibung seines Erbanteils zu überreden. Auf der langen Autofahrt von der Ost- an die Westküste kommen sich die beiden näher.
Dustin Hoffman und Tom Cruise tragen diesen Film wie von selbst. Dabei überrascht die Wandlungsfähigkeit von Hoffman weniger als die von Teenager-Star Cruise.
Hoffman spielt den Autisten mit einer perfekten Mischung aus unschuldigem Kind und hilflosem Greis. Nickend und murmelnd wandelt er durch seine anfangs nur ihm zugängliche Welt. Er findet zwar keine Möglichkeit zur »normalen« Kommunikation, überrascht aber mit genialen Begabungen wie dem Auswendiglernen von Zahlen und erweist sich dabei noch als sehr sensibler Mensch.
»Top Gun«-Star Tom Cruise spielt unter Levinsons Regie so gut wie nie zuvor. Zunächst mimt er den gut aussehenden, oberflächlichen und egoistischen Business-Mann, verwandelt sich dann aber in einen nachdenklichen und besseren Menschen, der eine Menge über die Lebenswelt des Bruders lernt.
1989 wird »Rain Man« für acht Oscars nominiert. In drei der vier Hauptkategorien (»Film«, »Regisseur« und »Hauptdarsteller«) gewinnt er und wird auch beim Publikum zum Massenerfolg.
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