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Der Kuss von Gustav Klimt: Sinnbild der Liebe
Welche Bedeutung hat Gustav Klimt?
Gustav Klimt war der Begründer und Hauptvertreter des Jugendstils der Wiener Künstlerbewegung der Sezession. »Der Kuss« entstand in seiner so genannten goldenen Periode, in der er Elemente der byzantinischen Mosaikkunst aus Ravenna aufgriff.
Wie wird der Kuss auf dem Gemälde dargestellt?
Eng umschlungen kniet ein Paar auf einem Blütenteppich. Der Mann hält den Kopf der Frau in seinen Händen und küsst sie auf die Wange. Die Frau schmiegt sich eng an ihn und legt ihren Arm um seinen Hals. Klimt hat in dem 1908 gemalten Bild in einer für ihn typischen Weise verschiedene räumliche Ebenen vermischt. Durch die Gewänder der Küssenden ist ein großer Teil des Bildes mit Blattgold bedeckt. Diese goldene, reich mit abstrakter Ornamentik geschmückte Fläche ist zweidimensional, ebenso der Blütenboden und der nicht näher charakterisierte Hintergrund. Nur die unbedeckten Gesichter sowie die Hände und Füße der Küssenden sind dreidimensional dargestellt.
Was bedeuten die Ornamente?
Die Gegenüberstellung von plastischer Körperhaftigkeit und linear-dekorativen Elementen ist typisch für Klimts Werke aus den Jahren 1900 bis 1910. Die Schönheit der Frau und die Kraft des Mannes – seit der Antike ein klassischer Gegensatz – spiegelt sich auch in der Ornamentierung: Der Umhang des Mannes ist mit rechteckigen, strengen Formen verziert, das Kleid der Frau mit weichen fließenden Blütenmotiven. Als symbolisch aufgewertetes Motiv war der Kuss ein typisches Bildthema von Symbolismus und Jugendstil in der Zeit nach 1900, in der vor allem Sexualität, Liebe und Tod die Künstler beschäftigten.
Wie verlief Klimts künstlerische Entwicklung?
Der Maler begann seine künstlerische Laufbahn in den 1880er Jahren mit Wandgemälden im Stil des gefeierten Historienmalers Makart. Bis 1880 entstanden etwa die Ausmalungen im Kurhaus und Theater in Karlsbad und im Treppenhaus des Wiener Burgtheaters. Klimt löste sich Anfang der 1890er Jahre unter dem Einfluss des Symbolismus vom Historismus. Er machte sich als Porträtmaler mit ornamental-flächig aufgefassten Bildnissen von Damen aus der Wiener Gesellschaft einen Namen. Landschaften malte er dagegen selten, aber auch bei ihnen wird die Tendenz zu mosaikhafter, flächiger Ornamentik deutlich.
Wie reagierten die Zeitgenossen auf Klimts Werke?
Der Künstler sah sich bis kurz vor seinem Tod heftigen Anfeindungen ausgesetzt. So führten seine 1901 bis 1903 entstandenen Deckenbilder für das Universitätsgebäude in Wien zu öffentlichen Protesten und kosteten Klimt die schon sicher geglaubte Professur. Die symbolischen Darstellungen von Jura und Philosophie galten als unpassend, die Darstellung einer nackten Schwangeren zum Thema Medizin wurde als obszön beschimpft.
Was wurde am »Beethovenfries« kritisiert?
Auch Klimts »Beethovenfries« wurde mit Unverständnis aufgenommen, einige Kritiker bezeichneten ihn als gemalte Pornografie. Für die Ausstellung der Sezession 1902 war ein Gesamtkunstwerk mit dem Gebäude Josef Olbrichs, der Beethovenstatue Max Klingers und Klimts Fries zu Beethovens Neunter Symphonie geschaffen worden. Schon hier findet sich in der Schlussszene das Motiv des sich umarmenden Paares und noch einmal begegnet man ihm im Palais Stoclet in Brüssel, einem Gebäude des Sezessionisten Josef Hoffman, das Klimt von 1905 bis 1909 ausschmückte.
Welche Ausbildung erhielt der spätere Gründer der Sezession?
Gustav Klimt (1862–1918) war der Sohn eines verarmten böhmischen Goldschmieds. 1876 bis 1882 studierte er an der Wiener Kunstakademie und arbeitete dann für den Maler und Dekorationskünstler Hans Makart. Er begründete 1897 gemeinsam mit 18 Gleichgesinnten die Wiener Sezession – die österreichische Variante des Jugendstils – und wurde ihr Präsident.
Zwar blieb Klimt die ersehnte Universitätsprofessur versagt, aber als Porträtist des jüdischen Großbürgertums hatte er durchaus auch finanziellen Erfolg. Der Maler blieb unverheiratet, hatte aber zu verschiedenen Frauen – unter anderem zu Alma Mahler-Werfel und Emilie Louise Flöge – erotische Beziehungen.
Gustav Klimt starb an einer Lungenentzündung als Folge eines Schlaganfalls im Kriegsjahr 1918 – kurz vor dem Ende des Österreich-Ungarischen Reiches, in dem er gelebt hatte. Er ist auf dem Hietzinger Friedhof in Wien begraben.
Wussten Sie, dass …
die Deckenbilder, die Klimt für die Universität Wien angefertigt hatte, 1945 im Zweiten Weltkrieg verbrannten?
Klimt einen unehelichen Sohn hatte, den für seine Nazi-Propagandafilme (z. B. »Heimkehr« von 1941) bekannten Regisseur Gustav Ucicky?
der österreichische Architekt und Kunsttheoretiker Adolf Loos einer der schärfsten Kritiker Klimts war? Die Verwendung von Ornamenten in der Kunst bezeichnete er als »Verbrechen«.
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