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Christliche Bewegungen in den USA: Konservative mit Einfluss

Welche Bedeutung hat die Religion in den Vereinigten Staaten?

In den USA prägen Religionsgemeinschaften noch immer sehr viel mehr als in Europa das öffentliche Leben. Typisch ist einerseits die Trennung von Staat und Kirche, andererseits der Glaube an eine besondere Mission der Vereinigten Staaten und an die Rolle der Amerikaner als »auserwähltes Volk Gottes«.

Religiöse Rhetorik und Symbolik sind ein selbstverständlicher Teil des Alltags. Politische Parteien erhalten zum Teil sicher wahlentscheidende Hilfe von Religionsgemeinschaften; so wurde der Präsident Ronald Reagan bei seiner Wahl durch die »elektronische Kirche« protestantischer Fundamentalisten unterstützt. Diese so genannte Zivilreligion mit einem tief sitzenden emotionalen Patriotismus prägt auch alle außerkirchlichen gesellschaftlichen Ereignisse in den Vereinigten Staaten. Dennoch finanzieren sich alle Gruppierungen ausschließlich über private Spendengelder.

Welche christlichen Religionsgemeinschaften gibt es in den USA?

Die Entwicklung einer Vielzahl neuer religiöser Gemeinschaften wie Holiness-, Pfingst- und Adventisten-Gruppen zu Beginn des 20. Jahrhunderts schuf die Voraussetzung für den heutigen amerikanischen Pluralismus der protestantischen Kirchen. Charakteristisch für ihren Evangelikalismus ist die zentrale Rolle von persönlichen Erlebnissen der Bekehrung und Glaubenserweckung, von religiösem Handeln und die zentrale Stellung der Bibel.

Die Mehrzahl der Amerikaner bekennt sich zum Protestantismus. Abgesehen von einer Minderheit von Protestanten im klassischen Sinne, wie wir sie etwa aus Deutschland kennen, stammen die meisten Gruppen aus dem evangelikalen Spektrum. Zu unterscheiden sind dabei fundamentalistische, konservative und liberale evangelikale Bewegungen. Als gemäßigt gelten zum Beispiel die Methodisten, die Vereinigten Lutheraner, die Disciples of Christ und die Reformierten. Bekanntester Vertreter der afro-amerikanischen Kirchen war der farbige Bürgerrechtler und Baptist Martin Luther King. Die prägnanteste Gemeinsamkeit all dieser protestantischen Gruppierungen ist die protestantische Arbeitsethik, die nach kalvinistischer Lehre weltlichen Erfolg als Zeichen für das Wohlwollen Gottes aufgrund gerechten Verhaltens interpretiert.

Die Katholiken, eine von jeher kleinere Gruppe, spielen bis heute eine weniger gewichtige Rolle. An politischem Ansehen und Gewicht gewannen sie erstmals bei der Wahl des Präsidenten John F. Kennedy. Durch Einwanderer – vorwiegend aus Mexiko – nahm und nimmt die Zahl der Katholiken in den USA weiter zu.

Für welche Glaubensinhalte steht die Pfingstbewegung?

Sie stellt das Wirken des Heiligen Geistes in den Vordergrund. Charakteristisch sind vor allem das »In-Zungen-Reden« als Zeichen des empfangenen Heiligen Geistes, dessen Wunderheilungen, apokalyptische Endzeitprophezeiung und der Glaube an die nahe Wiederkunft des Erlösers Christus. Entstanden ist die Pfingstbewegung 1906 in Los Angeles. Ihre bekannteste Gruppierung ist die Assemblies of God. Sie kann als Reaktion auf die durch die industrielle Revolution hervorgerufene Verunsicherung gedeutet werden. Die Pfingstbewegung expandierte durch Missionierungen in alle Welt. Die Bewegung gewinnt bis heute zunehmend an Bedeutung und ist eine der am stärksten wachsenden Strömungen des Christentums. Seit den 1960er Jahren werden von den charismatischen Predigern vermehrt Teufelsaustreibungen durchgeführt.

Was ist der christliche Fundamentalismus?

»Fundamentalismus« ist eine Selbstbezeichnung der konservativen protestantischen Sammelbewegung, die Anfang des 20. Jahrhunderts aus einer öffentlichen, religiösen Kritik an der Moderne entstand. Sie ist seit der Jahrhundertwende bis heute bedeutsam. Die Fundamentalisten wenden sich sowohl gegen Alkoholismus und Prostitution als auch gegen sozialdarwinistische und atheistische Lehren an den Schulen.

Sie predigen folgende fünf Glaubensprinzipien: Unfehlbarkeit der Bibel und deren wörtliche Interpretation, Jungfrauengeburt, leibliche Auferstehung Christi, sein stellvertretendes Sühneopfer und seine baldige physische Wiederkehr. Sie verbinden dabei persönliche Erweckungserlebnisse mit millenaristischen, nationalistischen und pazifistischen Ideen.

Wie verbreiten die Fundamentalisten ihre Botschaft?

Der protestantische Fundamentalismus erlebt seit den 1970er Jahren eine Renaissance. Diese neue Mobilisierung ist gekennzeichnet durch den Aufbau der »elektronischen Kirche«. Auch andere protestantische und charismatische Religionsgemeinschaften nutzen die neuen Wirkungsmöglichkeiten der Medien Fernsehen, Radio und Internet. Die Fernsehkirchen mit ihren Predigten entsprechen dem Bedürfnis vieler nach Privatsphäre und Individualismus. Sie haben zu einer starken Kommerzialisierung der Religionen geführt. Auf dem Programm stehen berühmte Prediger, Wunderheiler und religiöse Talkshows, die Spendengelder einwerben. Religiöse Großunternehmen mit eigenen Kirchen, Schulen, Kindergärten, Universitäten und Vergnügungsparks ergänzen das breite Angebotsspektrum.

Wie viele Mitglieder zählen die Gruppierungen?

Die Stärke der einzelnen christlichen Religionsgemeinschaften der USA kann nur geschätzt werden. 1999 wiesen die Gruppierungen folgende Mitgliederzahlen auf:

Katholiken: 62 Mio.

Baptisten: 28,3 Mio.

Methodisten: 13,1 Mio.

Pfingstler: 11,3 Mio.

Lutheraner: 8,3 Mio.

Mormonen: 5,1 Mio.

Presbyterianer: 4,1 Mio.

Orthodoxe: 4 Mio.

Churches of Christ: 3,5 Mio.

Episcopal Church: 2,4 Mio.

Reformierte:2,4Mio.

Zeugen Jehovas:1Mio.

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