Lexikon
Spinnengifte
Substanzen mit Eiweißnatur, die Spinnentiere als Waffe zur Verteidigung und zum Beuteerwerb einsetzen. Die Webspinnen produzieren ihr Gift in Giftdrüsen, die mit den Chelizeren (Kieferklauen) in Verbindung stehen. Die Wirkung der Spinnengifte auf den Menschen ist unterschiedlich stark. Sehr gefährlich und sogar als Todesursache wiederholt bekannt geworden ist das Gift der in südlichen Ländern verbreiteten Malmignatte, der amerikanischen Schwarzen Witwe und mancher südamerikanischer Kammspinnen. Schwere Allgemeinstörungen ruft das Gift der brasilianischen Wolfsspinne hervor. Zur Behandlung werden Seren verwendet, die entsprechende Antitoxine enthalten. Das Gift der in Mitteleuropa heimischen Wasserspinne und des Dornfingers verursacht Brennen und Taubheitsgefühl, das sich von der Bissstelle weiter ausbreitet und allmählich abklingt.
Die Flüssignahrung der Spinnen
Für alle Spinnentiere, ob Skorpione, Weberknechte, Milben, Geißel-, Walzen- oder Webspinnen, gilt gleichermaßen, dass sie nur flüssige Nahrung aufnehmen können und diese daher schon, bevor sie in den Magen gelangt, extraintestinal, wie die Zoologen sagen, verdauen müssen.
Die Echten Webspinnen lähmen ihre Beute mit einem schnellen Giftbiss. Die Klauen der Mundwerkzeuge sind für diesen Zweck besonders gestaltet. Sie sind kräftig, spitz zulaufend, und die Injektionsöffnung ist wie bei einer medizinischen Spritze leicht nach hinten versetzt, damit die Öffnung nicht durch Gewebeteile verlegt werden kann. Ganz unterschiedlich sind die injizierten Mengen, Zusammensetzungen und Wirkungen der Gifte auf die Opfer. Am stärksten ist wohl das Nervengift der südamerikanischen Kammspinne Phoneutria fera, die mit einem Biss theoretisch mehr als 1000 Mäuse töten könnte.
Neben der Lähmung der Beute haben Spinnengifte häufig eine vorverdauende Funktion. Zusätzlich zum Gift erbrechen Spinnen aber auch noch Speichel- und Magensekrete, die eine kurze Zeit einwirken, bevor die verflüssigte Nahrung mit dem kräftigen Muskelmagen aufgesogen wird. Damit der winzige Mund bei der Nahrungsaufnahme nicht verstopft, stehen Reusenhaare in dichter Anordnung vor seiner Öffnung. Außerdem filtert eine spezielle Gaumenplatte noch feinste Partikel heraus, die sonst die Mitteldarmdrüse blockieren könnten. Das Erbrechen und Wiederaufnehmen der Flüssigkeit wird solange wiederholt, bis, etwa bei den Kreuz- und Kugelspinnen, von anderen Spinnen oder Insekten nur ein unförmiger Klumpen unverdaubaren Chitins übrig bleibt. Zitterspinnen hinterlassen dagegen ein äußerlich vollkommen intaktes Opfer, welches sie in mehrstündiger Arbeit allein über die kleine Bisswunde komplett ausgesogen haben.
Wasserspinne
Wasserspinne
© RCS Libri & Grandi Opere SpA Milano/Il mondo degli animali
Bei den Skorpionen kommt das Gift im letzten, zu einem Stachel entwickelten Hinterleibsabschnitt vor. Die Sekrete einiger Milben bewirken Hautentzündungen und allergische Hauterscheinungen.
Wissenschaft
Düfte statt Pestizide
Kulturpflanzen lassen sich umweltfreundlich schützen – durch synthetische Abwehrdüfte nach natürlichem Vorbild. von CHRISTIAN JUNG Die aktuelle Lage in der Landwirtschaft ist brisant: In mehr als der Hälfte der Länder der Erde fällt mindestens ein Drittel der landwirtschaftlichen Ernten Schädlingen und Pflanzenkrankheiten zum...
Wissenschaft
Gentherapie gegen Krebs
Mit maßgeschneiderten Abwehrzellen lassen sich Blutkrebs und möglicherweise künftig auch andere Krebsarten bekämpfen. von Gerlinde Felix Emily Whitehead hatte Glück im Unglück: Zwar gehörte sie zu den 5 von 100000 Kindern unter sechs Jahren, die pro Jahr an einer akuten lymphatischen Leukämie erkranken. Und ihr half die übliche...
Weitere Lexikon Artikel
Weitere Artikel aus der Wissensbibliothek
Weitere Artikel auf wissenschaft.de
Zurück zum Mond
Stört blaues Licht den Schlaf?
Urzeit-Raubtier aus Namibia
Wann Dinos warmblütig wurden
Entschieden entscheiden
Schrödingers gespenstische Katze