Lexikon
Spinnen
Araneaeüber alle Erdteile verbreitete Ordnung der Spinnentiere mit über 30 000 Arten. Der fast immer ungegliederte Hinterkörper (Opisthosoma) ist durch einen schmalen Stiel mit dem Vorderkörper (Prosoma) verbunden, der bis zu 4 Augenpaare, 2 Paar Mundwerkzeuge (1. Paar: Chelizeren, Kieferklauen, 2. Paar: Pedipalpen, Kiefertaster) und 4 Gangbeinpaare trägt. Am Endglied der Chelizeren mündet eine Giftdrüse; die meisten Spinnen (bis auf die Kräuselradnetzspinnen) lähmen ihre Beute mit diesem Gift. Die Gangbeine tragen am Ende 2 oder 3 Krallen, mit denen die Spinnfäden ergriffen und verarbeitet werden, die in am Ende des Hinterkörpers gelegenen Spinndrüsen erzeugt werden. Einige Gruppen der Spinnen bauen daraus Fangnetze (Webspinnen), andere verwenden sie nur zur Herstellung von Fangleinen, Kokons u. Ä. Die Spinnen atmen durch Fächer-, Sieb- oder Röhrentracheen. Bei den häufig kleineren Männchen ist ein Kiefertaster zum Begattungsorgan umgebildet, mit dem der zunächst abgesetzte Samen aufgenommen und in die weibliche Geschlechtsöffnung gebracht wird. Dem geht ein bei den einzelnen Familien höchst verschiedenes Begattungsvorspiel voraus. Oft wird das Männchen nach der Begattung verzehrt. Bei fast allen Arten umhüllen die Weibchen die Eier mit einem selbst gesponnenen Kokon, der herumgetragen oder nach Ablage bewacht wird. Viele Arten pflegen auch die ausschlüpfenden Jungtiere. Zu den Spinnen gehören u. a. die Familien der Deckelspinnen, Falltürspinnen, Tapezierspinnen, Vogelspinnen, Speispinnen, Kugelspinnen, Baldachinspinnen, Radnetzspinnen, Kräuselradnetzspinnen, Trichterspinnen, Wolfsspinnen, Kammspinnen, Sackspinnen, Krabbenspinnen, Springspinnen.
Spinne
Spinne
Spinnennetz, Spinne beim Beutefang
© wissenmedia/Rita Reiser
Falltürspinne
Falltürspinne
© wissenmedia/Johann Brandstetter/Arno Kolb
Harlekinhüpfspinne
Harlekinhüpfspinne
© wissenmedia/Johann Brandstetter/Arno Kolb
Spinnen: Bauplan
Spinnen: Bauplan
© wissenmedia
Die Flüssignahrung der Spinnen
Für alle Spinnentiere, ob Skorpione, Weberknechte, Milben, Geißel-, Walzen- oder Webspinnen, gilt gleichermaßen, dass sie nur flüssige Nahrung aufnehmen können und diese daher schon, bevor sie in den Magen gelangt, extraintestinal, wie die Zoologen sagen, verdauen müssen.
Die Echten Webspinnen lähmen ihre Beute mit einem schnellen Giftbiss. Die Klauen der Mundwerkzeuge sind für diesen Zweck besonders gestaltet. Sie sind kräftig, spitz zulaufend, und die Injektionsöffnung ist wie bei einer medizinischen Spritze leicht nach hinten versetzt, damit die Öffnung nicht durch Gewebeteile verlegt werden kann. Ganz unterschiedlich sind die injizierten Mengen, Zusammensetzungen und Wirkungen der Gifte auf die Opfer. Am stärksten ist wohl das Nervengift der südamerikanischen Kammspinne Phoneutria fera, die mit einem Biss theoretisch mehr als 1000 Mäuse töten könnte.
Neben der Lähmung der Beute haben Spinnengifte häufig eine vorverdauende Funktion. Zusätzlich zum Gift erbrechen Spinnen aber auch noch Speichel- und Magensekrete, die eine kurze Zeit einwirken, bevor die verflüssigte Nahrung mit dem kräftigen Muskelmagen aufgesogen wird. Damit der winzige Mund bei der Nahrungsaufnahme nicht verstopft, stehen Reusenhaare in dichter Anordnung vor seiner Öffnung. Außerdem filtert eine spezielle Gaumenplatte noch feinste Partikel heraus, die sonst die Mitteldarmdrüse blockieren könnten. Das Erbrechen und Wiederaufnehmen der Flüssigkeit wird solange wiederholt, bis, etwa bei den Kreuz- und Kugelspinnen, von anderen Spinnen oder Insekten nur ein unförmiger Klumpen unverdaubaren Chitins übrig bleibt. Zitterspinnen hinterlassen dagegen ein äußerlich vollkommen intaktes Opfer, welches sie in mehrstündiger Arbeit allein über die kleine Bisswunde komplett ausgesogen haben.
Spinnengewebe: Entstehungsstadien
Spinnengewebe: Entstehungsstadien
Für den Bau eines Radnetzes braucht eine Spinne etwa eine Stunde. Viele Arten spinnen jeden Tag ein neues Netz, meist nachts oder kurz vor Sonnenaufgang. Manche tropischen Arten bauen allerdings Netze, die sogar einem Sturm standhalten.
© wissenmedia

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