Lexikon
Karbọn
[
Steinkohlenformationlateinisch carbo, „Kohle“
]Vor 360–325 Mio. Jahren: Das Unterkarbon
Um 360 Mio.
An der Wende Devon/Karbon faltet sich die Hauptmasse der Appalachen (Nordamerika) auf.
Große Bäume mit Ästen, Zweigen und schirmförmigen Kronen entwickeln sich sowohl unter den bärlappartigen Gewächsen (Lycopodialen) mit den Gattungen Lepidodendron und Sigillaria wie unter den Schachtelhalmen (Equisetalen) mit Gattungen wie Calamites.
Mit der Klasse Lebermoose (Hepaticae) treten die ersten Vertreter des Pflanzenstammes Moose (Bryophyta) auf.
Neu im Stamm der Schwämme sind zwei Ordnungen der Klasse Demospongea (skelettlose und hornige Schwämme) sowie eine Ordnung der Klasse Calcispongea (Kalkschwämme).
360–340 Mio.
Durch Mitteleuropa erstreckt sich in westöstlicher Richtung ein Meeresgürtel.
360–325 Mio.
Während der variszischen Gebirgsbildungsära bilden sich zwei wichtige geologische Schichten gleichzeitig entstandener Steine (Lithofazieseinheiten) heraus: Der sandige Kulm prägt den mitteleuropäischen Raum östlich des Rheins; im Raum Velbert-Aachen-Belgien ist der Kohlenkalk typisch.
In den nördlichen USA entstehen Gips- und Steinsalzlagerstätten.
Der Riffkorallengürtel liegt im Wesentlichen zwischen 20 und 60 Grad nördlicher Breite.
In den Meeren sind Vertreter der kurzlebigen Steinkorallen-Ordnung Heterocorallia nachweisbar.
Weit verbreitet in den Meeren sind die schon seit dem Ordovizium (500–440 Mio.) oder Kambrium (590–500 Mio.) bekannten Grünalgen der Familie Codiaceae, die jetzt große Kalkablagerungen herbeiführen.
Die Unterklasse Subterbranchialia, heute noch vertreten durch die Chimären, die in Wassertiefen von 100 bis 1500 m leben, erscheint neu in der Klasse der Knorpelfische (Chondrichthyes).
Erstmals fossil überliefert sind die Schlauchpilze (Klasse Ascomycetes), zu denen u.a. auch die Hefepilze zählen.
360–320 Mio.
In der UdSSR füllt sich das Donbass- oder Donezbecken mit bedeutenden fossilienreichen Steinkohlelagern.
360–290 Mio.
Wegen des generell warmfeuchten Klimas kommt es weltweit zu Kohlenbildungen. Die Hauptmengen der Kohlen Nordamerikas und Europas entstehen.
Weltweit herrscht Vulkanismus, vor allem auch kräftiger Plutonismus. Bei Edinburgh (Schottland) entsteht die vulkanische Staukuppe »Arthur's Seat« mit ausgeprägten Basaltsäulen.
Teile der Kordilleren-Geosynklinale werden zu Gebirgen aufgefaltet.
In Europa und Nordamerika zeigen die Bäume fast durchweg keine Jahresringe, was auf frostfreie Winter schließen lässt.
Der Tasmanit oder »Schwefelregen« ein Sedimentgestein, das fast nur aus Pflanzenpollen besteht, entsteht auf Tasmanien.
Leitfossilien des Karbons sind Korallen (Anthozoa, Unterkarbon), Foraminiferen (Oberkarbon), Armfüßer (Brachiopoda), Conodontentiere und besonders Ammoniten.
Die Fadenwürmer (Stamm Nematoida) und die Wurmklasse Oligochaeta lassen sich erstmals nachweisen.
Die Foraminiferen, marine Urtierchen mit kalkhaltigem Gehäuse, bilden eine neue Unterordnung, Miliolina.
Mit den Neunaugen (Petromyzontida) tritt eine neue Unterklasse der fischähnlichen Kieferlosen (Agnatha, 590 Mio.) in Erscheinung, die noch heute vertreten ist.
Die Panzerfische, die seit dem Mitteldevon (380 Mio.) nachweisbar sind, sterben aus.
Die Spinnen (zur Gliederfüßerklasse Arachnida gehörend), die erstmals ab dem Unterdevon (410–390 Mio.) nachweisbar sind, bevölkern in großer Zahl die feuchtwarmen tropischen Wälder.
360–270 Mio.
Die Unterordnung Schuppenbaumgewächse (Lepidophyta) der Pflanzenordnung Lycopodiales ligulatae (Bärlappgewächse) ist mit zahlreichen Arten weit verbreitet.
360–250 Mio.
Auf der Südhemisphäre herrscht das »permokarbonische Eiszeitalter«.
Im Angara-Land, einem etwa mit Sibirien identischen Kontinent mit Landverbindungen zu Europa und China, entwickelt sich die so genannte Angara-Flora, und im äquatorialen Raum (Europa, Nordamerika) wächst die so genannte euramerische Flora.
Auf dem Südkontinent Gondwana gedeiht die so genannte Gondwana- oder Glossopteris-Flora. Glossopteris ist ein Farnsamer mit charakteristisch großen zangenförmigen Blättern.
Mit der Klasse der Farnsamer (Pteridospermophyta) erscheinen erste Vertreter der Nacktsamer (Gymnospermae) und damit der Samenpflanzen (Spermatophyta) überhaupt. Daneben kommen erste Ginkgogewächse und Cycadeen, palmenähnliche tropische Pflanzen, vor. – In der Klasse der Cordaitenbäume (Cordaitales), die vermutlich im Rotliegenden (290–270 Mio.) ausstirbt, zeigen Bäume erstmals ein echtes Dickenwachstum.
Eine große Formenfülle entwickeln die geflügelten Insekten (Unterklasse Pterygota).
Unter den Meeresschnecken treten zum ersten Mal Hinterkiemer auf. Allerdings sind die Gehäusemerkmale dieser Funde untypisch, so dass eine exakte Datierung nicht möglich ist.
Erste Reptilien erscheinen, Vertreter der bereits im Oberperm (270–250 Mio.) wieder aussterbenden Ordnung Protothyromorpha.
In gewässernahen Feuchträumen lebt die Amphibienordnung Aistopoda. Neben ihr treten weiter die Ordnungen der Microsauria, Nectridea und Lysorophia der Unterklasse Lepospondyli auf, einfache Vierfüßer mit Hülsenwirbeln. Außerdem kommen Vertreter der Amphibienordnungen Temnospondyli (»Schnittwirbler«) und Anthracosauria vor.
360–140 Mio.
Zahlreiche farnblättrige Pflanzen fossilisieren, deren systematische Verwandtschaft bis jetzt unklar ist. Hierunter können sich sowohl echte Sporenpflanzen (Farne) als auch farnlaubartige Samenpflanzen (Pteridospermen) verbergen. Sie alle sterben vermutlich im Oberjura (160–140 Mio.) aus.
360–66 Mio.
Zwei neue Kopffüßer-Ordnungen erscheinen in den Meeren: Aulacocerida (bis Unterjura) und Belemnitida, die fossil als so genannte »Donnerkeile« erhalten sind.
Um 350 Mio.
Die Atmosphäre weist den heutigen Sauerstoffgehalt auf.
340–290 Mio.
Auf der Südhalbkugel ziehen sich die Flachmeere weit gehend von den Kontinentalrändern zurück (Regression).
Um 330 Mio.
Die letzten Graptolithen, kolonienbildende Meerestierchen mit chitinigem Außenskelett, sterben aus.
Um 325 Mio.
Erste Exemplare der so genannten »Stammreptilien« (Cotylosauria) erscheinen.
Vor 325–290 Mio. Jahren: Das Oberkarbon
Um 325 Mio.
An der Wende Unter-/Oberkarbon verlanden aufgrund reicher Sedimentationstätigkeit sowie großräumiger Geländehebungen und Gebirgsfaltungen weite Geosynklinalmeere.
Die Farne zeigen eine große Artenvielfalt. U.a. entwickeln sich die Ordnung Marattiales und die Unterordnung Hymenophyllaceae, die beide noch heute vertreten sind. Mit der Klasse Filicales treten die ersten »modernen« Farne auf.
Die Unterordnung Equisetaceae aus der Ordnung Equisetales (eigentliche Schachtelhalmgewächse) bildet sich heraus. Auch die Calamiten haben ihre größte Verbreitung.
Die Insektenoberordnung der Libellen erscheint mit ersten großwüchsigen Vertretern.
325–290 Mio.
In Europa beginnt die Endphase der so genannten variszischen Gebirgsbildungsära.
Weltweit besteht Geokratie, d.h. ein Vorherrschen der Festlandmassen gegenüber den Ozean.
Der Südpol wandert aus der Nähe Südamerikas in die Nähe Australiens.
Das Klima in Europa und Nordamerika ist sehr niederschlagsreich.
In Nordamerika und Europa bilden sich ausgedehnte Sumpfmoore, in denen Torf entsteht. In Nordwest- und Mitteleuropa entwickeln sich bedeutende Kohlelagerstätten.
325–270 Mio.
Im gesamten Gebiet des zerbrochenen Gondwana-Kontinents leben Vertreter der Schachtelhalmunterordnung Phyllothecaceae mit Wirteln mehr oder weniger miteinander verschmolzener Blätter.
325–250 Mio.
Erstmals treten die Amphibienordnungen Nectridia und Microsauria, den Salamandern ähnliche kleine Amphibien, in Erscheinung.
325–210 Mio.
Neuere Funde in Südafrika und Nordamerika lassen den Schluss zu, dass zu dieser Zeit eidechsenartige Reptilien (Ordnung Eosuchia) leben.
325–185 Mio.
Die Reptilienunterklasse Synapsida, Tiere, die einen Übergang zu den Säugern darstellen, ist mit dem frühesten Pelycosauria vertreten.
Um 320 Mio.
Die erzgebirgische Phase der variszischen Faltengebirgsbildung spielt sich ab.
320–256 Mio.
Es herrscht eine geomagnetische Periode mit vorwiegend reverser Polung. Die Magnetpole der Erde sind also gegenüber ihrer heutigen Position miteinander meist vertauscht.
Um 310 Mio.
Die Unterordnung Gabelfarne (Gleicheniaceae) der Farngewächse erscheint und erreicht in der Unterkreide (140–97 Mio.) ihre Blütezeit. Große Verbreitung findet darüber hinaus die Farnsamerordnung Pteridospermae mit Callipterides, Odontopterides und Neuropterides als Unterordnungen. Zu Leitfossilien werden Farnsamer der Ordnung Lyginopterideae.
310–270 Mio.
Mit der Familie Lebachiaceae, die besonders im Rotliegenden weit verbreitet ist, entwickeln sich die ersten Nadelbäume (Koniferen).
Um 300 Mio.
In Mitteleuropa und Nordamerika sind Panzerlurche mit krokodilähnlichem Schädel verbreitet.
Xenacanthus, ein kleiner primitiver Süßwasserhai, lebt in Tümpeln und Seen Europas.
In West- und Mitteleuropa kommt die Riesenlibelle Meganeura monyi mit 70 cm Flügelspannweite vor.
Die neue Unterordnung Lepidospermae der Bärlappgewächse (Lycopodiales) bildet sich heraus.
Als Abzweig des Weltmeeres (Panthalassa) öffnet sich das so genannte Urmittelmeer, die Tethys.
300–290 Mio.
Tausende von Fischen und Vierfüßern (Amphibien) fossilisieren in Ohio (Diamond Coal Mine) im Vorkommen »Linton«.
Im Becken von Illinois versteinern in Sideritablagerungen Hunderte von Tier- und Pflanzenarten (Vorkommen Mazon Creek).
In Nova Scotia (Kanada) entsteht in Kohlensumpfablagerungen das bedeutende Fossilvorkommen Joggins mit zahlreich erhaltenen Süßwasser- und Landtieren sowie Pflanzen.
Steinkohleflöze mit reicher Fossilführung in zahlreichen kleinen Becken lagern sich in Montceau-les-Mines (Massife central) ab.
Das fossilienreiche Ruhrkohlenbecken entsteht. Die rund 85 abbauwürdigen Flöze bringen es auf eine Kohlenmenge von insgesamt etwa 214 Mrd. t.
In der Arktis, in Osteuropa, im Uralgebiet sowie in Nordamerika wachsen mächtige Kalkriffe heran.
Im Park County (Indiana, USA) lagert sich die so genannte Indiana-Papierkohle ab. Es handelt sich dabei um Faulschlammgestein mit oft gut erhaltenen tierischen und pflanzlichen Resten.
Große Anhydrit- und Gipslager entstehen bei sehr trockener Witterung in der Arktis.
300–280 Mio.
In Westeuropa entsteht der Lothringen-Saar-Nahe-Trog, eine Senkung zwischen Bergmassiven, mit 4100 m mächtigen fossilienreichen Sedimenten.
300–270 Mio.
Das »Böhmische Becken« (zwischen Prag und Pilsen) mit fossilienführenden Schichten bildet sich. Im Vorkommen Nýrvany bei Pilsen entsteht ein Gaskohlelager mit über 450 Vierfüßerresten.
300–250 Mio.
Es kommt zu den so genannten permokarbonischen Vereisungen auf der Südhalbkugel mit Zentrum im nördlichen Transvaal/Simbabwe/Sambia.
Die Flora der Nordhalbkugel gliedert sich in die euramerische, die Angara-(Sibiren) und die Cathaysia-Flora (besonders China); auf der Südhemisphäre gedeiht die antarktokarbonische oder Gondwana-Flora.
300–184 Mio.
In Südafrika, insbesondere im Karroo-Becken, lagert sich eine viele tausend Meter mächtige Abfolge kontinentaler Sedimente, das »Karroo-System«, ab. Es liefert wichtige Belege für Klimaveränderungen auf dem Südkontinent Gondwana.
Um 295 Mio.
Die Gebirge Asturiens (Spanien) bilden sich.
Im Gebiet von Kansas (USA) baut sich die Stanton-Formation mit reicher fossiler Flora und Fauna des jüngsten Oberkarbons auf.
Um 290 Mio.
Der dem Südpol nächstgelegene Fundort fossiler Pflanzen (Gondwana-Flora mit zahlreichen Farnsamern) bei 87 Grad Süd, 153 Grad West entsteht.
Zwischen Südafrika und Paraguay/Uruguay öffnet sich eine Meeresbucht.
In Europa wird das Klima deutlich trockener (arider).
Die Panzerfische (Placodermi) sterben aus. Auch die letzten Vertreter der Stachelhäuterklasse Edrioasteroidea überleben die Karbon-Zeit nicht.
Hinsichtlich der zeitlichen Gliederung des Karbons stellen im Bereich der Fauna insbesondere die Kopffüßer, die Muscheln und die Korallen wichtige Leitfossilien. Daneben sind noch einige Arten der Armfüßer und der Trilobiten typisch für diese Epoche. Zu den pflanzlichen Leitfossilien zählen im Karbon vor allem verschiedene Bärlappgewächse.
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