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Krebse: Gepanzerte Ritter
Leben Krebse auch im Gartenteich?
Das ist durchaus möglich. Mitunter finden sich tatsächlich Krebse im Gartenteich, denn die meisten Krebsarten sind gar nicht so riesig wie der Hummer oder der im Polarmeer lebende Riesenkrebs. Die meisten Vertreter dieser Tierklasse sind eher Winzlinge, wie beispielsweise die Flohkrebse, die zur Ordnung Amphipoda gehören. Normalerweise kommen die etwa 14 bis 22 Millimeter langen, gelbbraunen Krebschen mit den zwei langen Antennenpaaren und seitlich stark abgeflachten Körpern in der Ostsee, der Nordsee, dem Atlantik und dem Mittelmeer vor. Ihren direkten Verwandten, den Flussflohkrebs (Gammarus roeseli), kann man gelegentlich in Gartenteichen antreffen, allerdings nur, wenn diese sehr sauberes und klares Wasser enthalten. In der freien Natur siedelt sich dieser Krebs in fast allen stehenden und fließenden Gewässern an. Gegenüber organischer Verschmutzung besitzt er eine gewisse Toleranz. Allerdings wird sein Wachstum, aber auch seine Fortpflanzung durch chemische Substanzen wie Pflanzenschutzmittel stark beeinträchtigt. In belasteten Gewässern findet man daher nur wenige oder keine Flohkrebse.
Können Wasserflöhe hüpfen?
Eigentlich nicht, aber die ruckartige Schwimmweise dieser Wasserbewohner erinnert ein wenig an das Hüpfen der Landflöhe. Die bis sechs Millimeter langen Winzlinge aus der Unterordnung Cladocera sind mit bloßem Auge gerade noch zu erkennen. Vor allem die Wasserflöhe der Gattung Daphnia, auf die heute für Wasserflöhe allgemein die Bezeichnung »Daphnien« zurückzuführen ist, sind bekannt. Die Weibchen der größten Art (Daphnia magna) werden nämlich von Aquarienbesitzern als Fischfutter geschätzt. Wasserflöhe lassen sich in Mitteleuropa in fast allen Arten von stehenden Gewässern beobachten. Interessant, aber kaum bekannt ist, dass Wasserflöhe zum Schutz gegen Fressfeinde spitze »Helme« ausbilden. Dadurch sind sie schwerer zu fangen.
Meist nur noch unter dem Mikroskop lassen sich die Ruderfußkrebse oder Hüpferlinge (Copepoda) erkennen, deren Größe im Bereich zwischen etwa 0,5 und 2,5 Millimetern liegt. Die Bestimmung dieser Arten, die meist im Meer leben, ist schwierig und erfolgt nach der Länge der Antennen und der Anzahl ihrer Glieder. Ruderfußkrebse sind meist trüblich weiß. Leben viele Algen im Wasser, schimmern sie auch etwas grünlich.
Übrigens: Krebstiere sind die einzige Klasse der Zweiantennentiere (Diantennata). Ihr Körper lässt sich in Kopf, Brustabschnitt und Hinterleib unterteilen. Die zur Fortbewegung dienenden Spaltfüße sitzen meist am Brustabschnitt. Kennzeichnend ist die Ausbildung von Scheren an den Brustbeinpaaren. Zu den Krebsen zählen auch die heute noch lebenden Gliederfüßer wie die antarktische Garnele Jasus huegeli mit 60 Zentimeter Länge und die japanische Riesenkrabbe Macrocheira kaempferi, deren Beine einen Abstand von knapp drei Metern überspannen.
Wieso gilt der Flusskrebs als Gesundheitspolizei?
Weil er auch Aas frisst. Der zur Familie der Flusskrebse (Astacidae) gehörende Edelkrebs oder Europäische Flusskrebs (Astacus astacus) ist ein nachtaktiver Allesfresser, der auch kranke Fische und Aas verzehrt und deshalb als eine Art Gesundheitspolizei fungiert. Ausgewachsene Edelkrebse sind in der Regel leicht an der roten bis rotbraunen Scherenunterseite zu erkennen. Weibchen werden bis 12 cm, Männchen bis 16 cm lang.
Bevorzugter Lebensraum der Flusskrebse sind die Uferregionen fließender und stehender Gewässer, die jedoch sehr sauber sein müssen. Durch die zunehmende Verschmutzung unserer Gewässer, die dem Edelkrebs die Lebensgrundlage entzieht, aber auch durch die Krebspest (hervorgerufen durch den Pilz Aphanomyces astaci) gilt der Edelkrebs heute als stark gefährdet.
Welche Krebse gelten als Delikatesse?
Schwimmkrabbe, Taschenkrebs und Hummer. Zu den beliebtesten Speisekrebsen gehört bei uns der in der Nordsee lebende Taschenkrebs (Cancer pagurus) aus der Familie der Schwimmkrabben (Portunidae), der in Tiefen zwischen 40 und 100 m lebt. Der Krebs, der sich von Muscheln, Fischen und kleineren Krebsen ernährt, erreicht eine Breite von 30 Zentimetern und ein Gewicht von sechs Kilogramm. Pro Jahr werden in Europa 20 000 Tonnen Taschenkrebse gefangen.
Noch begehrter als der Taschenkrebs ist der Hummer, ein Zehnfußkrebs aus der Familie der Homaridae, der neun Kilogramm schwer und 70 cm lang wird. Sein vorderstes Beinpaar ist in Scheren umgewandelt. Hummer leben in der Tiefe kalter Meere. Falls sie nicht vorzeitig im Kochtopf landen, werden sie bis zu 30 Jahre alt. Das feste Fleisch – v. a. das in den Scheren – ist in der Luxusküche immer noch so begehrt, dass der Europäische Hummer (Homarus gammarus) mittlerweile stark überfischt ist.
Zu den direkten Hummerverwandten in seiner Unterordnung der Ritterkrebse (Reptantia) gehören die Langusten. Im Gegensatz zum Hummer bewegen sie sich auf allen zehn Beinpaaren vorwärts. Typische Merkmale sind die langen Antennen und die stacheligen Körperfortsätze. Gegessen wird nur das Muskelfleisch aus dem Hinterleib, das sie allerdings zu einem der teuersten Krustentiere überhaupt macht. Die Europäische Languste (Palinurus vulgaris) kann bis zu 8 kg schwer werden. Bekannt geworden ist vor allem die amerikanische Langustenart Palinurus argus, die jahreszeitliche Wanderungen durchführt: Unzählige Tiere wandern im Gänsemarsch Hunderte von Kilometern weit über den Meeresboden, vermutlich, um bessere Nahrungsgründe zu suchen.
Ein beliebter Speisekrebs ist auch die »Granat« genannte Nordseegarnele (Crangon crangon), ein Mitglied der Garnelenartigen Langschwanzkrebse. Als Bewohnerin des Wattenmeers ernährt sie sich u. a. von Würmern und Weichtieren.
Was ist Krill?
Als Krill bezeichnet man winzige Krebstiere, die am Beginn der Nahrungskette im Meer stehen. Das Wort »Krill« leitet sich von dem norwegischen Verb »kry« ab, das mit »wimmeln« übersetzt werden kann. Im engeren Sinne versteht man unter Krill bis zu sechs Zentimeter lange, garnelenähnliche Leuchtkrebse, die Teil des Planktons sind und zur Ordnung Euphausiacea gehören. Sie werden Leuchtgarnelen oder Leuchtkrebse genannt, weil sie an Augen und Körper Leuchtorgane besitzen, die ein gelbgrünes Licht abgeben. Die bekannteste Art ist der Antarktische Krill (Euphausia superba), der in Schwärmen von etwa 100 Millionen Tieren lebt. Solche Schwärme sind in Tiefen von bis zu 200 Metern zu finden. Mit einer Biomasse von 100 bis 800 Millionen Tonnen bilden sie die Grundlage für das Ökosystem der Antarktis und sind die Hauptnahrung vieler Walarten. Darüber hinaus leben auch Robben, Eisfische, Tintenfische, Pinguine, Albatrosse und andere Seevögel vom Krill oder von kleinen Meerestieren, die sich ihreseits vom Krill ernähren.
Wussten Sie, dass …
alle höheren Krebse 19 Körpersegmente besitzen?
die Garnelenzucht in den Tropen mittlerweile in so großem Maßstab betrieben wird, dass ihre Abwässer ein Umweltproblem darstellen?
im Erdaltertum die zu den Krebsvorfahren gehörenden Trilobiten zeitweise die wichtigste Tiergruppe darstellten?
das, was gemeinhin als »Nordseekrabben« verkauft wird, keine Krabben, sondern Nordseegarnelen sind?
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