wissen.de Artikel

Raddampfer - Flussaufwärts geschaufelt

Anna Trine David

 

Mississippi-Dampfer
istockphoto.com/Edward Todd
Der Mississippi ist der längste Fluss Nordamerikas und gehört zu den mächtigsten Strömen der Erde. Zahlreichen Filmproduktionen und natürlich dem beliebten Roman „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ von Mark Twain ist es zu verdanken, dass bei seiner Erwähnung wohl jeder an den „typischen amerikanischen Raddampfer“ denken muss, der mit seinem großen Schaufelrad den Schifffahrtsweg zwischen dem Norden und dem Süden der USA befährt. Raddampfer prägten das Zeitalter der Dampfschifffahrt. Angetrieben von zwei seitlichen Schaufelrädern (Seitenraddampfer) oder von einem am Heck befindlichen Rad (Heckraddampfer)wurden die Schiffe vor allem auf Flüssen oder geschützten Gewässern zum Transport von Fracht und Passagieren eingesetzt. Der Antrieb des Schaufelrades erfolgte dabei durch die Kraft einer Dampfmaschine.

 

Geschichte des Raddampfers

 

Bereits Ende des 18. Jahrhunderts versuchte man sich sowohl in Amerika als auch in Europa am Bau dampfbetriebener Schiffe. Erste funktionsfähige Dampfschiffe mit Schaufelrädern wurden im Jahr 1783 vom französischen Ingenieur Claude-François-Dorothée Jouffroy d’Abbans und im Jahr 1801 vom schottischen Dampfmaschinenbauer William Symington gebaut. Kommerziellen Erfolg erzielte sechs Jahre später der Amerikaner Robert Fulton, der 1807 mit dem Raddampfer „Clermont“ erstmalig einen Dampfer baute, der rentabel betrieben werden konnte. Nach dem Vorbild der „Clermont“ kamen fortan auch in Europa Dampfschiffe zum Einsatz. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden vor allem in den USA immer mehr Dampfschiffe betrieben. Beladen mit Holz, Baumwolle und Menschen fuhren Raddampfer den Mississippi und viele andere Flüsse auf und ab, die das Befahren von flachen Gewässern mit Sandbänken dank ihres flachen Rumpfes und der Schaufelräder möglich machten.

 

Reise in die „dampfende“ Vergangenheit

 

Raddampfer am Elbeufer, Dresden, Deutschland
mev, Augsburg
Heutzutage werden Heckraddampfer und Seitenraddampfer noch für touristische Zwecke eingesetzt. Vielerorts kann man Ausflugsfahrten auf historischen Raddampfern buchen, die als „schwimmende Museen“ aus der Dampfschifffahrtsära fungieren. So befährt beispielsweise der Raddampfer „Freya“ vom Heimathafen Kiel aus den Nord-Ostsee-Kanal, die Eider und die Elbe. Der Seitenraddampfer wurde vor mehr als 100 Jahren in Holland gebaut. Da die in den 30er Jahren erneuerte Dampfmaschine allein nicht genug Fahrt bringt, fährt die „Freya“ heute zusätzlich mit einem starken Zweitmotor.

In Lauenburg liegt der über 100 Jahre alte Raddampfer „Kaiser Wilhelm“, ein altes kohlebefeuertes Binnenschiff, das elbaufwärts nach Bleckede fährt. Er ist einer der letzten weithin im Originalzustand erhaltenen Schaufelraddampfer. 

Das Unternehmen Sächsische Dampfschiffahrt in Dresden verfügt über eine Flotte von gleich neun historischen Raddampfern, die zwischen 83 und 133 Jahren alt sind. Die im Dampfer „Diesbar“ befindliche Dampfmaschine gilt heute als die älteste noch im Einsatz befindliche Raddampfermaschine der Welt.

Weitere Lexikon Artikel

Mehr Artikel zu diesem Thema

Weitere Artikel aus der Wissensbibliothek

Weitere Artikel aus dem Großes Wörterbuch der deutschen Sprache

Weitere Artikel aus den Daten der Weltgeschichte

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon