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Fische – Wirbeltiere im Wasser

Was ist ein Fisch? Den meisten Menschen fällt wahrscheinlich sofort ein, dass Fische im Wasser leben, sich mithilfe von Flossen vorwärts bewegen und durch Kiemen atmen. Im 16. Jahrhundert hatten die Naturforscher noch ganz andere Vorstellungen von einem Fisch. Für sie zählten auch Wale, Delfine und Robben, die ja zu den Säugetieren gehören, sowie Krokodile, Schnecken und Seeigel zu den Fischen. Andererseits hatte schon Aristoteles (384–322 v. Chr.) zwischen Knorpel- und Knochenfischen unterschieden – eine Einteilung, die in der modernen Systematik beibehalten wurde.

Fische sind die ältesten Wirbeltiere, zu denen außerdem die Amphibien oder Lurche, Reptilien oder Kriechtiere, Vögel und die Säugetiere gehören. Namengebendes Kennzeichen ist die Wirbelsäule, die den gesamten Körper durchzieht. Fische sind dem Leben im Wasser hervorragend angepasst. Sie haben in der Regel eine spindelförmige, seitlich abgeplattete Gestalt, so dass ihnen das Wasser wenig Widerstand bietet. Flossen, die von einer kräftigen Rumpf- und Schwanzmuskulatur bewegt werden, sorgen für die Fortbewegung und das Gleichgewicht. Ein wichtiges Organ ist die Schwimmblase, die je nach Wassertiefe mit Luft gefüllt wird und so ein kontrolliertes Steigen und Sinken ermöglicht. Außerdem verfügen Fische über ein spezielles Sinnesorgan, mit dem sie Schwankungen des Wasserdrucks messen können: das Seitenlinienorgan.

Bei den Knorpelfischen sind pfeilschnelle Jäger wie die Haie und elegante Gleiter wie die Rochen vereint. Ihr Skelett ist nicht aus Knochenmasse, sondern aus Knorpel aufgebaut, der allerdings durch eingelagerten Kalk eine gewisse Stabilität erhält. Zu den Knorpelfischen gehören heute rund 850 Arten – und damit liegen sie weit hinter den Knochenfischen: Mit über 20 000 Arten stellen diese die größte Wirbeltiergruppe. Unter ihnen sind nicht nur geschätzte Speisefische zu finden, sondern auch so beliebte Zierfische wie der Goldfisch oder die Guppys.

Beiden Gruppen droht heute Gefahr. Müll, Schwermetalle, Düngemittel und bei Tankerunfällen ausgelaufenes Rohöl verschmutzen den Lebensraum der Fische immer stärker und fordern ihren Tribut. Hinzu kommt die schonungslose Ausbeutung der einst unerschöpflich scheinenden Fischbestände durch die industrielle Fischerei. Schätzungen zufolge hat sich der Gesamtfischbestand zwischen 1970 und 1990 halbiert. Fischarten wie der begehrte Kabeljau stehen kurz vor der Ausrottung.

Haie und Rochen: Seit Jahrmillionen kaum verändert

Sind Haie gefährliche Menschenfresser?

Nein, obwohl in jedem Jahr etwa 40 bis 50 Haiangriffe auf Menschen registriert werden, von diesen verlaufen durchschnittlich sieben bis acht tödlich. Dem Menschen erwiesenermaßen gefährlich werden können Arten aus der Familie der Blau- oder Menschenhaie; auch von den zu den Makrelenhaien gehörenden Weiß-, Blau-, Hammer-, Tiger- und Grundhaien sind Angriffe auf den Menschen bekannt geworden. Dennoch machen diese Haie lediglich etwa neun Prozent aller Haiarten aus; weitere zehn Prozent sind potenziell gefährlich. Nicht selten scheinen die Attackierten dabei einer Verwechslung zum Opfer zu fallen: In ihren schwarzen Taucher- oder Surferanzügen und mit Flossen an den Füßen erinnern die Angegriffenen stark an die Lieblingsbeute vieler Haie: Robben. Belegt ist, dass Weißhaie attackierte Taucher ausgespuckt haben, was für diese These spricht. Angesichts der vielen Millionen Badegäste und Wassersportler, die sich jedes Jahr im Meer vergnügen, ist die Gefährdung durch Haie als recht gering einzustufen.

Im Gegensatz dazu haben Haie allen Grund, den Menschen zu fürchten: Schätzungen zufolge werden jedes Jahr mehrere Millionen Exemplare gefangen – sei es als Speisefische oder als Beifang –, und das hat dramatische Auswirkungen auf die Bestände.

Weshalb fühlt sich die Haut der Haie wie Sandpapier an?

Weil der ganze Körper der Fische mit kleinen, spitzen Hautzähnchen (Placoidschuppen) besetzt ist. Sie weisen ebenso wie die Zähne Knochenmaterial auf – und das ist ungewöhnlich, denn Haie gehören ebenso wie Rochen und Seedrachen zu den Knorpelfischen. Im Gegensatz zu den Knochenfischen besteht ihr Skelett aus Knorpel. Im Übrigen ist es nicht leicht, Haie und Rochen auseinanderzuhalten, gibt es doch recht rochenartige Haie (etwa die Engelhaie) und recht haiförmige Rochen (wie die Sägerochen). Beide Gruppen lassen sich jedoch an der Lage ihrer Kiemenspalten unterscheiden: Bei Haien befinden sie sich stets an den Seiten des Vorderkörpers, bei Rochen immer auf der Unterseite. Anders als die Knochenfische haben Haie und Rochen weder Kiemendeckel noch Schwimmblase; bei den meisten liegt jedoch hinter jedem Auge ein Spritzloch.

Wie finden Haie ihre Beute?

Mithilfe ihrer hoch entwickelten Sinnesorgane. Der Geruchssinn der Haie ist geradezu sprichwörtlich: Sie können noch kleinste Blutspuren zu ihrer Quelle zurückverfolgen. Ihr Gehör ist besonders für tiefe Frequenzen sensibel, die im Wasser weit geleitet werden, und ermöglicht ihnen ein präzises Richtungshören. Auch ihr Gesichtssinn ist relativ hoch entwickelt. Dank ihres Seitenlinienorgans können sie Druckschwankungen erfassen, wie sie von zappelnden, verletzten Fischen hervorgerufen werden. Und Elektrorezeptoren in der Schnauzenregion erlauben ihnen, schwache elektrische Muskelpotenziale wahrzunehmen, wie sie etwa im Sand vergrabene Fische aussenden.

Hochseehaie sind außerdem vorzügliche Schwimmer. Für den Vortrieb der pfeilschnellen Jäger sorgt die kräftige Rumpf- und Schwanzmuskulatur, die durch wellenförmige Kontraktionen die asymmetrische Schwanzflosse bewegt.

Alle Haie sind Fleischfresser und leben – mit Ausnahme einiger weniger Plankton fressender Riesenformen – räuberisch. Auf ihrer Speisekarte stehen u. a. Fische, Tintenfische, Wale, Robben, Schildkröten, Krebse und Aas. Diese erstaunlich breite Palette beruht auf ihrer einzigartigen Gebisskonstruktion: Anders als bei anderen Wirbeltieren sind die Zähne bei Haien nicht fest im Kiefer verankert und werden ständig erneuert. Denn anders als Menschen mit ihrem einmaligen Zahnwechsel sind Haie und Rochen »Vielzähner«, das heißt, ihre Zähne wachsen lebenslang nach. Ihr Gebiss besteht aus mehreren hintereinander stehenden Zahnreihen, wobei die Zähne nach hinten immer kleiner werden. Dabei sitzen die Zähne auf faserigen Membranen; neue Zähne entwickeln sich kontinuierlich im Inneren des Kiefers und werden dann sukzessive bis zur Bisskante vorgeschoben. Fällt ein Zahn aus oder geht er beim Kampf mit der Beute verloren, rückt sofort der nächste in der Reihe nach, wie die Patronen in der Trommel eines Revolvers, die man eine Kammer weiterdreht.

Können Haie hungern?

Möglicherweise, denn Riesenhaie (Cetorhinus maximus) scheinen im Winter keine Nahrung zu sich zu nehmen: Der Kiemenfilter, mit dem sie Plankton aus dem Meerwasser seihen, wird abgebaut und entsteht erst im folgenden Frühjahr wieder neu.

Ein Planktonfresser ist übrigens auch der Walhai (Rhincodon typus), der anhand seiner Größe und seiner typischen weißen Tüpfelung leicht zu erkennen ist. Dieser gigantische, für den Menschen aber ungefährliche Fisch ist in allen Weltmeeren zu Hause. Das Maul ist nicht wie bei anderen Haien unterständig, sondern öffnet sich nach vorn, so dass dem Walhai kleine Fische, Weichtiere und Plankton förmlich ins Maul schwimmen. Da seine Leber sehr ölhaltig ist und ihm genügend Auftrieb verleiht, kann dieser Gigant schwerelos im Wasser treiben. Walhaie sind ovovivipar, das heißt die Eier – mit einer Hülle von der Größe eines Fußballs! – entwickeln sich im Mutterleib, und es schlüpfen lebende Junge.

Dass das Meer auch heute noch Überraschungen bereithält, zeigt der Riesenmaulhai (Megachasma pelagios). Ein Exemplar dieser mit über fünf Metern nicht gerade kleinen Art verfing sich 1976 vor Hawaii in einem Treibanker und wurde erst 1983 wissenschaftlich beschrieben – die wohl sensationellste Neubeschreibung eines Haies im 20. Jahrhundert!

Wie kommt der Hammerhai zu seinem Namen?

Durch seinen abgeflachten, hammerartigen Kopf, an dessen Außenseiten Augen und Nasenöffnungen sitzen. Der Grund für diese eigenartige und bizarre Kopfform ist unbekannt; vielleicht verschafft ihm der weite Augenabstand ein besonders großes Gesichtsfeld.

Der Große Hammerhai (Sphyrna mokarran) kann bis sechs Meter lang werden, sein kleinerer Verwandter, der Gemeine Hammerhai (Sphyrna zygaena), über vier Meter. Beide Arten verirren sich ab und zu ins Mittelmeer. Manche der lebendgebärenden Hammerhaie versammeln sich im Roten Meer zu Schulen aus Müttern und Kindern. Über ihr Sozialverhalten wissen wir jedoch kaum etwas.

Ebenfalls eine auffällige Erscheinung ist der Fuchshai (Alopias vulpinus), dessen oberer Schwanzflossenteil fast so lang ist wie der ganze Körper. Damit schlägt er in einem Fischschwarm heftig hin und her – was ihm auch den Namen »Drescherhai« eingebracht hat – und macht sich anschließend über die verletzten oder betäubten Beutetiere her. Eigenartig sind auch die Sägehaie (Pristiophoridae). Ihre Schnauze ist verlängert und mit langen, scharfkantigen Zähnen besetzt. Mit dieser »Säge« wühlen sie im Untergrund nach Nahrung, wobei sie mit den langen, fleischigen Barteln an der Basis ihrer Säge Geruchs- bzw. Geschmacksstoffe der Beutetiere aufnehmen.

Weshalb sind Rochen so elegante Schwimmer?

Ihre Brustflossen sind besonders stark entwickelt und ziehen sich von der Schwanzregion bis zum Kopf; mit ihrer Hilfe gleiten Rochen in eleganten wellenförmigen Bewegungen durchs Wasser. Die Bauchflossen sind dagegen klein, die Afterflosse ist reduziert und die Schwanzflosse zu einer Art Peitsche umgebildet.

Ein weiteres Kennzeichen der Rochen, zu denen mehr als 400 Arten gehören, ist ihr in der Regel stark abgeflachter Körper. Auf der dunklen Oberseite befinden sich die Augen, hinter denen je ein auffällig großes Spritzloch liegt. Durch diese Öffnung saugen vor allem die Arten, die sich am Meeresboden aufhalten, das Atemwasser ein. So vermeiden sie, dass mit dem Wasser Sand und Schlick aufgenommen werden, die die Kiemen verstopfen könnten. Denn die Mundöffnung der Rochen befindet sich ebenso wie die fünf Kiemenspalten auf der hell gefärbten Körperunterseite.

Die eindrucksvollsten Rochen sind die Mantas oder Teufelsrochen. Diese Kosmopoliten sind in tropischen und subtropischen Meeren zu Hause. Kennzeichnend sind die außerordentlich großen Brustflossen; mit ihnen gleiten die Tiere wie auf Flügeln durchs Wasser. Ihr Name bezieht sich übrigens auf zwei lappenartige Fortsätze der Schnauze, die wie »Teufelshörner« am Kopf sitzen. Sie lenken den Wasserstrom in das weit geöffnete Maul, so dass der Rochen kleine Meereslebewesen leicht aus dem Wasser herausfiltern kann. Mantas sind ovovivipar (Eier mit entwickelten Embryos ablegend) oder lebendgebärend; weibliche Riesenmantas (Manta birostris) bringen pro Jahr nur ein lebendes Junges zur Welt. Für Menschen sind Teufelsrochen ungefährlich, doch müssen sich Taucher vor den Schlägen ihrer gewaltigen Brustflossen hüten.

Können Rochen Strom liefern?

Theoretisch ja, denn bei den Zitterrochen, auch Elektrische Rochen genannt, hat sich die Muskulatur in ihren Brustflossen zu »elektrischen Platten« umgebildet, deren Unterseite negativ und deren Oberseite positiv geladen ist. Dieses elektrische Organ kann sich auf einen Schlag entladen und dabei kurzzeitig Spannungen von über 200 Volt und eine Leistung von 2000 Watt erzeugen – damit könnten für einen kurzen Augenblick 50 Glühbirnen von je 40 Watt zum Leuchten gebracht werden!

Damit haben Zitterrochen eine außergewöhnliche und zugleich sehr wirkungsvolle Methode gefunden, um einerseits Beute zu machen und andererseits Feinde abzuschrecken. Denn der »Elektroschock« lähmt schnellere Beutetiere und bringt sie damit in Reichweite des Jägers, vertreibt aber auch große Raubfeinde. Nach einer Entladung benötigt der Zitterrochen einige Zeit, um seine »Batterien« neu aufzuladen und wieder einsatzbereit zu machen. Da die beiden elektrischen Organe aus einem Großteil der Brustmuskulatur entstanden sind, »fliegen« Zitterrochen nicht durch das Wasser, sondern schwimmen ähnlich wie Haie mit seitlichem Schwanzschlag. In der Tiefsee lebende Arten bewegen sich auch auf dem Meeresboden laufend vorwärts, wozu sie ihre Bauchflossen einsetzen.

Können Stechrochen tatsächlich stechen?

Ja, denn der lange, peitschenförmige Schwanz dieser rautenförmigen Rochen trägt an der Schwanzwurzel einen oder mehrere scharfe, mit Widerhaken versehene Stachel, die mit einer Giftdrüse in Verbindung stehen und ausschließlich der Verteidigung dienen. Da sich die Tiere, die eine Spannweite von mehreren Metern aufweisen können, im Sand tarnen, sind sie nur schlecht zu sehen; tritt man unabsichtlich auf sie, wehren sie sich mit einem heftigen Schlag ihres stachelbewehrten Schwanzes, was zu schmerzhaften, schlecht heilenden Wunden und Vergiftungserscheinungen führen kann.

In den europäischen Küstengewässern ist der bis zu 2,5 Meter lange Gewöhnliche Stechrochen (Dasyatis pastinaca) heimisch, dessen Stachel 35 Zentimeter Länge erreichen kann.

Wussten Sie, dass …

der größte heute lebende Hai der Walhai ist? Mit 18 Metern Länge und zehn Tonnen Gewicht ist er auch der Rekordhalter aller Fische; er kann 70 Jahre alt werden. Der kleinste Hai, der Dornhai, wiegt dagegen bei einer Länge von etwa zwölf Zentimetern nur zwischen zehn und 20 Gramm.

Wie wird der Hai zum Thunfisch?

Zumindest in der Werbung verwandeln sich die »Schrecken der Meere« mitunter in beliebte Speisefische. Denn da Haie bei vielen Verbrauchern keinen guten Ruf haben, hat man sich falsche oder Fantasiebezeichnungen für Haiprodukte einfallen lassen. So kommt das Fleisch von Hammerhaien als »Schwertfisch« oder »Thunfisch« ins Regal, in England verzehrt man Katzenhai unter dem hübschen Namen »Felsenlachs«, in Deutschland kommt Dornhai als »Seeaal« auf den Tisch und seine geräucherten Bauchlappen als »Schillerlocken«. Heringshaie verwandeln sich dagegen unversehens in »Kalbfisch« oder »Seestör«.

Wussten Sie, dass …

der größte Rochen der Große Teufelsrochen oder Riesenmanta ist? Mit einer maximalen Körperlänge von vier Metern erreicht er eine »Flügelspannweite« von über sieben Metern und ein Gewicht von bis zu zwei Tonnen.

Zitterrochen nicht die einzigen »elektrischen« Fische sind? Zitteraal und Zitterwels produzieren noch höhere Spannungen als die Rochen.

Stachelrochen mit einer Spannweite von mehreren Metern die größten Giftfische sind, die wir kennen?

Knochenfische: In allen Gewässern zu Hause

Wer ist älter: die Knochen- oder die Knorpelfische?

Eindeutig älter sind die Knochenfische (Klasse Osteichthyes), denn die ersten Arten schwammen bereits in den Meeren der Urzeit. Seit dem Erdaltertum (Paläozoikum) haben sie sich in zahllose Formen aufgespalten und bilden heute mit mehr als 20 000 Arten die größte Wirbeltiergruppe.

Anders als bei den Knorpelfischen ist ihr Skelett teilweise oder völlig verknöchert und der Rumpf in der Regel von dachziegelartig übereinander liegenden Knochenschuppen bedeckt. Die zarten Kiemen in der Kiemenhöhle werden von einem Kiemendeckel geschützt. Zudem besitzen viele Knochenfische eine Schwimmblase, um ihren Auftrieb zu regulieren. Die meisten Arten legen Eier, die äußerlich befruchtet werden. Es gibt jedoch auch ovovivipare (weit entwickelte Eier legende) und vivipare (lebend gebärende) Formen.

Heute unterscheidet man systematisch die sog. Fleischflosser (Sarcopterygier) wie Lungenfische und Quastenflosser und die Strahlenflosser (Actinopterygier), zu denen der größte Teil der heutigen Fische zählt. Doch ohne die heute so kleine Gruppe der Fleischflosser wäre die Evolution der Wirbeltiere anders verlaufen: Es war einer ihrer Vertreter, der sich auf seinen muskulösen Flossenstummeln an Land wagte und zum Urahn aller Landwirbeltiere wurde.

Wie schaffen es Fische, im Salzwasser zu überleben?

Besonders gebaute Nieren und Kiemen lösen ein Problem, das alle Knochenfische gemeinsam haben: Die Salzkonzentration im Meerwasser ist höher als diejenige ihrer Körperflüssigkeit. Um dieses Konzentrationsgefälle aufrechtzuerhalten, haben die Fische während ihrer langen Evolution Nieren entwickelt, die möglichst wenig Wasser abgeben, und Kiemen, die aktiv Salz ausscheiden können. Ansonsten sind die Anpassungen von Knochenfischen an ihren Lebensraum so vielfältig wie der Lebensraum selbst.

Typische marine Hochseefische sind beispielsweise der Atlantische Hering (Clupeus harengus harengus) und sein enger Verwandter, der Pazifische Hering (Clupeus harengus pallasi). Diese silbrigen, etwa 30 Zentimeter langen Fische bilden riesige Schwärme. Sie ernähren sich von Plankton, das sie tagsüber am Meeresgrund auflesen. Ihre Fruchtbarkeit ist groß: Die Weibchen können jährlich 40 000 bis 70 000 Eier legen, die vom Männchen besamt und dann sich selbst überlassen werden. Die Eier sinken zu Boden, wo nach zwei bis drei Wochen die nur einige Millimeter großen Larven schlüpfen. Sie werden von der Strömung verdriftet und kehren einige Jahre später zielstrebig an ihren Geburtsort zurück, um die nächste Generation Heringe zu zeugen. Aufgrund ihrer Stellung in der Nahrungskette zwischen Plankton und großen Meeresräubern wie Raubfischen, Robben, Walen und Seevögeln sind Heringe von großer ökologischer Bedeutung und stellen nicht zuletzt auch für den Menschen eine wichtige Nahrungsquelle dar.

Nutzt der Schwertfisch sein Schwert zur Verteidigung?

Nein, vermutlich spielt es eine Rolle beim Beuteerwerb, wenn der Schwertfisch (Xiphias gladius) in einen Fischschwarm hineinstößt. Bei hoher Geschwindigkeit kann er es durch vierzölliges Eichenholz treiben. Es gibt sogar Berichte über offenkundig gezielte Angriffe von Schwertfischen auf Boote. Für Menschen sind Schwertfische nicht gefährlich, denn die Raubfische stellen lieber Heringen und ihren Verwandten nach. Die ausdauernden, bis zu sechs Meter langen und mehr als 500 Kilogramm schweren Hochseefische jagen meist allein. Sie können Geschwindigkeiten von 90 Stundenkilometern erreichen und gelten damit als Champions unter den Fischen. Seinen Namen verdankt der Fisch dem schwertartig verlängerten Oberkiefer, der ein Drittel der Körperlänge ausmachen kann.

Können Fische angeln?

Ja, Anglerfische gibt es in der Tiefsee, beispielsweise den Riesenangler (Ceratias hollbolli). Er ist mit einem langen, flexiblen Auswuchs ausgestattet, an dessen Spitze sich Leuchtbakterien befinden. Sie sollen in der lichtlosen Tiefsee die Beute zum Maul locken. Da Fressbares in der Tiefe rar ist, müssen die Fische jede Gelegenheit nutzen, die sich bietet – ihr Maul lässt sich sperrangelweit aufreißen, und ihr Magen ist so dehnbar, dass sie Beutetiere verschlingen können, die doppelt so groß sind wie sie selbst. Damit der Absonderlichkeiten nicht genug: Bei den im Nordatlantik gar nicht seltenen Riesenanglern findet man den wohl größten Unterschied zwischen den Geschlechtern: Die Weibchen werden über einen Meter lang, während es die Männchen nicht einmal auf zehn Zentimeter bringen. Hat ein Männchen ein Weibchen gefunden, so verbeißt es sich in dessen Haut, gewinnt Anschluss an dessen Blutkreislauf und wird zu einer Art Parasit, der nichts anderes zu tun hat, als den Laich zu befruchten.

Welche Fische sind giftig?

Etwa 200 Fischarten können beim Menschen Vergiftungen hervorrufen: Manche Arten wie etwa der Stachelrochen (Dasyatis pastinaca) verfügen über Stachel: Knochenstrahlen der Flossen, die mit Giftdrüsen in Verbindung stehen. Auch die Weberfische (Familie Eigentliche Drachenfische) – die wohl giftigsten Fische Europas, deren Name sich übrigens von »Vipernfische« ableitet und mit »Weben« nichts zu tun hat – wie auch das in der Nordsee und im Mittelmeer beheimatete Gewöhnliche Petermännchen (Trachinus drago) gehören dazu.

Als Giftfische bekannter sind die farbenprächtigen Rotfeuerfische (Pterois volitans) sowie die gut getarnten, in allen Weltmeeren verbreiteten Skorpionsfische und Steinfische, deren Gift bei Menschen in seltenen Fällen zum Tod geführt hat.

Andere Fische, wie die in Korallenriffen lebenden Kofferfische, sondern Hautgifte ab, um Fressfeinde abzuwehren und ihre Haut gleichzeitig vor Infektionen zu schützen – bei ihnen zeigt ihr Gift antibiotische Wirkung, beim Menschen kann es aber allergische Reaktionen hervorrufen. Auch bestimmte Teile des Kugelfisches, der in Japan roh verzehrt wird, können zu schweren Vergiftungen führen; das Gift Tetrodotoxin lähmt nämlich die Atemmuskulatur. Nur besonders ausgebildete Köche dürfen deshalb diese Delikatesse servieren – dennoch kommt es in Japan jedes Jahr zu rund 80 Todesfällen.

Was macht der Hecht im Karpfenteich?

Wahrscheinlich ist er auf der Jagd, denn der Hecht (Esox lucius) gehört zu den räuberischen Süßwasserfischen. Kennzeichen sind sein lang gestreckter beschuppter Körper und seine schnabelartige Schnauze mit kräftigem Kiefer und spitzen Zähnen. Hechte warten in Fließgewässern, Seen und Teichen versteckt zwischen Wasserpflanzen auf Beute – Fische, aber auch Frösche, Kleinsäuger und Wasservögel. Die Tiere können alt werden: 60 bis 70 Jahre sind keine Seltenheit. Solche Exemplare erreichen eine Länge von 1,5 Metern und ein Gewicht von bis zu 35 Kilogramm. Ihr Appetit ist gewaltig: Sogar die eigenen Jungen müssen nach dem Schlüpfen zwischen Wasserpflanzen vor ihren gefräßigen Eltern Schutz suchen.

Ebenfalls ein räuberischer Flussbewohner ist unser heimischer Flusswels oder Waller (Silurus glanis). Typisch sind seine nackte Haut und die Bartelpaare am Maul, die ihm nachts und im trüben Wasser bei Beutesuche und Orientierung helfen. Berichten zufolge werden Waller bis 3 m lang und über 200 kg schwer.

Karpfen (Cyprinus carpio) sind dagegen reine Pflanzenfresser. Sie gehören nicht nur zu Silvester zu unseren beliebtesten Speisefischen. Schon in der Antike war der Karpfen einer der wichtigsten Fische der Teichwirtschaft. Ursprünglich stammt die Art aus Südosteuropa und Südostasien. Mönche brachten den Fisch im Mittelalter als Fastenspeise nach Nord- und Westeuropa. Inzwischen kommt der Karpfen fast weltweit in Teichen und im freien Süßwasser vor. In Nordamerika hat dieser gedrungene Pflanzenfresser in einigen Seen bereits die alteingesessenen Fische verdrängt. Geholfen hat ihm dabei seine große Fruchtbarkeit: Die Weibchen können bis zu 1,5 Millionen Eier pro Saison ablegen.

Sind Piranhas so gefährlich wie ihr Ruf?

Nein, denn die meisten Arten der Gattung Serrasalmus fungieren in südamerikanischen Gewässern nur als »Gesundheitspolizei«: Sie ernähren sich von kranken oder verletzten Wirbeltieren sowie von Aas, das sie mit ihrem kräftigen Gebiss in kürzester Zeit skelettieren. Ihren schlechten Ruf verdanken die Piranhas besonders einer Art, Serrasalmus natteri. Diese mit 25 bis 30 Zentimetern nicht besonders großen, seitlich abgeplatteten Fische haben einen auffallend vorstehenden Unterkiefer mit rasiermesserscharfen Zähnen. Sie greifen im Schwarm gelegentlich auch Menschen an, so dass in einigen Gegenden Brasiliens Schutzzonen für Badende eingerichtet wurden. Angezogen werden diese Fische nämlich durch taumelnde Bewegungen, klatschende Geräusche oder starken Blutgeruch.

Nicht nur Blut kann in südamerikanischen Gewässern unangenehme Gesellschaft anlocken. Der bis zu 2,5 Zentimeter lange, im Amazonasgebiet heimische Schmerlenwels Vandellia urinophilus reagiert sogar auf Uringeruch und dringt in die Harnröhre von Menschen ein, die im Wasser urinieren. Dort verspreizt er sich mit den Kiemendeckelstacheln und kann dann meist nur noch operativ entfernt werden.

Weshalb sinken Fische nicht automatisch auf den Gewässerboden?

Weil sie ein spezielles Organ besitzen, mit dem sie den Auftrieb im Wasser regulieren können: die Schwimmblase. Füllt ein Fisch seine Schwimmblase mit Gas, sinkt seine Dichte und er steigt fast ohne Energieaufwand nach oben, entzieht er ihr Gas, nimmt die Dichte zu und er kann abtauchen. Bei einigen Fischen wie den Aalen ist die Schwimmblase mit dem Vorderdarm verbunden, und der Gasaustausch erfolgt direkt via Darm. Bei anderen, wie den Barschen, fehlt dieser Gang; deshalb muss der Gasaustausch über spezielle Gewebe bewerkstelligt werden. Beides sind wichtige Merkmale für die systematische Einordnung der Knochenfische.

Typisch für Fische ist ferner das paarige Seitenlinienorgan, das sich auf beiden Seiten des Körpers vom Kopf bis zum Schwanz zieht. Mit seiner Hilfe nehmen Fische auch noch kleinste Druckschwankungen im Wasser wahr, so dass sie selbst bei schlechten Sichtverhältnissen sicher manövrieren oder sich nähernde Feinde spüren können.

Welcher Fisch wandert vom Rhein in die Karibik?

Der Europäische Flussaal (Anguilla anguilla). Die erwachsenen Flussaale laichen zu Beginn des Frühjahrs in der dicht mit Tang bewachsenen karibischen Sargassosee in einigen hundert Metern Tiefe und sterben dann.

Aus den befruchteten Eiern – ein Weibchen kann bis zu 20 Millionen Eier legen – entwickeln sich durchsichtige, dünne Weidenblattlarven, die äußerlich kaum an ihre Eltern erinnern. Sie ernähren sich von Plankton und werden mit dem Golfstrom nach Osten verdriftet. Nach rund drei Jahren erreichen sie die europäische Küste und wandeln sich in gelblich gefärbte Glasaale um, deren Form bereits an die erwachsenen Aale erinnert. Sie wandern dann den Rhein hinauf (sie »steigen«) und beginnen während dieser Reise, Hautfarbstoff zu bilden. Diese sog. Steigaale sind wahre Kletterkünstler, die sogar senkrechte Felsen überwinden, wie etwa den Rheinfall bei Schaffhausen.

Je nach Größe ernähren sie sich jetzt von Muscheln, Schnecken, Würmern und kleinen Fischen. Die Männchen bleiben meist in Küstennähe und wachsen zu einer Länge von gut 50 Zentimetern heran. Weibchen bringen es bis auf 1,5 Meter Länge und bis zu sechs Kilogramm Gewicht. Nach neun bis 15 Jahren im Süßwasser werden die Aale zum Blankaal mit tiefschwarzem Rücken und festem, fetthaltigem Fleisch.

Von nun an nehmen die Tiere keine Nahrung mehr auf und machen sich auf ihren Weg zurück ins Meer. Nichts kann sie zurückhalten, sie schlängeln sich sogar über taufeuchte Wiesen, wobei ihnen ein dichtes Kapillarsystem unter der Haut die Sauerstoffaufnahme erleichtert. Wenn sie nach etwa anderthalb Jahren die mehrere 1000 Kilometer entfernte Sargassosee erreicht haben und ablaichen, hat sich ihr Lebenszyklus geschlossen.

Wie finden Lachse ihren Geburtsort wieder?

Sie lassen sich von ihrem fantastischen Geruchssinn leiten. Im März/April kehren die erwachsenen, gut genährten und damit fettreichen Atlantischen Lachse (Salmo salar) aus dem Meer ins Süßwasser zurück, und zwar genau in den Fluss, in dem sie geschlüpft sind. Während der Wanderung nehmen sie keinerlei Nahrung auf.

Da Lachse sehr sprungstark sind, können sie auf ihrem Weg flussaufwärts Hindernisse wie Klippen und Stromschnellen bis zu mehreren Metern Höhe überwinden. Flusswehre können jedoch zu hoch sein. Deshalb legte man an einigen Stellen neben dem Wehr sog. Lachstreppen an, die den Tieren die Passage ermöglichen.

Nach dem Laichakt sterben die meisten der völlig erschöpften Elterntiere – nur wenige halten zwei bis drei Laichzyklen durch. Die geschlüpften Jungtiere bleiben für ein bis zwei Jahre in ihrem Geburtsfluss und verfärben sich schließlich silbrig. Diese 10 bis 20 Zentimeter langen Blanklachse wandern ins Meer, wo sie in den nächsten Jahren Fett ansetzen, das sie für die anstrengende Wanderung zurück ins Süßwasser und zu ihren Laichplätzen wappnet.

Woher kommt unser Speiselachs?

Nur noch ein geringer Teil des Lachses, der im Lebensmittelladen angeboten wird, ist Wildlachs aus Bächen und Flüssen. Um die ständig steigende Nachfrage zu befriedigen, die durch einen Umstieg der Verbraucher von belasteten Schlachttieren zum »gesunden« Fisch noch beschleunigt wird, stammt ein beträchtlicher Teil inzwischen aus Lachszuchten.

Die moderne Lachszucht hat sich in Norwegen und Schottland in den 1970er Jahren entwickelt. Man hofft, mit solchen und anderen Aquakulturen den Rückgang der frei lebenden Bestände zu kompensieren. Doch die kommerzielle Lachszucht bringt ökologische Probleme: Verschmutzung der Fjorde durch Fäkalien und Futterreste, Einsatz von Antibiotika wegen der dichten Bestände, Abwasserproduktion und Tötung von Fischfressern. Die Züchter halten dagegen, dass die Wildbestände durch die Kulturhaltung geschont werden.

Die Produktion von Frischlachs aus Lachsfarmen hat sich in den letzten zehn Jahren etwa verzehnfacht. Europa ist mit einem Verzehr von rund 200 000 Tonnen Frischlachs pro Jahr der größte Lachsmarkt der Welt. Die meisten Zuchtlachse stammen noch immer aus Norwegen, dann folgen Chile, Kanada und Schottland.

Was haben Fischschuppen und Bäume gemeinsam?

Beide bilden Jahresringe aus und können damit Auskunft geben über das Alter des Individuums. Die breiten Zonen entsprechen dem wärmeren Sommer, die schmaleren Zonen der kalten Jahreszeit. Solche »Jahresringe« finden sich im Übrigen auch an den Kiemendeckeln.

Schuppen können als Rund- oder als Kammschuppen geformt sein, wobei der rundliche Typ der ursprünglichere ist. Sie dienen vor allem dem Schutz der Haut, tragen aber wahrscheinlich auch wesentlich dazu bei, den Strömungswiderstand des Wassers zu verringern.

Wussten Sie, dass …

Knochenfische erstaunlich alt werden? Goldfische etwa können über 40 Jahre alt werden, Karpfen 70 bis 100, und ein Stör brachte es sogar einmal auf ehrwürdige 152 Jahre.

der größte Süßwasserfisch in Südamerika heimisch ist? Es ist der Arapaima (Arapaima gigas), der maximal 4,5 Meter lang und rund 400 Kilogramm schwer werden kann.

Weshalb ist Fisch so gesund?

Fisch ist reich an Eiweiß, meist fettarm und enthält wichtige Mineralstoffe; so wird etwa in Gebieten mit Jodmangel der Verzehr von Meeresfischen empfohlen. Bei der Zubereitung sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt: Ob roh als Sushi oder Lachscarpaccio, gebacken, gegrillt, gedünstet oder frittiert – Fisch schmeckt immer und gelangt dank moderner Kühl- und Verarbeitungstechniken in guter Qualität zum Verbraucher.

Wussten Sie, dass …

bei Seepferdchen die Männchen »schwanger« werden? Die Männchen tragen auf der Schwanzunterseite einen Brutbeutel. Dort hinein legt das Weibchen seine Eier. Das Männchen besamt sie und verschließt dann den Brutbeutel fest mit einem Muskel. Die »Geburt« des Nachwuchses erfolgt nach etwa vierwöchiger Tragzeit.

der Hering Kriege auslöste? In der »Heringsschlacht« im Jahr 1429 verteidigten sich Engländer gegen französische Angreifer angeblich u. a. dadurch, dass sie mit Fischen warfen. Und von 1652 bis 1654 kam es zu einem englisch-niederländischen Seekrieg um Fangrechte.

die Entdeckung des Quastenflossers als Sensation galt? Der immerhin 1,80 m große Fisch ging 1938 vor den Komoren zum ersten Mal ins Netz; dabei hatten Biologen geglaubt, dass er bereits vor 80 Millionen Jahren ausgestorben sei.

Wussten Sie, dass …

Aale als Speisefische große Bedeutung haben? In Europa gibt es Schätzungen zufolge mehr als 20 000 Aalfischer; allerdings sind in letzter Zeit die Fänge von Glasaalen stark zurückgegangen.

Lachse bis zu 45 Kilogramm schwer werden können? Als Speisefische werden sie jedoch meist mit einem Gewicht von rund sieben Kilogramm verkauft.

Sind Fischeier eine Delikatesse?

Ja, die Eier des zu den Stören gehörenden Europäischen Hausen (Huso huso) kommen als der berühmte russische Beluga-Kaviar in den Handel. Der gewaltige Fisch kam einst in den großen Zuflüssen des Kaspischen und des Schwarzen Meeres wie Donau und Wolga sowie vor deren Mündung in großer Zahl vor. Heute ist der Hausen wie alle Störe, die im Übrigen zu den urtümlichsten Knochenfischen gehören, durch die Verschmutzung der Gewässer und die hemmungslose Überfischung akut vom Aussterben bedroht.

Zierfische: Bunte Gesellen

Fische als Haustiere: Was muss man unbedingt beachten?

Bei der Wahl von Zierfischen muss man auf die verschiedenen Ansprüche der Tiere achten: Im Kaltwasseraquarium fühlen sich etwa Goldfisch, Stichling, Diamant- und Sonnenbarsch wohl. Im Warmwasseraquarium, bei Temperaturen von 22 °C und mehr, lassen sich Zwergbuntbarsche, Guppys, Rote Neonfische oder die prächtigen Diskusfische (Symphysodon-Arten) halten. Diese maximal zwölf Zentimeter langen, violett auf blauem Grund gemusterten Fische gelten als die Könige der Zierfische. Sie stammen ursprünglich aus dem Amazonasgebiet und benötigen ein großes Becken mit warmem, leicht saurem, weichem Wasser. Interessant ist ihre Jungenaufzucht: In den ersten Wochen nach dem Schlüpfen ernähren sich die Jungfische ausschließlich von einem Sekret, das sie von der Haut ihrer Eltern abzupfen.

Übrigens: Schon im antiken Rom hielt man Fische in Gefäßen oder Teichen – nicht um sie zu essen, sondern um sich an ihrer Schönheit zu erfreuen und ihr Verhalten zu studieren. Fische als Heimtiere leben heute in gläsernen, mit Wasserpflanzen bewachsenen Aquarien, die meist zusätzlich belüftet, beleuchtet und beheizt sind.

Welche Zierfische gedeihen nur in einem Meerwasseraquarium?

Beispielsweise die bunten Anemonenfische, zu denen unter anderem der weiß gebänderte Orange-Ringelfisch (Amphiprion ocellaris) gehört. Wegen ihrer Musterung und ihrer tänzelnden Schwimmbewegungen werden diese fünf bis acht Zentimeter langen Fische auch als »Clownfische« bezeichnet. Sie leben – meist paarweise – in enger Gemeinschaft mit Seeanemonen. Die Anemonenfische werden von ihren Wirten vor Fressfeinden geschützt. Im Gegenzug verteidigen sie ihre Gastgeberin, reinigen sie und »füttern« sie sogar. Vor den giftigen Nesselkapseln ihrer Wirte sind sie durch eine Schleimschicht geschützt; diese enthält zudem Stoffe, die die Entladung der Nesselkapseln hemmen. Eine solche Lebensgemeinschaft zum gegenseitigen Nutzen wird auch Symbiose genannt.

Wer ist der älteste Aquarienfisch?

Der Goldfisch: Seine Wildform, die Silberkarausche (Carassius auratus), die heute weltweit im Süßwasser verbreitet ist, wurde vermutlich bereits im 12. Jahrhundert in China domestiziert. Nach Europa gelangten Goldfische erst spät, obwohl man sie bereits aus Berichten kannte: Im 18. Jahrhundert waren die goldfarbenen Exoten die Sensation bei Hofe. Sie schmückten die Tafel von Madame de Pompadour, der anspruchsvollen Mätresse Ludwigs XV., ebenso wie die Gelage der russischen Zarin Katharina der Großen. Zur Zeit Napoleons trugen die vornehmen Damen Goldfische in kleinen Glaskugeln am Ohr.

Die bekannteste Zuchtform des Goldfischs ist orangerot, daneben existieren zahllose Farb- und Formenspielarten. Je nach Platzangebot werden die Fische zehn bis 30 Zentimeter lang und recht alt. Bei Zimmerhaltung benötigen sie sauberes, gut belüftetes Wasser von etwa 18 °C, Freilandtiere tolerieren deutlich niedrigere Temperaturen.

Lassen sich Zierfische auch im Freien halten?

Ja, etwa in mehr oder minder großen Teichen. Und hier sind die Stars ohne Zweifel die farbenprächtigen Kois, japanische Zierkarpfen, die es in unendlich vielen Farb- und Formvarianten gibt: weiße, rotschwarz gezeichnete Taisho Sanke, platinfarbene Ogon, goldene Kin-Matsuba und die kostbaren Tancho Kohaku – reinweiße Kois mit einem einzigen roten Fleck auf dem Kopf, die aufgehende Sonne der japanischen Flagge symbolisierend. Spitzenexemplare mit besonders schöner Zeichnung werden in Japan für mehrere 100 000 Euro gehandelt. Auch hierzulande sieht man die Kois inzwischen immer häufiger bei Aquarienbesitzern.

Nur wenige einheimische Fischarten eignen sich als Teichbewohner, denn die meisten benötigen viel Sauerstoff und fühlen sich deshalb nur in Fließgewässern wohl. In nicht zu kleine, naturnahe Gartenteiche kann beispielsweise der Europäische Bitterling (Rhodeus sericeus amarus) eingesetzt werden. Der bis zehn Zentimeter große Fisch, der in Ost- und Mitteleuropa zu Hause ist, sollte in einem kleinen Schwarm gehalten werden. Für die Vermehrung der Fische ist die Anwesenheit der Malermuschel (Unio pictorum) notwendig, denn das Bitterlingweibchen legt seine Eier in der Muschel ab. Ähnliche Bedingungen wie der Bitterling liebt das Moderlieschen (Leucaspius delineatus), ein bis neun Zentimeter langer Schwarmfisch, der in sauerstoffreichen stehenden Gewässern heimisch ist.

Wie beliebt sind Zierfische als Heimtiere?

Den Zahlen des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e. V. zufolge gab es 2004 rund 1,95 Millionen Aquarien in deutschen Stuben – das heißt, 4,4 % der Haushalte hielten Zierfische. Ähnlich beliebt war die Haltung von Fischen in Gartenteichen: Der Fachverband ermittelte 1,25 Millionen Anlagen, die mit Fischen besetzt waren (3,6 % aller deutschen Haushalte).

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