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Smart Clothing - Was kann "intelligente Kleidung"?
"Die Zukunft des Computers liegt in seinem Verschwinden", sagte der Informatik-Professor Donald Normann 1998 in seinem Buch "The Invisible Computer" vorher. Dieser Prognose kommen wir zwei Jahrzehnte später immer näher. Die Hardware, die uns durch den digitalen Alltag begleitet, wird zunehmend kleiner und unsichtbarer: Sie steckt inzwischen in Armbanduhren, Brillen und sogar in unserer Kleidung.
Solche "intelligenten Textilien" haben alle eines gemeinsam: Hier trifft Mode auf Technik. Diese Fusion ermöglicht eine Vielzahl neuer Funktionalitäten - sei es in der Freizeit, beim Sport oder im Bereich der Medizin. Wissenschaftler und Ingenieure feilen bereits seit Jahren an Lösungen, die Kleidung "smart" machen. Mittlerweile erobern mit Elektronik aufgerüstete Jacken, Hosen und Co aber allmählich auch den kommerziellen Markt. Traditionell auf Technik fokussierte Unternehmen wie Telekom oder Google mischen bei diesem Trend ebenso mit wie zahlreiche Start-Up-Firmen.
Das Shirt misst den Puls
Die Entwickler machen Klamotten zu echten Hinguckern, indem sie sie durch Dioden zum Leuchten bringen oder mithilfe von elektrisch leitendem Garn zur Bedienoberfläche für Smartphones werden lassen. Doch ihre intelligenten Kleidungsstücke können noch viel mehr: Sie reinigen sich selbst, sind beheizbar oder reagieren auf Temperaturwechsel, um für das optimale Klima zu sorgen - Funktionen, die insbesondere für Outdoor-Fans und Sportler interessant sein dürften.
Ohnehin hat sich der Sport zur beliebten Spielwiese für die Macher von Smart Wear entwickelt. So gibt es inzwischen beispielsweise Yoga-Hosen, die den Träger durch Vibrationen zur richtigen Körperhaltung verhelfen und Laufshirts, die die zurückgelegte Strecke und den Puls beim Joggen messen. Diese Daten können dann via Bluetooth ans Handy gesendet und ausgewertet werden.
Von der Socke bis zum Pflaster
Textilien, die Vitalfunktionen wie den Puls, die Atmung und den Blutdruck überwachen, sind natürlich auch für medizinische Zwecke interessant. Ob bei chronisch Kranken, alten Menschen - oder den Allerkleinsten: Ein US-Unternehmen hat zum Beispiel eine smarte Socke für Babys entwickelt, die den Herzschlag und den Sauerstoffgehalt im Blut misst, während die Kinder schlafen. Stimmt etwas nicht, werden die Eltern sofort über das Smartphone informiert.
Die Aufzeichnung von Vitalwerten ist allerdings nicht die einzige Anwendungsmöglichkeit für intelligente Kleidung in der Medizin. Von Socken für Diabetiker, die sich anbahnende Fußentzündungen registrieren, bis hin zum smarten Pflaster, das über die Fortschritte der Wundheilung informiert, sind bereits eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte erhältlich oder stehen kurz vor der Marktreife.
In Kunstfasern versteckt
Noch sind die Entwickler allerdings nicht so weit, dass sie die Technik wirklich vollständig in ihren Textilien verschwinden lassen können. Zwar gibt es Möglichkeiten, einzelne Elektronikkomponenten in spezielle Kunstfasern zu integrieren. Doch das klappt nicht bei allen nötigen Bestandteilen. Die Herausforderung dabei: Die Kleidung soll trotz Elektronik robust und dehnbar sein und Waschgänge unversehrt überleben. Außerdem muss sie irgendwie mit Energie versorgt werden.
Alle derzeit verfügbaren smarten Klamotten brauchen deshalb noch kleine Zusatzgeräte, die per Magnet, Druckknopf, Klett- oder Reißverschluss an- und abgesteckt werden. In diesen Geräten werden die von der Kleidung gemessenen Daten verarbeitet und an das Smartphone gesendet, zudem sind sie für die Stromversorgung verantwortlich.
Stromproduktion im Textil
Wissenschaftler arbeiten aber auch für diese Probleme bereits an Lösungen. In Sachen Stromversorgung haben sie unter anderem wasserfeste und flexible Solarzellen als möglichen Ansatz im Visier. Diese ultradünnen, organischen Module könnten künftig auf Textilien aufgedruckt werden und so die Energie für Sensoren und andere kleine Elektronikanwendungen liefern. Bis es so weit ist, kommen intelligente Kleidungsstücke allerdings mit "Anhängseln" daher, die regelmäßig aufgeladen werden müssen.