wissen.de Artikel

Social Shopping: Trend oder Zukunft?

Shoppen in den sozialen Medien? Auf Instagram, Facebook oder TikTok werden nicht nur Produkte beworben, sondern auch direkt auf den Plattformen verkauft, so dass dort nach Herzenslust geshoppt werden kann. Sowohl Firmen als auch Influencer bieten hier ihre Produkte an. Aber wer sind die Kunden? Wie beliebt ist Social Shopping? Und kaufen wir demnächst alle nur noch auf Social Media ein?
SSC, 06.12.2024
Symbolbild Social Shopping

© MTStock Studio, iStock.com

Wenn Nutzer auf Social-Media-Plattformen Produkte kaufen können, sprechen Experten von Social Commerce oder Social Shopping. Die komplette Verkaufsabwicklung erfolgt dann auf den Plattformen, so dass wir keine externen Webseiten oder andere Apps mehr aufrufen müssen. Für bevorstehende Weihnachtseinkäufe oder andere Anschaffungen müssen wir so noch weniger Finger rühren als bei „normalen“ Onlinekäufen.

Altersunterschiede beim Social Shopping

Etwa ein Viertel der Deutschen hat bereits über Social Media ein Produkt gekauft, wie eine YouGov-Umfrage aus dem Jahr 2022 ergab. Ganz oben auf der Liste der beliebtesten Social Shops steht Facebook. 47 Prozent der Befragten haben hier bereits ein Produkt gekauft oder können sich vorstellen, dort demnächst zu shoppen. 34 Prozent gaben das für Instagram an, ein weiteres Unternehmen des Social-Media-Giganten Meta. Mit größerem Abstand folgten Pinterest mit zwölf und TikTok mit zehn Prozent. Vor allem Frauen zwischen 25 und 34 Jahren kaufen laut YouGov in den sozialen Medien ein. Warum das so ist, verrät die Umfrage jedoch nicht.

Vloggerin beim Anpreisen eines Schuhs
Laut der Postbank-Jugend-Digitalstudie 2024 hat letzten halben Jahr mehr als die Hälfte der 16- bis 18-Jährigenmindestens ein Produkt gekauft, das ihnen durch Influencer auf Plattformen wie Instagram oder TikTok empfohlen wurde.

© JohnGreig, iStock

Influencer werden ihrem Namen gerecht

Aber warum überhaupt dort einkaufen? 35 Prozent der Befragten gaben an, dass eine besondere Rabattaktion oder schlichtweg das Verlangen nach dem Produkt sie dazu bewegt hat, dort etwas zu kaufen. Lediglich acht Prozent schlagen zu, weil ein Influencer das Produkt empfohlen oder beworben hat.

Jugendliche lassen sich eher von Influencern leiten. Von den 16- bis 18-Jährigen haben 62 Prozent der Mädchen und 47 Prozent der Jungen bereits ein durch einen Influencer beworbenes Produkt gekauft, wie die Postbank Jugend-Digitalstudie 2024 herausfand. Social Shopping insgesamt ist jedoch bei Jungen beliebter als bei Mädchen und geschieht in dieser Altersgruppe vor allem über Instagram und TikTok statt über Facebook.

Immer schneller, immer mehr Umsatz

Noch einen Schritt weiter gehen Unternehmen in China. Hier präsentieren Firmen und Influencer Produkte auf den sozialen Medien in Livestreams. Dieses sogenannte „Live-Shopping“ erinnert stark an Teleshopping im Fernsehen.

Berühmt für ihre außergewöhnlich schnelle Präsentation der Artikel ist Influencerin Zheng Xiangxiang auf Douyin, der chinesischen Version von TikTok. Kuscheljumpsuit, Kehrblech und sogar Damenbinden hält sie für eine Sekunde in die Kamera und nennt lediglich den Preis, ehe sie das Produkt über den Tisch zur Seite fegt, um sich direkt das Nächste zu schnappen. Mit dieser Strategie soll sie umgerechnet mehr als zehn Millionen Euro binnen einer Woche eingenommen haben.

In China ist der Markt für Social Shopping besonders groß. „Laut dem Bericht ‚China Live Streaming E-Commerce Market Data Report‘ gibt es in der Volksrepublik inzwischen geschätzt rund 500 Millionen Live-Shopping-User, die online einkaufen – mehr als jeder Dritte in China“, erklärt die ARD. „Umgesetzt wurden mit Livestream-Shopping demnach im vergangenen Jahr umgerechnet rund 450 Milliarden Euro.“ Etwa 20.000 Firmen, die sich auf solche Livestreams spezialisiert haben, gibt es laut der ARD in China.

Bleibt der Erfolg in Deutschland aus?

In der EU scheint das Social Shopping hingegen nur schleppend in Gang zu kommen. 2023 stellte Meta den Shopping-Dienst auf Facebook und Instagram ein. „Der Shop ist im Business Commerce Bereich zwar einsehbar, wird aber nicht mehr für Kund*innen innerhalb des deutschsprachigen Raums angezeigt“, heißt es auf der Plattform “Zukunft des Einkaufens”. „Der Shop auf Facebook und Instagram existiert nicht mehr und somit ist das Meta Social Media Shopping seit dem 10. August tot!“ Eine Erklärung dafür, warum sich die Funktion weitestgehend von den Social-Media-Plattformen verabschiedet hat, nannte Meta nicht.

Das Shoppingerlebnis auf TikTok lässt auch auf sich warten. Im Juli wollte das Unternehmen in Europa mit dem plattformeigenen Shop starten, der bereits in den USA, Großbritannien und einigen südostasiatischen Ländern verfügbar ist. Doch TikTok stoppte das Vorhaben vorerst. „Der Start in Deutschland dürfte erst im kommenden Jahr erfolgen, möglicherweise sogar erst zu Ostern“, sagt E-Commerce-Experte und Geschäftsführer des Softwareunternehmens Spryker Alexander Graf dem Handelsblatt.

Vielleicht wird der TikTok-Shop in Deutschland mehr von Erfolg gekrönt sein als der gescheiterte Shop Metas. So umfangreich „socialshoppen“ wie in China werden wir dennoch wohl vorerst nicht.

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon