Lexikon

Natr

[
lateinisch natura, von nasci, „geboren werden, entstehen“
]
1. zunächst das, was aus eigenen Kräften ohne fremdes Zutun so wird, wie es ist, seine bewirkende Ursache also in sich hat, z. B. Pflanze, Tier. 2. Darum heißt Natur auch das Wesen eines Dinges, man spricht von der „Natur der Sache“, der „Natur des Menschen“. 3. Aus diesen beiden Bedeutungen hat sich der Begriff der Natur als des umfassenden Ursprungs, des Kosmos oder des Seins überhaupt im naturphilosophischen Sinn entwickelt, von den vorsokratischen Naturphilosophen bis hin zu den Romantikern. 4. Als Norm hat sich daraus der Begriff des „Natürlichen“, vor allem in der Ethik und der Ästhetik, ergeben, als Leben oder Bilden entsprechend der Natur; auch als politisch-soziologische Vorstellung des Naturmenschen oder des Naturvolkes und als These einer natürlichen Religion, eines Naturrechtes, also einer ursprünglich naturhaften Ordnung der Dinge, die es aber in der Wirklichkeit nie gab. Die kulturelle Welt wird dieser Natur dann oft als eine „zweite Natur“ gegenübergestellt. 5. Da in der Neuzeit der Gedanke einer umgreifenden kosmischen Ordnung, in die alles Seiende (von Natur aus) eingebettet ist, nicht mehr aufrechterhalten werden konnte, wird Natur zum gesetzmäßigen Zusammenhang der nicht menschlichen Dinge. Aus dessen Erforschung entstehen die modernen Naturwissenschaften, denen später die Geisteswissenschaften gegenübergestellt werden.
Natur ist vor allem ein Reflexionsbegriff, der aus seinem korrelativen Gegensatz zu verstehen ist: NaturTechnik, natürlich künstlich, NaturKultur, NaturGeschichte, NaturGeist, NaturGnade. Im heute üblichen Sinn ist Natur meist der Wirklichkeitsbereich, mit dem die Naturwissenschaften sich beschäftigen, d. h., sie umfasst das Lebendige (Tiere, Pflanzen) und das Materielle.
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