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Aktivurlaub: Alpenüberquerung leicht gemacht

Zu Fuß über die Alpen - für viele Aktivurlauber ist dies die Krönung ihrer Trekkingerlebnisse. Schon der Begriff „Alpenüberquerung“ hat fast etwas Magisches und ist für viele Wanderbegeisterte ein absoluter Traum. Doch wie lässt sich eine solche Überquerung der Alpen am besten in die Tat umsetzen? Muss ich ein Bergsteigeprofi sein, um es über die Alpen schaffen zu können? Und welche Alternativen gibt es zur Überquerung zu Fuß? Die wichtigsten Infos zu dieser außergewöhnlichen Aktiv-Reise im Überblick.
AMA, 221.06.2023
Aletschgletscher, Aussichtspunkt Moosfluh, Kanton Wallis

© bennymarty, GettyImages

Traumhafte Ausblicke, kristallklare Bergseen, grüne Landschaften und uriges Hüttenflair: Das erwartet Reisende bei einer Tour durch die Alpen. Doch Alpenüberquerung ist nicht gleich Alpenüberquerung. Genauso wie bekanntlich viele Wege nach Rom führen, führen auch viele Wege über die Alpen. Mit der Zeit haben sich verschiedenste Routen von unterschiedlicher Dauer und Schwierigkeit etabliert. Dabei handelt es sich außerdem nicht ausschließlich um Wanderwege. Auch per Rad oder Pferd lassen sich die Alpen überqueren.

Welche Route nehme ich?

Wer die Alpen ganz klassisch wandernd überqueren will, muss kein passionierter Bergsteiger oder Marathonläufer sein. Auch für Menschen mit normaler Ausdauer und mittlerer Fitness gibt es geeignete Routen, die über die Bergkette führen. Bei diesen überwindet man in der Regel nicht mehr als 1.000 Höhenmeter und 15 Kilometer am Tag. Zudem gibt es hin und wieder die Option, Streckenabschnitte mit dem Bus abzukürzen, falls die Kraft doch mal nachlässt. Manche Anbieter organisierter Alpenquerungen übernehmen sogar den Gepäcktransport von Unterkunft zu Unterkunft, sodass man selbst nur einen leichten Rucksack beim Wandern mitnehmen muss.

Eine der leichteren Touren beginnt zum Beispiel im österreichischen Kufstein, führt vorbei am Großglockner und endet schließlich in Kärnten. Insgesamt sind Wanderer hier sieben Tage unterwegs und überwinden im Durchschnitt 13 Kilometer pro Tag. Deutlich anspruchsvoller ist da schon der alpine Fernwanderweg E5, der bei Alpenüberquerern besonders beliebt ist. Er verlangt Wanderern täglich acht bis neun Stunden reine Gehzeit ab und erfordert Erfahrung im Bergsteigen sowie Trittsicherheit und ausgezeichnete Kondition. Auch er ist in rund einer Woche zu bewältigen, umfasst aber 104 Kilometer und 11.520 Höhenmeter.

Wer noch größere Herausforderungen sucht, kann es mal mit dem Roten Weg der Via Alpina versuchen. Diese anspruchsvolle Route beinhaltet 161 Tagesetappen, 2.540 Kilometer und 142.000 Höhenmeter. Der Rote Weg führt durch acht Ländern, darunter Italien, Slowenien und Frankreich, und verlangt den Wanderern unter anderem ab, den Alpenhauptkamm sogar mehrere Male zu überwinden.

Radfahrer in der Nähe des Palü-Gletschers
Einmal mit dem Fahrrad über die Alpen – das ist immer noch der Traum vieler Radfahrer

© Saro17, GettyImages

Zu Fuß, zu Rad oder zu Pferd?

Die Alpen lassen sich nicht nur zu Fuß, sondern auch mit dem Fahrrad oder sogar zu Pferd überqueren. Eine der leichteren Routen für Radfahrer führt von Donauwörth ins norditalienische Ostiglia. In zwölf Etappen überwinden die Biker insgesamt 717 Kilometer und passieren dabei auf asphaltierten beziehungsweise geschotterten Wegen unter anderem das Schloss Neuschwanstein sowie Meran und Bozen. Wer die Steigungen des Gebirges fürchtet, kann sich auch am Ciclovia Alpe-Adria Radweg von Salzburg nach Grado erproben. Indem man den acht Kilometer langen Eisenbahn-Tauerntunnel in die Route einbindet, kommt man ohne große Steigungsstrecken aus.

Auch Alpenüberquerungen zu Pferde sind möglich und werden teilweise auch als geführte Touren angeboten. Wer es allerdings zu Pferd über die Alpen schaffen möchte, sollte kein Reitanfänger sein. Er sollte sein Pferd in allen Gangarten sicher führen können und sich mit der Körpersprache des Tieres auskennen. Eine Option für diese Art der Überquerung ist ein Ritt von Oberbayern über Österreich nach Italien. In zehn Tagen überwinden Reiter und Pferd insgesamt 250 Kilometer und übernachten entweder in Unterkünften mit angebundener Pferdebox oder müssen eine eigene kleine Koppel für die Nacht errichten.

Trekkinggruppe bei Val Gardena
Wer keine Tour bei einem Anbieter buchen möchte, sollte darüber nachdenken, sich mit befreundeten Wanderern in einer Kleingruppe auf den Weg zu machen.

© piola666, GettyImages

Allein oder geführt?

Stehen Route und Fortbewegungsart fest, stellt sich noch eine große Frage: Allein reisen oder in einer geführten Gruppe? Allein aufzubrechen, hat natürlich den großen Vorteil der Individualität: Man muss sich anderen zum Beispiel weder hinsichtlich des eigenen Tempos noch beim Pausenmachen oder Fotografieren anpassen. Gleichzeitig kommt aber auch einiges an Planung und Risiko auf einen zu. Bei einem Unfall ist man als Alleinreisender auf sich selbst gestellt. Über weite Streckenabschnitte gibt es nicht einmal Handyempfang. Wer also keine feste Tour bei einem Anbieter buchen möchte, sollte wenigstens darüber nachdenken, mit befreundeten Wanderern in einer Kleingruppe zu reisen oder sich online mit passenden Reisegefährten zu vernetzen.

Bucht man die Alpenüberquerung bei einem Reiseanbieter, gestaltet das die Wanderung um einiges komfortabler. Man muss sich zum Beispiel keine Gedanken über Routenplanung, Unterkünfte und Versorgung machen. Außerdem bieten manche Veranstalter Optionen zum Gepäcktransport, Übernachtungen in Hotels im Tal und viele weitere Extras an, die gerade für unerfahrene Wanderer einiges an Erleichterung bringen. Wer plant, die Alpen auf dem Pferd zu überqueren, sollte die Option einer geführten Tour noch stärker in Erwägung ziehen. Mit dem behuften Vierbeiner als Wandergefährten fallen viele Übernachtungsmöglichkeiten weg, die sich ausschließlich an Wanderer richten, und auch sonst bringt diese Art der Reise einige Besonderheiten mit sich, die nach erfahrenen Guides verlangen.

Zum Abschluss: Drei Tipps für eine gelungene Alpenüberquerung

Tipp 1: Sei dir deiner eigenen Kondition im Vorfeld bewusst und überschätze dich nicht. Wenn du eher zu den Almbummlern statt zu den Hardcore-Bergsteigern gehörst, wähle eine entsprechend leichte Route. In jedem Fall solltest du aber vor Reisebeginn trainieren. Hierfür bieten sich Tageswanderungen in voller Montur und mit einigen Höhenmetern ebenso an wie Ausdauertraining, zum Beispiel Jogging oder Nordic Walking.

Tipp 2: Statte dich mit passendem Equipment aus. Überfrachte deinen Rucksack nicht, vergiss aber auch nicht die Grundausstattung wie Wanderschuhe, eine Regenjacke, Sonnencreme, einen Schlafsack und Bargeld für die Bezahlung in der Hütte, da dort oft keine Kartenzahlung möglich ist. Übe außerdem vorher, deinen Rucksack möglichst effizient zu packen. Während Schlafsack und Daunenjacke ins Bodenfach gehören, sollte schwere Ausrüstung nahe am Rücken lagern und Gegenstände, die du griffbereit haben willst – zum Beispiel Kamera und Sonnencreme – gehören nach oben.

Tipp 3: Selbst wenn du eine leichtere Route gewählt hat, ist eine Alpenüberquerung trotzdem körperlich enorm anstrengend. Du solltest dir nach der Wanderung selbst also am besten zwei bis drei Tage Erholung einplanen, bevor du wieder in deinen normalen Arbeitsalltag zurückkehrst.  

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