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Charles de Gaulle: Glühender Patriot und Europäer
Wovor wollte Charles de Gaulle sein Land schützen?
Vor den Deutschen. Charles de Gaulle sah die wachsende Bedrohung durch den Zweiten Weltkrieg lange voraus und warnte sein Land immer wieder. Aus dem Ersten Weltkrieg und deutscher Gefangenschaft zurückgekehrt, wurde der am 22. November 1890 in Lille geborene Charles de Gaulle zunächst Dozent an der Kriegsschule von Saint Cyr und machte in den Jahren von 1922 bis 1924 eine Ausbildung zum Generalstabsoffizier.
Vergeblich wandte er sich gegen die Verschanzung Frankreichs hinter der Maginot-Linie, der gegen Deutschland gerichteten Verteidigungslinie, und warb als Generalsekretär des Nationalen Verteidigungsrats (1932 bis 1937) ebenso vergeblich für den Aufbau schneller gepanzerter Verbände. Als 1940 die deutsche Wehrmacht ihre kriegsentscheidende Überlegenheit demonstrierte und Frankreich besetzte, war es zu spät.
Wieso ging der Franzose nach London?
De Gaulle schulte vom militärischen zum politischen Strategen um und ging – zum General befördert – nach London und kämpfte vom Exil aus für Frankreich. Als Gründer und oberster Repräsentant eines Komitees »Freies Frankreich« appellierte er an seine Landsleute, gegen die deutschen Besatzer und die Vichy-Regierung Marschall Pétains Widerstand zu leisten.
Aus dieser Exilbewegung heraus entwickelte sich dann die Provisorische Regierung, die de Gaulle nach der Landung der Alliierten in der Normandie 1944 installierte und als deren Ministerpräsident er seinen Anteil am Sieg in Form einer Besatzungszone in Deutschland sicherte. Es wurde ihm schnell klar, dass angesichts des einsetzenden Kalten Krieges zwischen Ost und West aus dem einstigen Feind Deutschland ein Partner werden musste. Doch umsetzen konnte er die Erkenntnis zunächst nicht.
Warum legte der Patriot eine Politik-Pause ein?
Charles de Gaulle war vom Parteienstreit in der neuen, Vierten Republik angewidert. So zog er sich 1946 zunächst für zehn Jahre aus der Politik zurück. Dann kehrte er als großer Reformer zurück.
Es war der Algerienkrieg, der ihn wieder auf den Plan rief: Dieser drohte nach einem Offiziersputsch außer Kontrolle zu geraten. De Gaulle übernahm die Retterrolle, indem er eine Verfassung für eine neue, Fünfte Republik entwarf, mit stark erweiterten Rechten des Staatspräsidenten und einer Schwächung des Parlaments. Sie wurde 1958 angenommen und de Gaulle erster Präsident. Gegen die Militärs setzte er die Beendigung des Kriegs in Algerien durch und entließ die einstige Kolonie sowie weitere afrikanische Kolonien in die Unabhängigkeit.
Welche Rolle spielte Konrad Adenauer?
Charles de Gaulle fand im deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer einen Partner, der zum Freund wurde und es auch ertrug, dass de Gaulle Großbritannien den Weg nach Europa versperrte. Die Wendung des Generals gegen Amerika jedoch, die sich im Austritt Frankreichs aus der militärischen Integration der NATO und im Aufbau einer eigenen Atomstreitmacht ausdrückte, konnte Adenauer schon wegen der Frontlage der Bundesrepublik nicht mitmachen.
Was läutete das politische Ende de Gaulles ein?
1965 wiedergewählt, geriet der General jedoch bald im Zuge der 68er-Revolte unter Beschuss. Im »Pariser Mai« kam es sogar zu einer gewissen Verbrüderung der Studenten mit der Arbeiterschaft, was eine Staatskrise heraufbeschwor. Nur mit Mühe konnte de Gaulle, der zeitweilig ans Aufgeben gedacht hatte, die schweren Unruhen kanalisieren. Als er jedoch im Jahr darauf bei der Abstimmung über eine Verwaltungs- und Hochschulreform eine Niederlage erlitt, trat er wie angekündigt zurück. De Gaulle starb am 9. November 1970 auf seinem Landsitz in Colombey-les-deux-Églises.
War ein deutsch-französischer Freundschaftsvertrag möglich?
Erstaunlicherweise ja. Dem ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer und Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle gelang, was Gustav Stresemann (1878-1929) und sein französischer Kollege Aristide Briand (1862-1932) nicht hatten vollenden können: die deutsch-französische Aussöhnung. Im Bemühen um eine europäische Einigung stand fest, dass diese nur durch Überwindung alter Rivalitäten der beiden Hauptmächte (»Erbfeinde«) zu erreichen war. Am 22. Januar 1963 unterzeichneten die beiden Politiker in Paris einen »Vertrag über deutsch-französische Zusammenarbeit«, kurz Elysée- oder Freundschaftsvertrag genannt, der regelmäßige Konsultationen der Regierungen vorsah und zu immer engeren Beziehungen führen sollte, bis hin zur Gründung eines gemeinsamen Jugendwerks, Kulturabkommen, Gründung eines deutsch-französischen Wirtschaftsrates und vereinter Streitkräfte (Eurokorps).
Wussten Sie, dass …
de Gaulle als »größter europäischer Politiker« gefeiert wurde?
die Freundschaft zwischen de Gaulle und Adenauer trotz entgegengesetzter politischer Ansichten zum europäisch-amerikanischen Verhältnis keinen Schaden nahm?
der französische Hauptstadtflughafen nach Charles de Gaulle benannt ist?
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