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Karl der Große: Vater Europas

Wie wurde Karl zum größten Karolinger?

Indem er seine Rivalen ausschaltete. Im Jahr 768 trat Karl mit seinem Bruder Karlmann die Nachfolge Pippins I. an, des ersten karolingischen Frankenkönigs. Nach dem frühen Tod des Bruders 771 drängte er sogleich seine Neffen aus der Herrschaft und ließ sich von den Großen des Teilreichs seines Bruders huldigen. Desiderius, der König der Langobarden, versuchte den Papst dazu zu bewegen, seine Neffen zu fränkischen Königen zu salben. Diese Provokation ließ Karl jedoch erst einmal unbeantwortet. Stattdessen begann er 772 einen Kriegszug gegen die Sachsen.

Besiegte Karl die Sachsen?

Ja, aber erst nach 30 Jahren. Den Höhepunkt des Konflikts bildete der Aufstand der Sachsen unter dem westfälischen Adeligen Widukind, der sich erst 785 ergab und zum christlichen Glauben übertrat. Karl führte die Kriege in Sachsen mit größter Brutalität, suchte aber ebenso die Versöhnung zwischen Sachsen und Franken. 774 eroberte er das Langobardenreich und krönte sich selbst zu dessen König. Während der Belagerung Pavias wurde er von Papst Hadrian I. in Rom als Schutzherr empfangen, wo er die Pippinische Schenkung italienischer Gebiete bestätigte und so seinen Anspruch auf die Schutzhoheit über die Stadt bekräftigte. 778 wurde das Stammesherzogtum Bayern in das Reich eingegliedert, der Stammesherzog Tassilo III. 788 in Klosterhaft genommen.

Wie wurde Karl Kaiser?

Er nutzte eine günstige Gelegenheit. 799 floh der neu gewählte Papst Leo III. zu Karl nach Paderborn, nachdem er zuvor von einer Adelsopposition in Rom abgesetzt worden war. Jetzt bot sich Karl die Möglichkeit, nach der Kaiserwürde zu greifen und seine Vorherrschaft in Europa zu dokumentieren. Nominell unterstand Rom zwar der byzantinischen Gerichtsbarkeit, doch nahm Karl die »Weiberherrschaft« der Kaiserin Irene als Vorwand, um die Streitigkeiten als patricius Romanorum zu regeln. Im Herbst 800 reiste er nach Rom. Der Papst musste sich durch einen Reinigungseid von den Anklagen seiner Gegner befreien. Bei der Weihnachtsmesse setzte er Karl in der Basilika Sankt Peter die Krone aufs Haupt und erwies ihm den Kniefall.

Was ist die karolingische Renaissance?

Der Begriff bezeichnet eine Reihe von Reformen. Den Grundstein dafür legte Karl mit seiner Hofschule, für die er die hervorragendsten Gelehrten seiner Herrschaftsgebiete zusammenrief. Hinter diesem Reformbestreben stand wohl die Sorge um den wahren christlichen Charakter seines Reichs. Um Glauben und christliches Gedankengut im Volk zu verbreiten, betrieb er Reformen auf verschiedensten Gebieten. Er vereinheitlichte die Schrift (karolingische Minuskel), denn Lesen und Schreiben waren seiner Meinung nach die elementaren Voraussetzungen, um die christliche Lehre zu verstehen. Um diese auch den lateinunkundigen Laien nahe zu bringen, wurden zunehmend auch volkssprachliche Texte verschriftlicht, darunter das altsächsische Taufgelöbnis und das althochdeutsche Vaterunser. Eine Synode beschloss 813, dass die Predigten zuerst in Latein und dann in der Volkssprache des jeweiligen Herrschaftsgebiets verlesen werden sollten. Für dieses Reformprogramm benötigte er vor allem Kleriker, auf deren Ausbildung an der Hofschule, in Königsklöstern, Abteien und Kirchen der Kaiser persönlich achtete. Ähnlich intensiv kümmerte sich der Herrscher auch um die Rechtsprechung. Eine Reihe von königlichen Gesetzen, die Kapitularien, zeugen von einem großen Regelungseifer. Sie wurden von königlichen Sendboten, bestehend aus je einem weltlichen und einem geistlichen Amtsträger, überprüft. Zur Sicherung seiner Herrschaft richtete er an den Grenzen Marken unter der Leitung besonderer Amtsträger, der Markgrafen, ein. Karls Königtum war ein Reisekönigtum. Der Herrscher erwies seine Gegenwart durch den Besuch verschiedener Pfalzen.

Wussten Sie, dass …

Karl das altsächsische Hauptheiligtum, die Irminsul, zerstörte? Dabei handelte es sich um eine kultisch verehrte Baumsäule bei der Eresburg im heutigen Sauerland.

die Gelehrten seiner Hofschule Karl mit »David« ansprechen mussten?

Aachen mit fortschreitendem Alter Karls Hauptsitz wurde? In seiner Lieblingspfalz, residierte er seit 794/95 fast ohne Unterbrechung, wohl auch wegen der warmen Quellen, die seine Gicht lindern halfen.

War Karl ein Familienmensch?

Das kann man mit Recht behaupten, der Herrscher verfügte über einen ausgesprochenen Familiensinn. Wir wissen von engen Kontakten zu seiner gebildeten Schwester Gisela, seit 788 Äbtissin des Klosters Chelles, und zu seinem ebenso gebildeten Vetter Adalhard, dem Abt von Corbie. Er hatte vier Ehefrauen und zahlreiche Konkubinen. Mindestens 19 Kinder sind bezeugt. Das politische Erbe blieb allerdings nur ehelichen Söhnen vorbehalten. Kurios mutet das Verhältnis Karls zu seinen sieben überlebenden Töchtern an. Diese gingen zwar Verbindungen ein, denen auch Kinder entstammten, doch keine wurde verheiratet. Laut Einhard, dem Vertrauten und Biografen Karls, weil Karl diese so sehr liebte, dass er keine aus seinem Haus ziehen ließ. Tatsächlich war es wohl eher so, dass Karl keine Macht an seine Schwiegersöhne abgeben wollte.

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