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Ökosystem Ozean: Wundersame Unterwasserwelt
Wie groß ist der Lebensraum Ozean?
Knapp drei Viertel der Erdoberfläche werden von den Weltmeeren bedeckt. Berücksichtigt man zusätzlich die enorme Tiefenausdehnung von der Hochwasserlinie bis in die Abgründe der dunklen Tiefsee, so entfallen mehr als 90 % der gesamten Biosphäre auf die Weltmeere.
Der riesige Lebensraum scheint durch wenige natürliche Grenzen gegliedert, doch ist er keineswegs einheitlich. Grundlegend unterscheidet man zwischen dem Benthal, der Region des Meeresbodens, und dem Pelagial, der Zone des freien Wassers.
Welche Faktoren bestimmen das Leben im Meer?
Zum einen die Dichte des Meerwassers, die durch den Salzgehalt und die Temperatur bestimmt wird, zum anderen die Tiefe. Nimmt sie zu, geht der Einfluss des Lichts zurück, während der Druck steigt. In etwa 1000 m Tiefe liegt er z. B. bei rd. 10 000 Kilopascal (kPa), das heißt, auf jedem cm² der Körperoberfläche lastet ein Druck von 100 kg. Alle weiteren 10 m steigt dieser um 1 kg pro cm² (101,3 kPa) an. Und auch die Temperatur liegt – abhängig von der Tiefe – dauerhaft unter 4 °C.
Wie unterscheidet man die Vielfalt der Meeresbewohner?
Generell unterteilt man die Meeresorganismen – sie bilden ein weites Spektrum vom kleinsten Einzeller bis zum großen Wal – in mehrere große Gruppen, die verschiedene Lebensräume innerhalb des Meeres bewohnen. Die Mikroorganismen, Algen und Tiere, die auf der Wasseroberfläche leben, werden als Pleuston bezeichnet. Neuston heißt die Gesamtheit der Organismen direkt in der dünnen Grenzschicht von Wasser und Luft. Bei den untergetauchten Lebewesen unterscheidet man die im Wasser treibenden als Plankton von den aktiven Schwimmern, dem Nekton. Dazu gehören u. a. die Fische, Kopffüßer, Meeressäugetiere wie Wale und Robben, aber auch Meeresschildkröten. Alles am oder unmittelbar über dem Meeresboden Lebende wie Schwämme, Korallen oder Seescheiden wird als Benthos bezeichnet.
Welche Rolle spielt das Plankton für die Meeresbewohner?
Wie alles Leben letztendlich von den Pflanzen abhängt, ist für die meisten Lebewesen des Meeres das pflanzliche Plankton, das Phytoplankton, unentbehrlich. Die Cyanobakterien, pflanzliche Einzeller und Kleinalgen, die im Wasser treiben und mithilfe der Sonnenenergie durch Photosynthese organische Substanz aufbauen, sind zwar winzig, aber unvorstellbar zahlreich. Von ihnen ernährt sich in erster Linie das aus Einzellern, Quallen, Kleinkrebsen und Larven aller Art bestehende räuberische Zooplankton. Zusammen bilden Phyto- und Zooplankton die Basis für das fein verzweigte Nahrungsgefüge im Meer.
Warum sind Küstengewässer so artenreich?
Weil sich in den flachen Meeresbereichen am Rand der Kontinente ein besonders reichhaltiges Nahrungsangebot finden lässt.
In diesen sog. Schelfmeeren, die kaum tiefer als 200 m sind, reicht das Sonnenlicht meist bis zum Grund und fördert zusammen mit den aufgewirbelten Nährstoffen ein reichhaltiges Planktonwachstum. Durch das Sonnenlicht können dort am Meeresboden auch Seegraswiesen und Tangwälder wachsen, die vielen Tieren Laichplätze und Schutz vor Fressfeinden bieten. Neben dem reichen Nahrungsangebot bieten die flachen Meere durch den Einfluss vieler Faktoren wie Temperatur, Wind und Wellen vielfältige Lebensräume, entsprechend hoch ist die Artenvielfalt.
Wo beginnt das offene Meer?
Einige zehn bis wenige hundert Kilometer vor den Meeresküsten endet das flache Wasser des Kontinentalschelfs, und der Ozeanboden fällt relativ abrupt in Tiefen von mehreren Kilometern ab – an dieser Stelle beginnt die Hochsee. Auch hier drängt sich das vielfältige Leben in den obersten 200 m, wo dank des Sonnenlichts ausreichend Plankton vorhanden ist.
Im offenen Meer leben einige der effizientesten Raubfische. Diese meist guten und schnellen Schwimmer sind mit einem stromlinienförmigen Körper und einer kräftigen Muskulatur ausgestattet.
Wie entkommt die Beute ihrem Räuber?
Da es im offenen Meer keine Versteckmöglichkeiten gibt, suchen manche Fische wie Heringe oder Makrelen den Schutz der großen Gruppe. Die meisten im sonnendurchfluteten Wasser lebenden Fische tarnen sich durch eine dunkle Ober- und eine hellere Unterseite. Dadurch verschwimmen ihre Konturen für die Jäger im Wasser. Fliegende Fische haben eine andere Schutzstrategie. Sie erheben sich auf der Flucht vor ihren Feinden zuweilen bis zu 8 m über die Wasseroberfläche.
Eine große Zahl von Tieren versucht ihren Räubern aus dem Weg zu gehen, indem sie selbst erst im Schutz der Dunkelheit in den oberen Wasserschichten auf Nahrungssuche geht. Tagsüber ziehen sie sich in die Restlichtzone (200–1000 m) zurück, um nicht entdeckt zu werden.
Lebewesen der Restlichtzone sind oft durchsichtig oder silbrig und so für ihre Jäger schwer auszumachen. Diese wiederum besitzen meist große Augen und ein ausgezeichnetes Sehvermögen, um ihre Beute aufzuspüren.
Warum sehen manche Tiefseebewohner wie kleine Ungeheuer aus?
Da das Nahrungsangebot vor allem in der Zone des ewigen Dunkels, die ab 1000 m beginnt, sehr begrenzt ist, haben viele Tiefseejäger riesige Mäuler mit nadelspitzen Zähnen, damit ihnen auch kein Fang entwischt. Manche besitzen dehnbare Mägen, um auch Beute, die größer ist als sie selbst, verschlingen zu können. Tiefsee-Anglerfische haben z. B. kleine Leuchtorgane, mit denen sie ihre Opfer anlocken. Laternenfische und Beilfische dagegen verwirren mit kleinen Lichtern ihre Räuber. Artspezifische Leuchtmuster dienen im Reich der Finsternis aber auch der Partnersuche.
Welches ist das größte Lebewesen im Meer?
Der Blauwal ist die größte lebende Tierart und – soweit bisher bekannt – auch die größte, die jemals auf der Erde gelebt hat.
Der Wal wird bis zu 28 m lang und wiegt 100–150 t. Etwa 8000 l Blut zirkuliert durch seinen Körper, das durch das 500 kg schwere Herz in Bewegung gehalten wird. Um den enormen Energiebedarf zu decken, muss dieser Meeressäuger täglich 3–4 t fressen. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Krill, planktonischen Kleinkrebsen. Blauwale leben überwiegend als Einzelgänger und sind in allen Ozeanen weltweit heimisch, allerdings halten sich drei Viertel der Giganten auf der Südhalbkugel auf.
Übrigens: Der größte lebende Fisch ist der Walhai mit einer maximalen Länge von 14 m. Ebenso wie der Blauwal ist er ein zahnloser Planktonfresser.
Warum wandern manche Tiere?
Viele Tierarten, darunter Fische und Meeressäuger, Meeresschildkröten und Seevögel, unternehmen Wanderungen, um z. B. ihre Fortpflanzungspartner zu treffen oder nahrungsreiche Gebiete für sich bzw. günstige Gewässer für das Aufwachsen ihres Nachwuchses aufzusuchen.
Manche ziehen in bestimmten Zyklen, manche nur einmal in ihrem Leben. Einige wandern dabei um den halben Erdball, andere nur relativ kurze Strecken. Problemlos überwinden Aale und Lachse auf den weiten Reisen zu ihren Laichgebieten die Grenzen zwischen Salz- und Süßwasser. Thunfische unternehmen nicht nur solche Laichwanderungen, sondern suchen und verfolgen ausdauernd Fischschwärme, was sie sogar über ganze Ozeane führt.
Wussten Sie, dass …
das Plankton so viel wie »das Umhergetriebene« heißt? Den Namen prägte der deutsche Meeresbiologe Victor Hensen (1835–1924).
die Biomasse in der Nahrungskette von Stufe zu Stufe abnimmt? 50 t Phytoplankton ergeben 10 t Zooplankton. Davon lebt beispielsweise 1 t Heringe und deren Energie reicht für etwa 100 kg Thunfisch.
Geht es unter Wasser auch ohne Licht?
Ja. Ende der 1970er Jahre stieß man in etwa 2600 m Tiefe auf eine besonders spezialisierte Lebensgemeinschaft in lichtloser Umgebung. Sie hat sich rund um Quellen entwickelt, den sog. Blacksmokers, aus denen bis zu 400 °C heißes, schwefelwasserstoffhaltiges Wasser austritt. Mithilfe dieses Wassers und der Chemosynthese können Bakterien die freigesetzte Energie für ihren eigenen Stoffwechsel nutzen. Sie ernähren wiederum andere Lebewesen, z. B. Röhrenwürmer. Auch Bakterien, die an kalten Quellen austretendes Methan zu Wasser und Kohlendioxid verbrennen, sind nicht auf die Sonne als Energielieferant angewiesen.
Wussten Sie, dass …
von den 33 Stämmen, in die die Tierwelt untergliedert ist, 32 im Meer zu finden sind? 15 Stämme leben ausschließlich dort.
von den über 20 000 im Meer vorkommenden Fischarten die meisten Knochenfische sind? Sie besitzen eine Schwimmblase, mit der sie ihr Gewicht auf bestimmte Wassertiefen einstellen können. Haie, Rochen und Seedrachen, deren Skelett aus Knorpelmasse besteht, haben keine Schwimmblasen. Sie müssen in dauernder Bewegung bleiben, um nicht abzusinken.
Haie ihre Beute mithilfe ihres Geruchssinns oder über elektromagnetische Schwingungen auf große Entfernungen aufspüren können? Wale und Delphine nutzen zur Jagd Ultraschall.
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