Wissensbibliothek
Ukraine: Ein Riese mit Potenzial
Welche Folgen hatte die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl?
Im Kernkraftwerk Tschernobyl ereignete sich im April 1986 der bislang schwerste Unfall in der Geschichte der friedlichen Nutzung der Kernenergie. Nach zwei Explosionen wurden 50 Mio. Curie radioaktive Strahlung freigesetzt – das entspricht der 30- bis 40-fachen Menge der Hiroshima-Bombe. Nach inoffiziellen Schätzungen sind mehr als 15 000 Menschen ums Leben gekommen. Die radioaktive Wolke breitete sich in den folgenden Tagen nach Nordwesten aus und erfasste Mittel- und Nordeuropa.
Landesnatur
Wie groß ist die Ukraine?
Abgesehen von Russland ist die Ukraine der flächenmäßig größte Staat Europas.
Sie ist ein überwiegend ebenes Land und nur in den Waldkarpaten und im Süden der Krim gebirgig. Die Halbinsel Krim ist durch die Landenge von Perekop mit dem Festland verbunden. Auf das von Mischwäldern bestandene Sumpfgebiet Polesje im Nordwesten folgen nach Süden Wald- und trockenere Grassteppe mit fruchtbaren Schwarzerdeböden.
Bevölkerung
Wer lebt auf der Halbinsel Krim?
Die Krimtataren. Das Turkvolk wurde 1944 wegen angeblicher Kollaboration mit den Deutschen nach Zentralasien deportiert. Erst 1989 wurden alle Diskriminierungen aufgehoben und die Krimtataren konnten wieder in ihre alte Heimat zurückkehren.
Wirtschaft
Mit welchen Problemen kämpft die Wirtschaft?
Rückläufige Produktionszahlen in allen Wirtschaftsbranchen, Inflation und eine hohe Staatsverschuldung kennzeichnen die wirtschaftliche Lage der Ukraine. Zudem verlief die Anfang der 1990er Jahre begonnene Umstrukturierung des Wirtschaftssystems von der Plan- zur Privatwirtschaft nur schleppend.
Die ökologische Situation in der Ukraine hat z. T. katastrophale Ausmaße erreicht. So zählen die Industriegebiete im Osten zu den am stärksten verschmutzten Regionen Europas. Zudem sind als Folge des Reaktorunglücks von Tschernobyl 10 % der Landesfläche als stark radioaktiv belastet einzustufen.
Geschichte
Was fiel dem Mongolensturm zum Opfer?
Vom 9. bis zum 12. Jh. bildete die Nord- und Westukraine den Kern des Kiewer Reichs. Dessen reiche Stadtkultur ging schließlich im Mongolensturm zugrunde.
Nach dem Verfall bildete die Westukraine ein selbstständiges Fürstentum Wolynien-Halitsch, das nach 1340 überwiegend an Polen fiel. 1386 war die gesamte Ukraine außer des Steppengebiets Teil des polnisch-litauischen Staats. 1654 ging die Ukraine zum Moskauer Zaren über. Durch die polnischen Teilungen kam die restliche Ukraine samt Wolynien zu Russland, Galizien (Halitsch) zu Österreich. Unter Kaiserin Katharina II. wurde auch das unter türkischer Herrschaft stehende südliche Steppengebiet mit der Krim Russland angegliedert.
Literatur
Wer begründete die neuere ukrainische Literatur?
Taras Schewtschenko (1814–1861). Der Schriftsteller theamatisierte die nationale Eigenständigkeit. Als Lyriker, Epiker (»Kobsar«) und Erzähler bemühte er sich um die Bereicherung der ukrainischen Literatursprache.
Übrigens: Die jüngste Autorengeneration wird u. a. durch Oksana Sabushko (* 1960) und Sherhij Shadan (* 1974) vertreten.
Wogegen richtete sich die »orangene Revolution«?
Gegen Wahlfälschungen und Manipulationen im Zuge der Präsidentenwahl, die im Herbst 2004 stattfand. Wiktor Janukowitsch, Protegé des seit 1994 autoritär regierenden Staatspräsidenten Leonid Kutschma, wurde von offizieller Seite zum Sieger erklärt. Daraufhin erhob Wiktor Juschtschenko, der Kandidat der Opposition, Manipulations- und Betrugsvorwürfe. Hunderttausende seiner Anhänger protestierten friedlich in Kiew. Das Oberste Gericht erklärte schließlich das Wahlergebnis für ungültig. Die Wiederholung der annullierten Wahl am 26. 12. 2004 konnte Juschtschenko zu seinen Gunsten entscheiden. Er ernannte Julia Tymoschenko zur neuen Ministerpräsidentin, entließ sie aber bereits im September 2005 im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen. Neuer Regierungschef wurde Jurij Jechanurow.
Der große Sprung
Ein neuartiger Hochtemperatursupraleiter funktioniert bereits bei kühler Raumtemperatur – wenn auch nur unter hohem Druck. Ein wichtiger Schritt in Richtung Alltagsanwendung ist getan. von DIRK EIDEMÜLLER Bei der Suche nach Supraleitern bei Raumtemperatur geht es um den heiligen Gral der Energietechnik. Wenn sich ein solches...
„Waffen waren bei Olympia verboten“
Der olympische Friedensgedanke ist ein historisches Vermächtnis der griechischen Antike an die Neuzeit – oder? Der Olympiahistoriker Stephan Wassong räumt mit einigen Missverständnissen auf. Das Gespräch führte ROLF HESSBRÜGGE Herr Prof. Wassong, alle paar Jahre beschwört die Welt den „olympischen Frieden“, den es aber nie zu...