Daten der Weltgeschichte

Aufklärung und Revolution17861815

Zwei politische Ereignisse in der Alten und Neuen Welt prägten in entscheidendem Maß die Entwicklung des 18. Jahrhunderts und veränderten den Gang der Weltgeschichte: Die nordamerikanische Unabhängigkeitsbewegung mit der Gründung der USA (1776) und die Französische Revolution (1789). Beide Ereignisse hatten ihren Ursprung im Gedankengut der Aufklärung, der übergreifenden und umwälzenden kulturellen und geistigen Bewegung des 18. Jahrhunderts.

Krise des Absolutismus

Die Vernunft war der zentrale Aspekt der Aufklärung, sie wurde zum Prüfstein aller Erkenntnis und aller Erklärungen in der Welt. Aufklärung war von der Fähigkeit des Menschen überzeugt, sich selbst zu vervollkommnen. Jeder Einzelne war in seiner Entscheidung autonom und frei, jeder geschichtlichen Geprägtheit des Individuums wurde eine Absage erteilt. Der Königsberger Philosoph Immanuel Kant fasste diese Überzeugung im „Sapere aude“ zusammen „habe den Mut, dich deines Verstandes zu bedienen“. Logische Folge dieser Geistesbewegung war die allgemeine Enttheologisierung des Denkens. Der Mensch, nicht mehr Gott, stand nun im Mittelpunkt der Betrachtungen. Erstmals in der Geschichte stand die zeitgenössische Philosophie im grundsätzlichen Gegensatz zu Kirche, Religion und zum Christentum. Fortschrittsglaube und ungehemmter Optimismus rüttelten an den Fundamenten der sakral legitimierten Fürsten im Absolutismus.

Der Verfassungsstaat

Der Staat wurde neu definiert und seine Mitglieder erschienen als gleichberechtigte Teile eines Ganzen. Einen ersten Schritt unternahm der englische Philosoph John Locke im ausgehenden 17. Jahrhundert. Aus seiner Naturrechtslehre leitete er das Recht eines jeden Menschen auf Leben, Freiheit und Eigentum ab. Um dieses Naturrecht vor Rechtsbrechern zu sichern, schlossen sich die Menschen auf freiwilliger Basis und vernunftgeleiteten Motiven zusammen. Dieser „Gesellschaftsvertrag“ wurde von Locke als die Basis der Staatlichkeit gesehen. Die Staatsmacht benötigte die Anerkennung aller Staatsmitglieder und sollte vornehmlich der Wahrung der Naturrechte dienen die als Menschenrechte in die Verfassungen der USA und des revolutionären Frankreich einflossen. Um Diktaturen, also Machtakkumulationen einzelner, zu verhindern, forderte der französische Jurist und Philosoph Baron de Montesquieu die Gewaltenteilung. Die staatliche Gewalt sollte in Legislative (gesetzgebende Gewalt), Exekutive (ausführende Gewalt) und Judikative (rechtsprechende Gewalt) gesplittet werden, wobei alle drei Säulen der Macht in verschiedenen Händen liegen müssten und einander kontrollieren. Den letzten Schritt hin zum modernen Verfassungsstaat vollzog der Genfer Philosoph Jean-Jacques Rousseau, der die Gesamtheit des Volkes zum Souverän im Staat erhob. Die Machtträger wurden als wählbare und absetzbare Mandatsträger eines allgemeinen Volkswillens begriffen.

Amerikanische Unabhängigkeitserklärung

Die Gründung der USA verhalf den Überzeugungen der großen Denker erstmals zu politischer Wirklichkeit. Konflikte um Steuerzahlungen der Kolonisten an das durch teure Kriege ausgelaugte Großbritannien führten zu einer Eskalation, da sich die britischen Kolonialherren weigerten, den nordamerikanischen Siedlern politische Mitspracherechte einzuräumen. Als Kompromisse nicht mehr erreichbar erschienen, erfolgte nach Ausbruch der Kampfhandlungen die Unabhängigkeitserklärung von 13 nordamerikanischen Kolonien. In diesem Dokument wurde der Widerstand mit Rückgriff auf das „Common Law“ rechtlich legitimiert und erstmals in der Geschichte eine Kodifizierung der Menschenrechte vorgenommen. Die 1787 erlassene Verfassung enthält alle wesentlichen Inhalte der Aufklärung, wie sie von Locke, Montesquieu, Rousseau und anderen formuliert worden waren. Diese liberale, föderalistische Demokratie auf dem Grundsatz der Gleichheit und Freiheit der Bürger (unter Ausklammerung der Indianer und Sklaven) wurde für Europa zum Vorbild.

Französische Revolution

Die Französische Revolution entsprang einer tiefen, gesellschaftlichen Krise des herrschenden Ancien Régime. Missernten verschärften das ohnehin schwierige Los des damals bevölkerungsreichsten Landes Europas. Die Staatsfinanzen waren desolat, da die reichen Adligen und der Klerus von der Steuerpflicht befreit waren und die Einnahmen insbesondere dem ausgesprochen teuren höfischen Leben zugute kamen. König Ludwig XVI. entschloss sich daher, 1789 die Generalstände einzuberufen. Vertreter der Kirche (1. Stand), des Adels (2. Stand) und des reichen Bürgertums (3. Stand) sollten gemeinsam Beschlüsse fassen, um die Staatskrise zu bewältigen. Längst aber hatten viele Angehörige des 3. Standes ein Elitebewusstsein entwickelt, das sie in unversöhnlichen Gegensatz zur maroden Herrschaftsschicht aus König, Klerus und Adel setzte. Bei der Versammlung kam es zum Eklat: Der 3. Stand separierte sich von den anderen Vertretern und konstituierte sich als Nationalversammlung, wobei sich die Bürger als eigentlicher Körper dieser „Nation“ definierten. Die Erstürmung der Bastille am 14. Juli 1789 durch einen Volksaufstand symbolisiert den Beginn der Revolution, die aber genau genommen bereits in vollem Gange war. Im weiteren Verlauf wurde die Revolution ein Opfer ihrer eigenen Radikalität: Blutige Schreckensherrschaften einzelner ( Robespierre) oder die Hinrichtung Ludwigs XVI. 1792 kosteten viele Sympathien im Ausland. Der Krieg gegen das restliche Europa, der 1792 ausbrach, wurde zum allübergreifenden Problem der Revolution und förderte den Aufstieg Napoleon Bonapartes, der 1799 an der Spitze einer Militärdiktatur die Macht an sich riss und die Revolution für beendet erklärte. Das Gedankentum von „Liberté, Egalité, Fraternité“ (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) fand jedoch durch die napoleonischen Kriege (bis 1814/15) in ganz Europa Verbreitung und leitete mit Zwischenphasen vom Absolutismus zum bürgerlichen Zeitalter der Nationalstaaten über.

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