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Warum beginnt die Karnevalssaison am 11.11.?

Am Samstag ist es wieder so weit: Die Karnevalshochburgen im Rheinland starten in die „Fünfte Jahreszeit“. Am Elften im Elften pünktlich um 11.11 Uhr beginnt der jecke Reigen und in vielen Karnevalsvereinen und an öffentlichen Orten wird ausgelassen geschunkelt und gefeiert. Aber warum beginnt die Karnevalszeit eigentlich genau an diesem Datum? Dafür gibt es verschiedene mögliche Erklärungen.
CKR, 10.11.2023
Symbolbild Karnevalsstart am 11.11.

© Kalenderblatt: klenger, GettyImages; Hintergrund: AlexRaths, GettyImages

Der Karneval, im schwäbisch-alemannischen Raum auch Fastnacht oder Fasching genannt, geht traditionell der 40-tägigen Fastenzeit im Christentum voraus, die von Aschermittwoch bis Ostern dauert. Vor dieser enthaltsamen Zeit feiern die Menschen ausgiebig und toben sich nochmal richtig aus, insbesondere in der Woche zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch. Im süddeutschen Raum beginnt die Faschingssaison offiziell am 6. Januar, dem Dreikönigstag, und auch der Karneval begann ursprünglich an diesem Datum. Doch schon vorher finden viele Veranstaltungen statt und der hoch gefeierte Startschuss der Karnevalssession fällt seit dem 19. Jahrhundert bereits am 11. November. Aber warum eigentlich?

Zahlenspielerei und Brauchtum

Die Schnapszahl Elf gilt historisch und nach altem Brauchtum als Narrenzahl und steht für Jux und Dollerei. Im Christentum wird die Zahl auch mit Sünde verbunden, da sie zwischen den biblisch bedeutsamen Zahlen Zehn (zehn Gebote) und Zwölf (zwölf Apostel) steht. In der Landwirtschaft markiert der 11. November zudem das Ende des Wirtschaftsjahres und bietet einen Grund zum Feiern, denn nachdem die Ernte eingefahren und verarbeitet war, bekamen Knechte und Mägde ihren Lohn und die Pacht wurde fällig.

Außerdem umfassten im 19. Jahrhundert viele Stadt- und Kommunalgremien in Deutschland zehn oder zwölf Mitglieder. Der "Elferrat" im Karneval gilt daher als ein ironischer Angriff auf diese politische Ordnung. Im Stadtwappen der Karnevalshochburg Köln erinnern zudem elf symbolische Tränen an die 11.000 Jungfrauen, die einer Legende nach die Stadtpatronin Ursula nach Köln begleiteten und tragisch zu Tode kamen.

Eine andere Erklärung ist, dass die Elf für die Gleichheit aller Narren stehen soll. Denn bei zwei Einsen nebeneinander hat keine Zahl einen höheren Wert als die andere. Wieder andere vermuten, die Elf im Karneval lehne sich an die Französische Revolution an. Deren Botschaft „Egalité, Legalité, Fratternité“ – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – kann ebenfalls mit ELF abgekürzt werden.

Vermutungen zur Bedeutung des 11.11.

Ob der Karnevalsbeginn am 11. November mit dieser Zahlenmythologie und alten Bräuchen zusammenhängt, ist also nicht eindeutig geklärt. Wahrscheinlich ist es jedoch kein ganz willkürlich gewähltes Datum.

Eine mögliche Erklärung für die Wahl des 11. November lieferte der Bonner Karnevalsexperte Horst Bachmann. Wie er erklärte, forderte Preußen, dem nach den napoleonischen Kriegen weite Teile des Rheinlandes zugefallen war, im Jahr 1823, den dortigen Karneval künftig zu organisieren. Um vor dem offiziellen Start der Fastnachtssaison am 6. Januar genug Zeit dafür zu haben, legten die Verantwortlichen den 11. November fest – zumal damals zwischen dem 11. November, dem Tag des Heiligen Martins, und Weihnachten noch eine weitere vierwöchige Fastenzeit lag. Mit dem Sankt-Martins-Fest, das bis heute ebenfalls am 11. November stattfindet, hat die Feier zum Beginn des Karnevals aber nicht direkt zu tun.

Der genaue Hintergrund für den Startschuss am 11.11. bleibt indes unklar, eine einzelne Erklärung für die enorme Bedeutung der Zahl Elf im Karneval gibt es nicht.

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