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Fachkräftemangel: So finden Unternehmen Beschäftigte

Aktuell ist es vielerorts auf dem Arbeitsmarkt so, dass es die Unternehmen sind, die verzweifelt um Arbeitskräfte buhlen, während diese sich die Rosinen herauspicken können. Einige Branchen, beispielsweise das Handwerk oder die Gastronomie, sind besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen. Aber wie können sie passende Beschäftigte finden?
Schild mit Beschriftung "Fachkräfte gesucht"
Die Suche nach Fachkräften wird für Betriebe immer mühsamer - doch welche Strategien helfen?

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Wie entsteht Fachkräftemangel?

Der momentane Fachkräftemangel basiert auf gleich mehreren Problemen:

  • Baby Boomer – die älteren Beschäftigten gehen nach und nach in den Ruhestand, während der Nachwuchs fehlt.
  • Umorientierung – während der Corona-Krise haben sich Beschäftigte in den stark reglementierten und teils über Monate geschlossenen Branchen umorientiert. Beispiel: Restaurantangestellte oder Hotelfachangestellte, die sich während Corona in anderen Bereichen einen festen Arbeitsplatz suchten, fehlen nun, da sie nicht zurückwechseln. Der Nachwuchs hingegen fehlt.
  • Veränderung der Ausbildung – seit vielen Jahren wird Schülern das Abiturs und das Studium als die bessere Lösung vorgestellt. Darunter leiden nun die Branchen, die über die duale Berufsausbildung (Praxis im Betrieb plus Schule) Nachwuchskräfte heranziehen. In vielen Branchen fehlen die Bewerber auf die Ausbildungsplätze.

Das sind die wichtigsten Punkte bezüglich des Fachkräftemangels. Hinzu kommt jedoch auch eine – durch die Inflation noch geförderte – geringere Bereitschaft, zu niedrigeren Löhnen eine Anstellung zu akzeptieren. Dieses Argument ist nachvollziehbar, doch ist es vielen kleineren Betrieben kaum möglich, deutlich an der Gehaltsschraube zu drehen, da schließlich nicht nur neue Beschäftigte, sondern auch die Alteingesessenen einen Lohnzuwachs erhalten müssten.

Professionelle Hilfe: Was Personalberatung tun kann

Eine gute Personalberatung kann dabei behilflich sein, geeignete Bewerber für ein Unternehmen zu finden. Welche Aufgaben die Beratung tatsächlich unternimmt, hängt auch mit vom Betrieb ab. Manchmal ist es notwendig, vor der eigentlichen Bewerbersuche zuerst vor Ort zu beginnen:

  • Branding – wie ist das Unternehmen aufgestellt und wie wird es wahrgenommen? Negative Schlagzeilen oder Berichte stechen hier weniger hervor wie schlichtweg öffentliche Unbekanntheit. Die Frage ist jedoch auch, für was ein Unternehmen steht und welche Werte es vertritt. Der Kern der Arbeit ist herauszufinden, weshalb sich ein Bewerber eigentlich bei dem Betrieb bewerben sollte.
  • Was biete ich? – heute muss ein Betrieb hervorstechen. Durch den Fachkräftemangel stehen die Unternehmen im harten Konkurrenzkampf um die wenigen Arbeitnehmer und müssen sich positiv hervorheben. Nicht wenige Unternehmen gehen bereits ungewöhnliche Wege und preisen ihren Betrieb medial an. In den Videos wird auch auf das moderne Arbeiten eingegangen, was für viele Bewerber eine Notwendigkeit ist.
  • Personalsuche – Personalberater können auch im Auftrag des Betriebs nach geeignetem Personal suchen. Diese Aufgabe steht jedoch hintenan, da zuerst das Branding samt Attraktivität des Unternehmens herausgestellt werden müssen.

Die Personalberatung ist ein vielseitiges Feld und kann Unternehmen durchaus helfen, geeignete Bewerber zu finden. Allerdings dürfen Betriebe die Beauftragung nicht auf die leichte Schulter nehmen, da im Regelfall viel Aufwand erforderlich ist, um auf dem Markt erfolgreich zu sein. Nicht selten umfasst die Personalberatung eine teilweise Umstrukturierung der Abläufe, um eben bei potenziellen Bewerbern positiver abzuschneiden oder gar erst die erste Hürde, eine eingehende Bewerbung, zu nehmen.

Frau bei Video-Chat am Laptap
Die Online-Suche nach personal gehört zu den Basics. Mit guten Aktionen können Unternehmen ehrausstechen.

© VioletaStoimenova, GettyImages

Was Unternehmen selbst tun können

Es wurde schon angedeutet: Etliche Betriebe, insbesondere aus dem Handwerk, haben längst Instagram oder TikTok für sich entdeckt und suchen dort nach Bewerbern. Sicherlich zielen diese Aktionen häufig auf den Gewinn neuer Ausbildungskräfte ab. Einige Beispiele:

  • Dachdeckerbetrieb – eine Dachdeckermeisterin erzählt und zeigt in den sozialen Netzwerken ihren Arbeitsalltag und wirbt somit gleich vom Dach um neue Auszubildende oder erfahrene Bewerber.
  • Glaser – das Video ging herum: Der Glaser, der vor der Kamera eine Scheibe zerbricht und recht lustig ganz nebenbei um neue Bewerber und Azubis wirbt.
  • Sonstiges – einige Chefs arbeiten mit ihren Mitarbeitern gleich zusammen und drehen für TikTok Tanz- und Musikvideos.

Die Zielgruppe dieser Aktionen ist natürlich eher die der Auszubildenden. Dennoch stellen auch andere Betriebe sich und die Belegschaft in den sozialen Netzwerken vor und erlauben es potenziellen Bewerbern, vorab schon einmal einen Blick hineinzuwerfen. Letztendlich geht es darum, in der Region bei Bewerbern bekannt zu werden und aus der Masse herauszustechen. Durch Videos oder sonstige Posts können Bewerber völlig unverbindlich und geheim schon im Voraus einen Einblick erhalten.

Mit einem höheren Anspruch geht die Gemeinde Langenbach in Bayern ans Werk. Auch sie sucht eine Fachkraft, genauer gesagt einen Nachfolger für den heimischen Arzt. Nachdem Stellenausschreibungen nicht fruchteten, suchte die Gemeinde eine Werbeagentur auf und drehte den Spieß um:

  • Gemeinde bewirbt sich – Langenbach sucht keinen Arzt mehr, sondern bewirbt sich bei Ärzten. Über eine eigene Webseite stellt sich die Gemeinde fast wie in einer Bewerbung vor. Und noch mehr: Auch einzelne Bürger stellen sich als »angehende Kollegen« des Arztes vor.
  • Webauftritt – die Website ist das Aushängeschild, wobei sie natürlich auch beworben wird, zuletzt im TV.

Auch Unternehmen setzen natürlich auf Karrierewebsites, über die sie sich bei potenziellen Bewerbern vorstellen. Wird gleich noch erklärt, weshalb eine Anstellung vorteilhaft ist und welche Optionen sich für Kandidaten ergeben, ist die Erfolgsaussicht hoch. Zusammen mit einer guten Interagentur lassen sich die Erfolgschancen am Ende sogar noch erhöhen.

Die erhöhte Erfolgsaussicht bei medialen Auftritten oder eigenen Webseiten abseits der Unternehmenspage hat mehrere Gründe. Einer der wichtigsten ist, dass sich Unternehmen abseits der auf üblichen Stellenportalen gängigen Normen präsentieren können und nicht an feste Zeichen- oder Längenvorgaben gebunden sind. Natürlich ist es möglich, eine solch spezielle Seite auch auf den Jobportalen einzubinden – das »Spielfeld« ist nun die eigene Seite.

Fazit – Unternehmen müssen umdenken

Der Fachkräftemangel ist kein vorübergehendes Phänomen und wird auch nicht bald wieder abflauen. Die Generation der Babyboomer geht gerade erst in Rente, sodass künftig noch weitaus mehr Arbeitnehmer fehlen werden. Nun ist es an den Betrieben, um Fachkräfte und gutes Personal zu buhlen. Dazu zählt auch, alteingesessene Strukturen aufzuweichen und sich mit dem modernen Arbeitsleben genauer anzufreunden. Viele Bewerber schließen beispielsweise Unternehmen kategorisch aus, die Remote Work ablehnen.

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